Nach einem rasanten Aufstieg als Lyriker und Erzähler gerät Rainer Maria Rilke 1910 in die größte Produktivitätskrise seines Lebens. Dem sollte eine große Reise durch Nordafrika und Ägypten im Winter 1910/11 abhelfen.
Auf der Reise wird er ergriffen von der Lebendigkeit und Einfachheit muslimischer Frömmigkeit, wie sie ihm in Algier, Tunis und im tunesischen Kairouan entgegentritt. Gott will Rilke künftig auch «von Mohammed her fühlen». Ähnlich sind die Erfahrungen im folgenden Winter 1912/13. Rilke reist durch Spanien, sieht Toledo, Cordoba und Ronda. Eine Gottunmittelbarkeit stellt sich ein, die zu Rilkes intensivsten Lebenserfahrungen gehören.
Drei Indien-Reisen im Zeitraum von 1975 bis 1986 haben im Werk von Günther Grass Spuren hinterlassen. Er bricht dabei entschieden mit einem Indien-Bild der deutschen Literatur, das von der Romantik inspiriert und von Hermann Hesse verfestigt wurde («indische Dichtung» «Siddhartha»). Dem stellt Grass seine radikale politische Kritik an den sozialen Zuständen in Indien entgegen: Massenarmut, Überbevölkerung, verelendete Städte. Spätestens mit seinem wichtigsten Indien-Buch «Zunge zeigen» (1988) gewinnt Grass ein komplexes Bild von Indien. Die geistige Mitte des Buches bildet die Göttin Kali. Sie steht für die zerstörerische Seite des Göttlichen. Die «schreckliche Mutter», ist aber auch eine Kraft der Veränderung, bei der die Machtverhältnisse und sozialen Zustände nicht so bleiben können wie sie sind.
Der uralten Tradition Chinas in Literatur, Theater und Philosophie hat Brecht große Beachtung geschenkt. Brecht reflektiert seine Rolle als «verbannter Dichter» auch im Spiegel großer chinesischer Lyriker wie Tu-Fu und Po-Chüyi (8./9. Jahrhundert). Von besonderer Aktualität wird für Brecht der große chinesische Weise Lao Tse. Mit Lao Tse setzt er auf eine durch den Künstler mit zu befördernde politische Aktivität, in der am Ende die jetzt Schwachen und Ohnmächtigen über die jetzt Mächtigen und Starken siegen werden.