Alfred Sisley (1839-1899) gilt als der Schüchternste unter den Impressionisten und obwohl er künstlerisch immer im Schatten von Pierre-Auguste Renoir und Claude Monet stand, verband ihn mit beiden eine lebenslange Freundschaft. In Sisleys Landschaftsbildern ist stets ein Gefühl aufrichtiger Bewunderung für die Natur zu spüren, eine große Zärtlichkeit und zugleich ein wenig Trauer. Die Natur wird nicht einfach auf der Leinwand wiedergegeben. Vielmehr steht die Farbe im Dienst des Ausdrucks einer ganzen Skala von Gefühlen, die die Natur im Menschen erweckt. Mit dieser umfangreich bebilderten Ebook-Monografie wird der Versuch unternommen, Sisley zu der künstlerischen Beachtung zu verhelfen, die ihm zu Lebzeiten verwehrt blieb.
„Vater Pissaro“, wie seine Freunde ihn gern nannten, war wohl der nüchternste der Impressionisten. Vielleicht lag es an seinem Alter (welches weitaus fortgeschrittener war, als das seiner Kollegen Monet, Sisley, Bazille und Renoir) oder vielmehr an seiner Lebenserfahrung, die seine Werke sowohl in ihren Themen als auch in ihrer Komposition durchaus ruhig und schlicht erscheinen lassen. Ein Mann mit einfachem Geschmack, der es genoss, die Landbevölkerung in den Straßen zu malen, auch wenn er später mit seinen Stadtansichten Berühmtheit erlangen sollte, die er mit derselben Leidenschaft fertigte, die in ihm aufkam, wenn er wieder einen stürmischen Himmel oder den vom Frost gezeichneten Morgen auf die Leinwand bannte.
Als Impressionist zu gelten war für Monet eine Auszeichnung. Er war es aus tiefer Überzeugung und blieb es bis an das Ende seines langen Lebens. Er begnügte sich mit einem einzigen Genre, dem der Landschaftsmalerei. Hier aber brachte er es zu einer Vollkommenheit, an die keiner seiner Zeitgenossen heranreichte. Im Sommer jenes Jahres kam es zu gemeinsamen Malübungen mit Boudin (1824 bis 1898) am Meeresstrand. “Mit der Zeit gingen mir die Augen auf und ich begann, die Natur zu verstehen; zugleich lernte ich, sie zu lieben” – so erinnert sich Monet später an diese gemeinsamen Exerzitien. Er besucht nicht die Ecole des Beaux-Arts, sondern zieht die von Monsieur Suisse, einem ehemaligen Modell Davids, gegründete freie “Académie Suisse” vor. Hier war es möglich, für einen geringen Beitrag lebende Modelle zu malen und zu zeichnen. Die Farbskala der Bilder, die Monet 1871 und 1872 malte, ist nicht sehr breit; sie erinnert an die der Barbizon-Schule und an die Seestücke Boudins. Die Grundtöne sind braungelb und blaugrau. Im Jahr 1877 wurde die dritte Ausstellung der Impressionisten eröffnet, bei der Monet zum ersten Mal eine Bilderserie zeigte. Mit seinem Motiv, dem Bahnhof Saint-Lazare, setzte Monet nicht nur Manets Die Eisenbahn und seine eigenen Landschaftsbilder aus Argenteuil fort, er schloss sich darüber hinaus der bei den Künstlern wachsenden Tendenz an, sich von diesem Transportmittel faszinieren zu lassen. In seinem Wohnort Giverny wurden die Bilderserien Monets wichtigste Arbeitsmethode. In den 1890er Jahren entdeckte Monet London. Zwar begann er die Bilder allesamt in London, beendete viele von ihnen aber in Giverny. Für den Schriftsteller Octave Mirbeau (1848 bis 1917) war Monet ein Mensch, der Wunder vollbrachte: Mit Hilfe der Farben habe er auf der Leinwand das Sonnenlicht, etwas nahezu Unfassbares, nachgebildet und es um eine Unzahl prismatischer Facetten bereichert. Tatsächlich hat Monet das Potenzial der Farbe mit nahezu wissenschaftlicher Strenge bis zu seinen äußersten Konsequenzen getrieben; kein anderer Impressionist ist darin so weit gegangen wie er, und es ist wenig wahrscheinlich, dass man in dieser Richtung hätte noch weitergehen können.
