Das Dorf am Grunde des Sees ist der Kreuzungspunkt in Raum und Zeit, an dem Wesen aus dem ganzen Universum zusammentreffen. Dort sorgt Kukuschkin dafür, dass alles reibungslos abläuft. Doch dann taucht Claire auf, die junge Frau, die aus allen Himmeln fiel. Durch sie gerät die kleine, vielgestaltige Welt des Dorfes ins Wanken. Nun-Tius, der Dreiäugige, Emma, die fliegende Händlerin, Tylla, der reptiloide Schmied, Brysbee, die Mutter Assel, Giovanni, der dritte Bruder – wie werden sich die drohenden Umwälzungen auf sie alle auswirken? Jenseits der Kuppel wartet das Wasser …
Wann sind wir menschlich? Wann funktionieren wir wie Maschinen? Und wie beeinflusst uns eine Zukunft, in der alles möglich scheint? In diesen Geschichten geht es um die Menschlichkeit, die unser Denken und Handeln bestimmt, eingepflanzt in nicht näher definierte, nicht allzu ferne Zukunftsszenarien. Es geht um Beziehungsmuster, um funkelnden Ruhm und das große Scheitern. Die vorliegende Neuausgabe enthält fünf zusätzliche Texte. Da verschmelzen zwei Sterbende zu einem Leben, da wird ein Büroangestellter zum Pulverfass, ein Ehemann mit einem Androiden ruhiggestellt; da treffen sich zwei auf einem verwüsteten Feld, da wird die Socialista zur Kraftquelle, da weiß einer nicht mehr ob Mensch, ob Maschine. Da planen Stellvertreter den großen Coup, tanzt einer um sein Leben, verpuppt sich eine in Schokoladenpapier, erweckt eine die andere zum Leben, bangt eine um ihre Seele. Da malen sich Lügen aufs Textil, da stellt sich eine ihrer Vergangenheit. Da wird eine Gemeinschaft wieder belebt, da geht es um den großen Showakt, wird Langeweile zur neuen Todesart.
Leiden.schaf(f)t – Dies ist die Formel, die allen vorliegenden Geschichten gleichermaßen innewohnt, eine Formel, die die zwei Seiten des Gefühls ausdrückt. In der zweiten Sammlung der Autorin Gabriele Behrend finden sich Texte aus den Jahren 2014 bis 2019. Unter anderem auch die Story «Suicide Rooms», die 2017 den Kurd-Laßwitz-Preis als beste deutschsprachige Science-Fiction-Kurzgeschichte gewonnen hat. Neben bereits veröffentlichten Texten finden aber auch neue Geschichten ins Buch, die so noch nicht zu lesen waren. Eine KI als Kuppler, ein Body-Instrument, ein Kohlenstoffsammler auf dem Titan, die Suicide Rooms, ein Gehängter, eine Truckerin im All, ein Exobiologe, ein verliebter Macho, ein getriebenes Sandkorn, eine Sängerin unter Stummen, Androiden auf Selbstfindungstrip und eine alte Dame, die in der Vergangenheit lebt und lebt und lebt – das sind die Protagonisten dieser Sammlung.
Als Douglas den Tod eines Menschen verschuldet, stellt ihn die Strafverfolgung vor eine scheinbar einfache Wahl – entweder lebenslange Haft oder die Implantierung einer multiplen Persönlichkeit, so wie sie jeder andere um ihn herum bereits besitzt. Diese Persönlichkeitssets ermöglichen es den Menschen, auf jede Situation angemessen zu reagieren. Das oberste Ziel? Effizienz. Dass dieser Eingriff bei einem «Wilden» Risiken birgt, verdrängt Douglas und lässt sich auf die Therapie ein und damit auch auf seine medizinische Patin Kaynee.
Gabriele Behrend entwickelt ein faszinierendes Szenario, in dem die Weiterentwicklung psychischer Fähigkeiten industrielle Ausmaße angenommen hat. Der gewohnt ausgefeilte Stil der Kurd-Laßwitz-Preisträgerin und ihr Einfallsreichtum packen den Leser von der ersten bis zur letzten Seite.