"Ein Schiff wird kommen", hieß es früher, heute kommt es nicht mehr, sondern fährt vorbei, und also geht es auch in diesem Stück: um die ausbleibende Rettung. Eine Handvoll Männer – wie viele es genau sind, bleibt der Regie überlassen – unterhalten sich lustvoll über hoffnungsloses Warten, über die Unübersichtlichkeit globaler Warenströme und über Attrappen aller Art, derweil sie über das Deck ihres Traumschiffes parlieren, äh paradieren. Wer aber sind diese Männer? Staatsmänner, Seemänner, Fremdenverkehrsführer oder doch nur Schauspieler? Sind sie unsere Rettung oder unser Untergang? Und wessen Kunde ist hier König? Oberwasser (Havariewaren) ist ein Versuch der kollektiven Weißwaschung mit den Mitteln der Seefahrt, des Tourismus' und der Mülltrennung. Es will unterhalten, wo man besser schwiege, und schweigen, wenn man am besten lacht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen." (Sigrid Behrens)
Sie ist die Ikone der sechziger Jahre: Audrey Hepburn, im kleinen Schwarzen, mit Zigarettenspitze und verführerischem Blick. So faszinierend das Bild, das die Nachwelt von Hepburn festzementiert hat, auch ist, so einseitig ist es: Sigrid Behrens sucht nach den Facetten dieser beeindruckenden Persönlichkeit, schaut hinter die Fassade und gewährt in ihrem Monolog einen Einblick in das Leben des Filmstars, der öffentliche Empfänge und Dinnerpartys mied und stets den Rückzug ins Private suchte.
Der reiche Bürger Orgon hält sich den religiösen Eiferer Tartuffe als Dauergast in seinem Haus, um den – wie er findet – allzu freizügigen Sitten seiner Familie Einhalt zu gebieten. Orgons Kinder, seine Frau Elmire und sein Schwager betrachten diesen merkwürdigen Gast jedoch mit größter Skepsis. Während Orgon aus geschäftlichen Gründen abwesend war, hat Tartuffe im Haushalt eine Atmosphäre von Überwachung und Freudlosigkeit verbreitet. Orgons Familie wagt jedoch nicht dagegen zu rebellieren, fürchten man doch den Zorn des Hausherrn, auf dessen Kosten sich prächtig leben lässt. Erst als Orgon nach seiner Wiederkehr seiner Tochter Marianne mitteilt, dass er sie mit Tartuffe verheiraten wolle, eskaliert die Situation.
Ein Stück für viele Schauspielerinnen und einen Text. Wobei Schauspielerinnen hier tatsächlich Frauen meint. Ein Stück für Frauen, die manchmal miteinander reden, als wären sie Männer, obwohl sie das gar nicht wollen. Das Mann-Sein, heißt das. Ganz im Gegenteil. Frauen also, die Frauen sind, und das gar nicht mal ungern, aber genau das ist ihr Problem. Finden die abwesenden Männer. Woran dieser Text sie, die Frauen, erinnert, aber das haben Texte ja so an sich: eine Erinnerung zu sein an die Ansichten Abwesender. Oder daran, was man noch alles von sich geben könnte, hergeben, aus mehr oder minder guten Gründen.
Als könnte man nicht darüber reden! Als könnten die hier versammelten Frauen das nicht ausgesprochen gut! Nicht nur über Männer. Auch abstrakt. Über Frauen und ihren Marktwert mitsamt all seiner fünfzig Schattierungen, als da wären: schwarz und weiß. Was jetzt nicht nur die Hautfarbe meint. À propos, mindestens eine Farbige unter den Schauspielerinnen wäre zu begrüßen. Gibt es leider so selten, und wenn, dann muss sie immer die Farbige spielen. Falls es also keine im Ensemble gibt, möge doch bitte der hübsche Blonde die Farbige geben. Auch das sollte man an der Schauspielschule gelernt haben…