Degas bezog seine wichtigsten Motive aus dem lebendigen Paris der Epoche und lernte die künftigen Impressionisten wahrscheinlich erst im Café Guerbois kennen. Im Jahr 1852 erhielt er ein Juradiplom, und 1853 begann er eine Malerausbildung bei Louis-Ernest Barrias. Ab 1854 reiste Degas regelmäßig nach Italien, zunächst nach Neapel, dann nach Rom und Florenz, wo er sich intensiv dem Studium der Alten Meister widmete. In den sechziger und siebziger Jahren wurde er zum Maler von Jockeys, Pferden und Pferderennen. Sein fabelhaftes Malergedächtnis merkte sich die Besonderheiten ihrer Bewegungen, wo immer er sie beobachten konnte. Das Pferd wurde für ihn zur Inkarnation der Geschwindigkeit. Um die Mitte der 1860-Jahre machte Degas eine neue Entdeckung: Ballett und Oper. Diese Institutionen entwickelten sich für ihn nun zum beherrschenden Thema. Er zeigt das erste, ganz dem Tanz gewidmete Bild: Ballettsaal der Oper in der Rue Le Peletier. Die Komposition ist sorgfältig ausgewogen, die Personengruppen links und rechts ergänzen einander, aber jede einzelne Tänzerin ist ganz in ihre eigenen Übungen versunken, jede bewegt sich unabhängig von allen anderen. In diesen Institutionen fand er die zweite Domäne seines künstlerischen Schaffens, die ihn bis an sein Lebensende faszinieren sollte.
Cézannes glücklichste Zeit war seine frühe Jugend in der Provence, wo er zusammen mit Zola und einem anderen Freund in der Natur umherstreifte. Ermutigt durch Renoir, stellte er 1874 und 1877 zusammen mit den Impressionisten aus. Doch die ablehnende Haltung, mit der man seiner Kunst begegnete, verletzte ihn tief. Er malte gern Früchte, weil sie gehorsame Modelle waren, was seiner langsamen Arbeitsweise entgegenkam, dabei behielt er die dominante Farbe und den Charakter der Frucht bei, verstärkte aber den emotionalen Reiz der Form durch ein Spiel von reichen, fein aufeinander abgestimmten Farbwerten. Seine eigentliche Meisterschaft entfaltete er in den Stillleben. Cézanne verstand es, seine Malkunst mit Wissen zu bereichern, dem Wissen um die Dinge – dieser unabdingbaren Voraussetzung für alles schöpferische Bemühen. Kurz nach dem Tod seines Vaters zog er sich für immer auf sein Gut in der Provence zurück und war vermutlich dort der einsamste Maler seiner Zeit. Von Zeit zu Zeit überfiel ihn eine seltsame Melancholie, ja sogar eine düstere Hoffnungslosigkeit. Er konnte unberechenbar und schwierig sein, seine Leinwände zerstören oder sie zum Fenster seines Studios hinauswerfen, sie ganz einfach auf einer Wiese stehen lassen oder sie seinem Sohn geben, der sie zerschnitt und wie ein Puzzle wieder zusammensetzte. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts holten die Bauern aus ihren Scheunen eine größere Menge von Stillleben und Landschaften, als sie hörten, dass ein Narr aus Paris dafür mit gutem Geld zahlte. Doch leider kam die Anerkennung zu spät. Er starb 1906 an einem Fieber, das er sich zugezogen hatte, als er beim Malen vom Regen überrascht wurde.
Pierre-Auguste Renoir war Augenzeuge vieler bedeutender Ereignisse. Sein jüngerer Bruder Edmond erzählte: “Seine Kohlezeichnungen an den Mauern brachten die Eltern auf den Gedanken, dass er ein malerisches Talent besitze, und sie schickten ihn in die Lehre zu einem Porzellanmaler. Er hat also Glück gehabt, was nicht so oft vorkommt.” Bald darauf entstand das erste Bild des künftigen Impressionisten. Er bestand 1862 die Aufnahmeprüfungen an der Ecole des Beaux-Arts und nahm sein Studium in der Werkstatt von Charles Gleyre auf. Viel später, als bereits ausgereifter Künstler, erhielt Renoir die Möglichkeit, das Schaffen von Rembrandt direkt in Holland, die Werke von Velázquez, Goya und El Greco in Spanien und die Raphaels in Italien kennen zu lernen. Aber die erste Ausstellung der Impressionisten war für Renoir der erste Schritt zur Behauptung seiner eigenen künstlerischen Sicht. Ab 1873 ließ er sich auf dem Montmartre nieder, wo er bis 1884 lebte. Dort fand er auch seine Familie und lernte in den 1870er Jahren seine treuesten Freunde kennen. Auf der dritten Impressionisten-Ausstellung im Jahr 1877 zeigte Renoir ein ganzes Panorama von Bildern (über 20 Arbeiten). Darunter waren viele Landschaften, die in Paris an der Seine, in der Umgebung der Stadt und im Garten Monets gemalt worden waren, Studien von Frauenköpfen und Blumensträußen, Portraits, aber auch Die Schaukel und Ball im Moulin de la Galette. Durand-Ruel veranstaltete 1883 auf dem Boulevard de la Madeleine in Paris die erste Einzelausstellung Renoirs, auf der 70 Werke gezeigt wurden. Damit begann für Renoir eine Glückssträhne. Seine Bilder wurden in London, Brüssel und auf der Siebten Internationalen Ausstellung bei Georges Petit im Jahre 1886 ausgestellt. In einem Brief schrieb der Maler: “Die Ausstellung von Petit ist eröffnet und soll Erfolg haben. Es ist ja so schwer, über sich selbst zu urteilen. Ich glaube, es ist mir gelungen, einen Schritt auf dem Weg zur Achtung des Publikums zu tun, einen kleinen Schritt. Aber immerhin.”
