Kinderärztin Dr. Martens

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    Kinderärztin Dr. Martens 69 – Arztroman

    Britta Frey

    Als ihr Mann Rüdiger sie verlässt, bricht für Roxanne eine Welt zusammen. In ihrem Schmerz ist sie nahezu handlungsunfähig und vernachlässigt sich und ihre 8-jährige Tochter Jennifer. Da holt ihr Vater, Alfred Konrads, sie zu sich nach Hause und versucht, sie wieder aufzubauen. Jennifer vermisst ihren Vater und leidet sehr unter den neuen Verhältnissen, die sie sich nicht erklären kann…
    "Wie reizend von Ihnen", zwitscherte die ältere Dame und beschenkte den jungen Mann, der ihr die Abteiltür öffnete, mit einem strahlenden Lächeln. Sie war klein, zierlich und trug ein sehr korrekt wirkendes graues Kostüm von unnachahmlich veraltetem Schnitt, besser bekannt unter der Bezeichnung zeitlos, darunter eine weiße Bluse mit einem tadellos sitzenden Schalkragen. Auf dem linken Revers der Jacke blitzte eine Anstecknadel, ein eher bescheiden als aufwendig gestaltetes Schmuckstück und zweifellos ererbt. Verglichen mit dem strenggeschnittenen Kostüm wirkte das Hütchen recht verwegen und ließ darauf schließen, daß seine Besitzerin nicht durchgehend die Rolle der solide-zurückhaltenden älteren Dame spielte, sondern sich gelegentlich kleine erholsame Ausflüge gönnte und dann sogar erstaunlich übermütig sein konnte. «Ach, junger Mann, wären Sie wohl so freundlich, mir das Fenster zu öffnen?» Selbst einem Barbar wäre es unmöglich gewesen, dieser liebenswürdigen Aufforderung Widerstand zu leisten. Der junge Mann, der zu einer dunkelblauen Hose ein dunkelblaues Sporthemd trug und darüber eine nougatbraune Lederjacke, erhob sich unverzüglich und öffnete das Abteilfenster. Die ältere Dame öffnete das braunlederne Köfferchen und entnahm ihm eine Schachtel mit Konfekt. «Möchten Sie ein Stückchen Schokolade probieren? Nichts ist besser für angegriffene Nerven als ein Stückchen Schokolade.» Der junge Mann öffnete die Augen, warf einen verdutzten Blick auf die Konfektschachtel, und schüttelte mit verhaltenem Lächeln den Kopf. «Vielen Dank, aber ich kann am frühen Morgen nichts Süßes essen. Und angegriffene Nerven sind nicht mein Problem.» «Ich kann immer Süßes essen», teilte sie ihm verschämt mit und lachte dazu kokett. «Schrecklich, nicht wahr? Das ist ein richtiges Laster von mir, und ich wünschte, ich brächte die nötige Willenskraft auf, um all den köstlichen Süßigkeiten widerstehen zu können. Ich hab's schon so oft versucht und mir wirklich die größte Mühe gegeben – aber ich kann's einfach nicht.» Er nickte wortlos.

    Kinderärztin Dr. Martens 37 – Arztroman

    Britta Frey

    Als ihr Mann Rüdiger sie verlässt, bricht für Roxanne eine Welt zusammen. In ihrem Schmerz ist sie nahezu handlungsunfähig und vernachlässigt sich und ihre 8-jährige Tochter Jennifer. Da holt ihr Vater, Alfred Konrads, sie zu sich nach Hause und versucht, sie wieder aufzubauen. Jennifer vermisst ihren Vater und leidet sehr unter den neuen Verhältnissen, die sie sich nicht erklären kann…
    Sie träumte. Es war ein Traum, den Karin Seibel schon oft gehabt hatte. Jemand, der das mal erlebt hatte, würde es verstehen, aber andere würden sich vielleicht bezeichnend an die Stirn tippen. Karin Seibel träumte und wußte, daß es nur ein Traum war. Und doch konnte sie sich nicht daraus befreien. Wie gesagt, sie hatte es schon oft geträumt. Und dabei war ihr nichts neu gewesen, von Anfang an nicht, denn sie erlebte im Traum immer wieder das, was sich genauso ereignet hatte, wie sie es träumte. Sie sah sich im Traum wieder in dem tiefen Wohnzimmersessel sitzen und an einem Pullover für Anja stricken. Anja war ihre kleine Tochter, damals erst zwei Jahre alt. Bis zu jenem Tag hatte Karin sich für eine durchschnittlich glückliche Ehefrau gehalten. Sie lebte mit Anja, ihrer süßen kleinen Tochter, und Klaus, ihrem Mann, der als Architekt nicht schlecht verdiente, in einem hübschen Haus in Hannover. Klaus war zuerst ein wenig enttäuscht gewesen, daß Karin keinen Sohn zur Welt gebracht hatte – aber dann hatte er entdeckt, daß seine kleine Tochter ihm immer ähnlicher wurde. Und bald schon dachte er gar nicht daran, wie sehr er sich über einen Sohn gefreut hätte. «Wir sind ja noch jung – wir können noch mehr Kinder haben», pflegte er mit einem zärtlichen Augenzwinkern zu sagen. «Das nächste Kind wird sicher ein Junge.» Karin sah hoch, als er zu ihr trat. Aber er neigte sich nicht zu ihr, um sie zu küssen. Das tat er seit einiger Zeit nicht mehr. Karin hatte ihn immer schon fragen wollen, was mit ihm los war.

