Plötzlich stand es vor mir auf dem Schreibtisch, das alte fleckige Tintenfass. Es verlangte, nicht mehr vergessen zu sein, schaute mich stolz an und verhandelte: "Werfe mich nicht weg, du wirst es nicht bereuen." Ich erfüllte seinen Wunsch, schaffte mir die passende Schreibfeder an und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Aus der Feder flossen Geschichten, Alte, Neue, Traurige, Fröhliche, inspiriert durch meine Heimatstadt Rudolstadt. Es mischten sich Erinnerungen in die Tinte, an Orte der Vorfahren in Böhmen und dem Rest der Welt. Manchmal benötigte ich eine Pause zum Nachdenken. Dann redeten wir miteinander: "Gedulde dich, das Schreiben geht bald weiter." Ja, das Tintenfass hörte auf mich.
1. Mai in der Hauptstadt. Tag der gefeierten Arbeit, Nacht des heißen Asphalts. Und auf dem Bahnhof schlummert Florian. Leonore, seine Freundin kommt verspätet. Doch mit ihr fegt Wind ins Dickicht der Stadt. Und treibt auch ihn an. Dicke Brocken liegen im Wege: Der ungeklärte Tod des gemeinsamen Freundes, die Sicherheit und Unsicherheit des Jobs, die Treue in den Zeiten der flexiblen (Arbeits-) Verhältnisse. Florian mittendrin, eifrig mittendurch, verrennt sich, bis es brennt. Ist Politik für Prosa zu prosaisch? Hier ist das Gegenteil erbracht.