Als ein Wasserschaden im Kinderheim St. Josef zu akuter Platznot führt, bieten Nick und Denise sofort ihre Hilfe an. Auf diese Weise kommt die elfjährige Charlotte, genannt Charly, samt Hündin Alma nach Sophienlust. Nick findet heraus, dass Charly, deren Mutter vor Kurzem starb, noch einen Vater besitzt, der allerdings von der Existenz seiner Tochter keine Ahnung hat. Wie wird er auf die Mitteilung reagieren, und hat er vielleicht inzwischen selbst geheiratet und hat Familie? Nick erwartet eine heikle Aufgabe …
Nachdenklich ließ Dominik von Wellentin-Schoenecker die Tageszeitung sinken, in der er gerade einen Artikel gelesen hatte, der ihn stark beeindruckte. Etwa dreißig Kilometer von der Kreisstadt Maibach entfernt war ein Kinderheim von einem Wasserrohrbruch heimgesucht worden, durch den zahlreiche Räume im Haus absolut unbewohnbar geworden waren. Nun suchte das Kinderheim Sankt Josef händeringend nach Pflegestellen, die einige Kinder aufnehmen konnten. Mit der Zeitung in seiner Hand wanderte Nick durch das Haus und suchte nach seiner Mutter. Die fand er auch schon recht bald im Wintergarten. Dort hielt Denise von Schoenecker ein Schwätzchen mit Schwester Regine, der Kinder- und Krankenschwester von Sophienlust. Als Nick den Wintergarten betrat, schaute Denise ihn lächelnd an. «Guten Morgen, Nick. Ich habe mir schon gedacht, dass du zu mir kommen würdest, um mit mir zu sprechen», bemerkte sie. «Wie viele Kinder möchtest du denn so schnell wie möglich hier bei uns aufnehmen?» «Woher weißt du denn, was ich gerade geplant habe?», fragte der Achtzehnjährige verdutzt. «Kannst du jetzt etwa schon Gedanken lesen?» «Nein, das kann ich nicht», lachte sie. "Aber ich kann Zeitung lesen. Das habe ich heute schon ganz früh getan, und da ich dich sehr gut kenne, wusste ich, dass dich der Artikel über das Kinderheim Sankt Josef nicht kalt lassen wird. Mir war sofort klar, dass du helfen möchtest. Wenn es nicht so wäre, hätte ich mich auch sehr gewundert. Also, wie ist das nun?
Endlich! Fabian Schöller durfte bislang immer nur seinen Urlaub in Sophienlust verbringen, weil seine Großmutter es wünschte, dass er ein teures Internat besuchte. Doch nun ist alles anders: Fabian kann selbst entscheiden, wo er künftig auf Dauer leben will. Natürlich in Sophienlust! Die Koffer sind schnell gepackt. Nur die kleine Ella ist traurig, ihren einzigen Freund im Internat zu verlieren. Dann kommt sie eben mit! Und Gero, ihr Hund, natürlich auch. Es ist eine fröhliche Gruppe voll gespannter Erwartungen, die Nick und Denise in Empfang nehmen …
Der See am Fuß des Hügels, auf dem der prachtvolle Bau des Internats stand, schimmerte in der Abendsonne in allen nur erdenklichen Farben. Zahlreiche Schüler, die ausnahmslos aus gut betuchten Familien stammten, hatten es sich auf der großzügigen Terrasse bequem gemacht. Es wurden Gespräche geführt, einige Kinder beschäftigten sich mit ihren Smartphones und wieder andere hatten ihre Nasen in interessante Bücher gesteckt. Die frühen Abendstunden gehörten für alle Schüler zu ihren Freizeiten, in denen sie keine Verpflichtungen hatten. Tagsüber gab es zahlreiche Programme und Angebote, und jeder Schüler war gehalten, sich daran zu beteiligen. Es gab die nahezu freie Wahl zwischen Reitunterricht, Tennis, Leichtathletik, Wassersport aller Art, der Teilnahme am Schulorchester, in einer Theatergruppe oder die Mitarbeit in einer Gruppe für künstlerisches Gestalten. Die Internatsleitung achtete streng darauf, dass jeder Schüler sich in irgendeiner Weise in die Gemeinschaft einbrachte. Aber persönliche Freizeit gehörte natürlich auch zum täglichen Dasein. Fabian Schöller, der etwas schmächtige, dreizehn Jahre alte Junge, hatte sich nicht auf der Terrasse eingefunden. Das tat er ohnehin recht selten. Zwar hatte er nichts gegen seine Mitschüler, aber es war ihm in den beinahe zwei Jahren, die er nun schon in diesem Internat weilte, nicht gelungen, eine gute Verbindung zu ihnen zu bekommen. Viele zeigten sich doch ein wenig überheblich, und mit dieser Charaktereigenschaft fand Fabian sich nicht zurecht. Da war ihm die kleine Ella Mareno schon lieber. Das zehn Jahre alte Mädchen stammte aus einem kleinen Ort am Bodensee. Dort hatten Ellas Eltern einen namhaften Bootsbaubetrieb besessen. Vor etwa einem Jahr waren sie nach Australien gereist, um dort an einer Regatta teilzunehmen. Obwohl es sich bei den beiden um erfahrene Segler gehandelt hatte, waren sie in einem Sturm, der während der Regatta aufgezogen war, gekentert und ums Leben gekommen. Ella, die über keine weiteren Verwandten verfügte, hatte einen Vormund bekommen, und der war der Ansicht gewesen, dass die Unterbringung in einem Nobelinternat in der Schweiz für das Mädchen von Vorteil sein könnte. Genauso wie Fabian hatte auch Ella zu den Mitschülern keine wirklich freundschaftlichen Kontakte knüpfen können. Das etwas schüchterne Mädchen fühlte sich in dem Internat einfach nicht wohl.
