Der Humor zählt zu den rätselhaftesten Erscheinungen menschlicher Existenz; immer wieder hat man versucht, diesem Phänomen auf die Spur zu kommen, denn ohne das Komische in der Welt wäre das Leben vermutlich schwer zu ertragen. Lachen scheint somit geradezu lebensnotwendig. Wie aber kam der Witz in die Welt? Lachen über Komisches ist eine spontane Reaktion aus Protest gegen Unsinniges. Dies setzt voraus, dass ein Verständnis davon existiert, was sinnvoll sei. 'Komisches an sich' gibt es demzufolge nicht, vielmehr hängt der Humor von individuellen Vorstellungen ab und gibt Aufschluss über die geistige, aber auch kulturelle Verfasstheit des Einzelnen. Nur der Mensch kann zur Heiterkeit verführt werden. Tiere, von denen behauptet wird, sie könnten lachen, sind nicht in der Lage, die Komik einer Situation, den Witz einer Bemerkung zu erfassen, denn dafür bedarf es einer Fähigkeit, die einzig dem Menschen gegeben ist: zu denken. Frank Lisson gewährt mit diesem Band faszinierende Einblicke in Ursprünge, Funktion und Bedeutung des Humors und analysiert seine vielfältigen Ausprägungen. Dabei kommt das Homerische Gelächter ebenso zur Sprache wie die Romantische Ironie, der Slapstick und die zeitgenössische Comedy.
Jeder Mensch ist in sich selber ein einziger geschlossener Mythos. Und folglich ist er es auch allen anderen. Die Welt stellt sich ihm dar als eine große, alles Mögliche umfassende Erzählung, worin seine Individualität gar nicht vorkommt, weshalb er sich in das große Weltgedicht erst selbst hineinerzählen muss – und die Fabeln seiner Schöpfung gleich mit. Durch den Willen zur Mythologie wurde der Mensch zugleich das Produkt seiner Mythen; eine Verbindung, die sich immer fester knüpfte, je mehr der Mensch in seinen Geschichten vom Menschen aufging. Denn das Erzählen der Welt fängt die Welt nicht ein, sondern bildet sie nur ab – und sieht ihr hinterher.