Ist die Wirtschaft wissenschaftlich verstehbar und rational zu beeinflussen? Der Traum von einer lenkbaren Ökonomie – ob unter sozialistischen oder marktwirtschaftlichen Vorzeichen – scheint vorerst ausgeträumt. Gleichwohl beharren die modernen Wirtschaftswissenschaften darauf, mit ihrer Theorie den Wirtschaftsprozess berechnen und prognostizieren zu können. Diese Auffassung hält Karl-Heinz Brodbeck für einen Irrweg und weist an den Grundlagen der Ökonomie detailliert ihre philosophische Fragwürdigkeit nach. Mit den Mitteln der Wissenschaftstheorie zeigt er in seinen akribischen Untersuchungen der benutzten Grundbegriffe, wo sich grundsätzliche Denkfehler eingeschlichen haben. Die Wirtschaftswissenschaften verfehlen in ihrem Zeit-, Natur- und Rationalitätsbegriff gerade dadurch, dass sie den Naturwissenschaften nacheifern, ihren Gegenstand: das wirtschaftliche Handeln, die menschliche Freiheit und Kreativität.
Unsere Welt wird zerrissen von religiösen und weltanschaulichen Gegensätzen. Eine globale Ethik gibt es erst in zaghaften Ansätzen. Die Religionen sind ebenso eine Quelle für positive Werte wir für immer neuen Streit. Dieses Buch sucht nach einer gemeinsamen Grundlage für eine säkulare Ethik − eine Ethik, zwar im Gespräch mit Religion und Wissenschaft, aber ohne Bindung an Glaubensvorstellungen. Sie knüpft an die westliche Philosophie an und entwickelt aus der buddhistischen Überlieferung eine Ethik ohne Dogma.
Andere Formen des Wirtschaftens zu entwickeln, die nicht auf dem Fetisch Wachstum beruhen, sondern auf soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit setzen, ist mehr denn je ein Gebot der Stunde. Eine buddhistische Wirtschaftsethik bietet eine fundierte Kritik an herkömmlichen ökonomischen Sichtweisen und leistet einen wichtigen Beitrag, damit buddhistische Prinzipien wie Mitgefühl, Achtsamkeit und Genügsamkeit zu Maßstäben unseres Handelns werden.