Endlich! Fabian Schöller durfte bislang immer nur seinen Urlaub in Sophienlust verbringen, weil seine Großmutter es wünschte, dass er ein teures Internat besuchte. Doch nun ist alles anders: Fabian kann selbst entscheiden, wo er künftig auf Dauer leben will. Natürlich in Sophienlust! Die Koffer sind schnell gepackt. Nur die kleine Ella ist traurig, ihren einzigen Freund im Internat zu verlieren. Dann kommt sie eben mit! Und Gero, ihr Hund, natürlich auch. Es ist eine fröhliche Gruppe voll gespannter Erwartungen, die Nick und Denise in Empfang nehmen …
Mit einem frischen Blumenstrauß in den Händen, den sie gerade draußen im Garten geschnitten hatte, betrat Carola Rennert ihre Wohnung, die im Seitentrakt des wunderschönen alten Herrenhauses lag, das an ein kleines Schloss erinnerte. Während sie wenig später die bunten Sommerblumen in eine große Glasvase stellte, fiel ihr Blick aus dem Fenster in den weitläufigen Park, der das Herrenhaus umgab. Dabei entdeckte Carola ihre drei Jahre alten Zwillinge, die mit einigen anderen Kindern auf der Wiese spielten. Die junge Frau wusste, dass sie sich um ihre noch recht kleinen Kinder keine Sorgen machen musste. Die Kinder dort draußen waren alle schon etwas älter und passten gut auf die Zwillinge Andreas und Alexandra auf. Außerdem war Schwester Regine immer in der Nähe, und den wachsamen Augen der erfahrenen Kinderschwester entging nichts. Einen Augenblick lang geriet Carola ins Träumen, und ihre Gedanken wanderten weit in die Vergangenheit. Bei dem alten Herrenhaus, in dem sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern wohnte, handelte es sich um das Kinderheim Sophienlust. Sie selbst war seinerzeit in diesem privaten Kinderheim aufgewachsen. Sophie von Wellentin hatte das prächtige Anwesen einst ihrem Urenkel Dominik von Wellentin-Schoenecker vermacht und verfügt, dass künftig in Not geratene Kinder hier ein Zuhause finden sollten. Damals war Dominik, der von allen nur Nick genannt wurde, noch sehr klein gewesen. Seine Mutter, Denise von Wellentin, erfüllte aber gern den letzten Wunsch der alten Dame und verwaltete das Erbe für ihren Sohn. Daran änderte sich auch nichts, als Denise später den Gutsbesitzer Alexander von Schoenecker heiratete, der zwei Kinder mit in die Ehe brachte und Nick adoptierte. Nachdem dann auch noch der gemeinsame Sohn Henrik auf die Welt gekommen war, war das Familienglück komplett gewesen. Aber Denise hatte sich nie damit begnügt, ihr privates Glück zu genießen. Zwar lebte sie mit ihrer Familie auf dem ganz in der Nähe gelegenen Gut Schoeneich, aber meistens war sie in Sophienlust anzutreffen und jederzeit bereit, einem Kind zu helfen, das sich in einer Notsituation befand. So war es vor langer Zeit auch bei Carola gewesen. Nach Zeiten tiefer Verzweiflung hatte sie in Sophienlust endlich eine glückliche Kindheit genießen dürfen. Als sie ihre Liebe zur Malerei entdeckte, hatte Denise sie unterstützt und ihr ermöglicht, ihr Talent weiter auszubauen und diese Kunst perfekt zu erlernen. Damals war Carola eigentlich fast schon erwachsen gewesen und hatte sich nicht nur in die Malerei, sondern auch noch in Wolfgang, den Sohn der Heimleiterin Else Rennert, verliebt.