    Kinderärztin Dr. Martens 66 – Arztroman

    Britta Frey

    Als ihr Mann Rüdiger sie verlässt, bricht für Roxanne eine Welt zusammen. In ihrem Schmerz ist sie nahezu handlungsunfähig und vernachlässigt sich und ihre 8-jährige Tochter Jennifer. Da holt ihr Vater, Alfred Konrads, sie zu sich nach Hause und versucht, sie wieder aufzubauen. Jennifer vermisst ihren Vater und leidet sehr unter den neuen Verhältnissen, die sie sich nicht erklären kann…
    Caroline von Birk stand am Fenster des Wohnzimmers und beobachtete mit einem schmerzlichen Lächeln ihre beiden Enkelkinder, die draußen unbeschwert herumtollten, Rachel, sieben Jahre, mit langen schwarzen Zöpfen und die fünfjährige Pola, ein kleines zierliches Mädchen mit kurzem schwarzem Lockenhaar. Ein Jahr war nun schon vergangen seit jenem schrecklichen Tag. Nicole und ihr Mann Achim waren mit dem Wagen unterwegs gewesen. Ihre Tochter hatte hinter dem Lenkrad gesessen, als ein Lastwagen ausscherte und den Wagen rammte. Während Nicole sofort tot war, wurde Achim mit leichteren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Nach seiner Genesung hatte Achim die Stadt verlassen und seine beiden Mädchen in ihrer Obhut gelassen. Seitdem arbeitete er im Ausland. Hin und wieder kam eine Karte, regelmäßig aber Geld für Unterhalt und Kleidung der Mädchen. Das war alles, was Caroline von Birk von ihrem Schwiegersohn hörte. So war es jedenfalls bis vor zwei Monaten gewesen. Seitdem fehlte jedes Lebenszeichen von ihm. Alles hätte für Caroline von Birk viel einfacher und leichter sein können, denn sie hatte noch eine Tochter, Samantha. Aber mit Samantha, das war eine sehr komplizierte Sache. Vor über sieben Jahren hatten sich Nicole und Samantha beide in Achim Degersen, einen jungen Mann aus ihrem Freundeskreis, verliebt. Zu­nächst hatte alles danach ausgesehen, als würde aus Samantha und Achim ein Paar. Samantha, die jüngere und stillere ihrer beiden Töchter, war überglücklich. Doch irgendwie hatte es Nicole, die robustere und lebenslustigere, geschafft, daß sich Achim ihr zuwandte und sie schließlich geheiratet hatte. Daraufhin war Samantha von daheim fortgegangen. Sie hatte es Nicole nie verziehen, daß sie ihr den geliebten Mann fortgenommen hatte. Alles Bitten Carolines, Samantha solle doch wieder nach Hause kommen, half nicht.