Als Impressionist zu gelten war für Monet eine Auszeichnung. Er war es aus tiefer Überzeugung und blieb es bis an das Ende seines langen Lebens. Er begnügte sich mit einem einzigen Genre, dem der Landschaftsmalerei. Hier aber brachte er es zu einer Vollkommenheit, an die keiner seiner Zeitgenossen heranreichte. Im Sommer jenes Jahres kam es zu gemeinsamen Malübungen mit Boudin (1824 bis 1898) am Meeresstrand. “Mit der Zeit gingen mir die Augen auf und ich begann, die Natur zu verstehen; zugleich lernte ich, sie zu lieben” – so erinnert sich Monet später an diese gemeinsamen Exerzitien. Er besucht nicht die Ecole des Beaux-Arts, sondern zieht die von Monsieur Suisse, einem ehemaligen Modell Davids, gegründete freie “Académie Suisse” vor. Hier war es möglich, für einen geringen Beitrag lebende Modelle zu malen und zu zeichnen. Die Farbskala der Bilder, die Monet 1871 und 1872 malte, ist nicht sehr breit; sie erinnert an die der Barbizon-Schule und an die Seestücke Boudins. Die Grundtöne sind braungelb und blaugrau. Im Jahr 1877 wurde die dritte Ausstellung der Impressionisten eröffnet, bei der Monet zum ersten Mal eine Bilderserie zeigte. Mit seinem Motiv, dem Bahnhof Saint-Lazare, setzte Monet nicht nur Manets Die Eisenbahn und seine eigenen Landschaftsbilder aus Argenteuil fort, er schloss sich darüber hinaus der bei den Künstlern wachsenden Tendenz an, sich von diesem Transportmittel faszinieren zu lassen. In seinem Wohnort Giverny wurden die Bilderserien Monets wichtigste Arbeitsmethode. In den 1890er Jahren entdeckte Monet London. Zwar begann er die Bilder allesamt in London, beendete viele von ihnen aber in Giverny. Für den Schriftsteller Octave Mirbeau (1848 bis 1917) war Monet ein Mensch, der Wunder vollbrachte: Mit Hilfe der Farben habe er auf der Leinwand das Sonnenlicht, etwas nahezu Unfassbares, nachgebildet und es um eine Unzahl prismatischer Facetten bereichert. Tatsächlich hat Monet das Potenzial der Farbe mit nahezu wissenschaftlicher Strenge bis zu seinen äußersten Konsequenzen getrieben; kein anderer Impressionist ist darin so weit gegangen wie er, und es ist wenig wahrscheinlich, dass man in dieser Richtung hätte noch weitergehen können.
Der Impressionismus stand seit seiner Entstehung im Zentrum des Interesses eines breiten Publikums und impressionistische Werke verzaubern auch heute noch die Betrachter mit ihren erstaunlichen Farben und Formen. Dieses Buch bietet eine Auswahl der beeindruckendsten Werke von Künstlern wie Degas, Monet, Pissarro, Renoir und Sisley. Das handliche Mega Square Format ist der großen Beliebtheit dieser Epoche angepasst und macht es zu einem perfekten Geschenk.
Félix Vallotton (1865-1925) war ein französischer Künstler der Jahrhundertwende, dessen Werke bürgerliche Konventionen hinterfragten und den Geschlechterkampf thematisierten. In kühl konstruierten Kulissen findet sich eine ästhetische Provokation, die sich die Moderne zum Vorbild nehmen sollte. Die Aufmerksamkeit seiner Zeitgenossen hatte Vallotton jedoch seinen von der japanischen Kunst inspirierten, bemerkenswert elegant komponierten Holzschnitten zu verdanken.
Félix Vallotton (1865-1925) war ein französischer Künstler der Jahrhundertwende, dessen Werke bürgerliche Konventionen hinterfragten und den Geschlechterkampf thematisierten. In kühl konstruierten Kulissen findet sich eine ästhetische Provokation, die sich die Moderne zum Vorbild nehmen sollte. Die Aufmerksamkeit seiner Zeitgenossen hatte Vallotton jedoch seinen von der japanischen Kunst inspirierten, bemerkenswert elegant komponierten Holzschnitten zu verdanken.