    Kinderärztin Dr. Martens 65 – Arztroman

    Britta Frey

    Als ihr Mann Rüdiger sie verlässt, bricht für Roxanne eine Welt zusammen. In ihrem Schmerz ist sie nahezu handlungsunfähig und vernachlässigt sich und ihre 8-jährige Tochter Jennifer. Da holt ihr Vater, Alfred Konrads, sie zu sich nach Hause und versucht, sie wieder aufzubauen. Jennifer vermisst ihren Vater und leidet sehr unter den neuen Verhältnissen, die sie sich nicht erklären kann…
    Still und zurückgezogen lebte Roxanne Runge seit ein paar Wochen mit ihrer achtjährigen Tochter Jennifer in ihrem Elternhaus und führte ihrem Vater den Haushalt. Kaum einmal verließ sie das Haus, weil sie die mitleidigen Blicke der Menschen, die sie von klein auf kannte, einfach nicht ertragen konnte. Es war nicht immer so gewesen. Bis vor vier Monaten war sie eine glückliche und zufriedene Frau gewesen. Ein Mann, der sie und den sie liebte, dazu Jennifer, die achtjährige Tochter, eine heile, schöne Welt, die nichts je hätte trüben können, das war ihr Leben. So hatte sie jedenfalls geglaubt. Wie hatte sie eigentlich begonnen? Wie schon oft zuvor gingen Roxannes Gedanken auch an diesem milden Frühlingsabend in die Vergangenheit zurück, und wie ein Film liefen die Ereignisse vor ihrem inneren Auge vorbei. Roxanne Runge stand am Fenster der im dritten Stock gelegenen Wohnung und schaute ungeduldig hinunter auf die Straße. Es war nun schon das dritte Mal in dieser Woche, daß ihr Mann nicht pünktlich von seinem Dienst nach Hause kam. Rüdiger wußte doch, daß sie mit dem Essen auf ihn wartete. An diesem Tag brutzelte das Essen schon wieder seit über einer Stunde auf dem Herd, denn es war inzwischen fünfzehn Uhr vorbei. Es war eigentlich überhaupt nicht Rüdigers Art, wenn er schon mal Überstunden machen mußte, nicht Bescheid zu geben. Und nun in einer Woche gleich dreimal. Um achtzehn Uhr klingelte es an der Wohnungstür. Als Roxanne öffnete, wirbelte ein zierliches Mädchen mit dunklem, naturkrausem Haar in die Wohnung. Es war Jennifer, die achtjährige Tochter Roxannes. «Schau nur, Mutti, was ich heute bei der Inka gemacht habe. Gefällt es dir?» Mit glänzenden Augen hielt sie ein kleines Bastkörbchen hoch.

    Kinderärztin Dr. Martens 67 – Arztroman

    Britta Frey

    Als ihr Mann Rüdiger sie verlässt, bricht für Roxanne eine Welt zusammen. In ihrem Schmerz ist sie nahezu handlungsunfähig und vernachlässigt sich und ihre 8-jährige Tochter Jennifer. Da holt ihr Vater, Alfred Konrads, sie zu sich nach Hause und versucht, sie wieder aufzubauen. Jennifer vermisst ihren Vater und leidet sehr unter den neuen Verhältnissen, die sie sich nicht erklären kann…
    Die Stimmung hätte nicht heiterer und fröhlicher sein können. Inka, die jüngere Tochter von Ute und Dr. Klaus Mettner, feierte ihren siebten Geburtstag. Sie hatte ihre besten Freunde und Freundinnen eingeladen. Es waren zwölf Mädchen und Jungen, die zusammen lachten, juchzten und Spiele spielten. Zur Feier des Tages waren auch die Eltern von Ute Mettner aus dem Rheinland angereist. Sie hatten es so eingerichtet, daß sie zwei Tage bleiben und dann weiter gen Norden fahren wollten, um an der Ostsee Urlaub zu machen. Wegen des strahlenden Sommerwetters fand die Geburtstagsfeier in dem großen Garten hinter dem Einfamilienhaus der Mettners statt. Nach der Kuchentafel war Ute Mettner auf die Idee gekommen, das Spiel «Gleich oder Ungleich» zu spielen. Dabei hielt eines der Kinder eine bestimmte Zahl von Perlen in der Hand. Die anderen mußten raten, ob es eine gerade oder eine ungerade Zahl war. Wer sich irrte, mußte ein Pfand abgeben. Auch Dr. Klaus Mettner und seine Schwiegermutter waren später unter denen, die Pfände einzulösen hatten. «Omi, du mußt ein Lied singen», bestimmte das Geburtstagskind und sah mit strahlenden Augen zu seiner Großmutter auf. Die alte Dame überlegte kurz. Gleich darauf begann sie mit klarer Stimme zu singen: «Ich bin das ganze Jahr vergnügt, im Frühling wird das Feld gepflügt. Dann steigt die Lerche hoch empor und singt ihr frohes Lied mir vor – und singt ihr frohes Lied mir vor»