Wagnisse in aller Welt. Egon Erwin Kisch

Читать онлайн.
Название Wagnisse in aller Welt
Автор произведения Egon Erwin Kisch
Жанр Языкознание
Серия Kisch bei Null Papier
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783962818890



Скачать книгу

ion>

      

      Egon Erwin Kisch

      Wagnisse in aller Welt

      Egon Erwin Kisch

      Wagnisse in aller Welt

      Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2021

       EV: Universum-Bücherei, Berlin, 1929

       1. Auflage, ISBN 978-3-962818-89-0

      null-papier.de/724

      null-papier.de/katalog

      Inhaltsverzeichnis

       Ritt durch die Wüs­te und über den Schott

       Sei­ne Ma­je­stät die Nick­ma­schi­ne

       Die Fahrt der Flö­ßer

       Auf der Ree­per­bahn von Rot­ter­dam

       Jus­tiz ge­gen Ein­ge­bo­re­ne

       Ver­wun­dung

       Sil­ves­ter­nacht in Mar­seil­le

       Kä­se­markt zu Alk­maar

       Chi­ne­sen­stadt

       Das Ver­mächt­nis der Frau Men­de

       Va­ti­kan in der Sa­ha­ra

       West­front 1918 – Fran­zö­si­sche Re­vo­lu­ti­on – Goe­the

       Der, der das Ra­dio sieht

       Die Kas­bah von Al­gier

       Pro­test ge­gen eine Ver­ur­tei­lung

       Wer mag wohl in die­sem Schlos­se woh­nen

       Ku­rio­si­tä­ten­ka­bi­nett des Vieh­ho­fes

       Städ­te­bil­der, per­spek­ti­visch ver­kürzt

       Die tu­ne­si­schen Ju­den von Tu­nis

       Po­li­zei­schi­ka­nen in Sar­di­ni­en

       Me­moi­ren ei­nes Film­sta­tis­ten

       Die Po­li­zei und ihre Beu­te

      Dan­ke

      Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

      Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

      Ihr

       Jür­gen Schul­ze

      Stun­den­lang be­geg­net man kei­nem Le­be­we­sen, au­ßer ei­nem sand­far­be­nen, stel­zen­den Vo­gel, der, vor Mensch und Pferd nicht er­schre­ckend, sei­nen Mo­no­log fort­setzt.

      Fel­si­ger Bo­den wech­selt mit san­di­gem, man schlägt die Steig­bü­gel nach ara­bi­scher Ma­nier dem Gaul in die Flan­ken, auf dass er ga­lop­pie­re; zwar hat man nichts we­ni­ger als Eile, aber die Luft wird küh­ler, wenn sich das Tem­po er­höht.

      Ein Weg ist da, ein deut­li­cher Weg, doch schwer zu sa­gen, wo­durch er sich vom üb­ri­gen Ter­rain un­ter­schei­det. Ist er an­ders als grau­braun, ist er nicht stei­nig, ist er nicht san­dig wie al­les rings­um­her, was man seit Son­nen­auf­gang durch­rit­ten hat und was man durch­rei­ten wird bis zum Son­nen­un­ter­gang? Nein, er ist durch­aus nicht an­ders, es sei denn, dass er im Sand­ge­biet et­was här­ter er­scheint als sei­ne Um­ge­bungs­flä­chen, dass im Fel­sen­ge­biet we­ni­ger Blö­cke auf ihm als ne­ben ihm lie­gen; wo er eine Fur­che über­quert (ein Rinn­sal viel­leicht in der Re­gen­zeit), stützt ein Pal­men­stamm sei­nen Rand, ein ver­san­de­ter, ver­staub­ter, halb ver­stein­ter Pal­men­stamm, wer weiß, wer ihn hier­her­brach­te.

      Am Saum der Oase fünf­zehn Häu­ser, der Hain zählt etwa drei­hun­dert Bäu­me. Den güns­tigs­ten Fall vor­aus­ge­setzt, dass je­des Fa­mi­li­enober­haupt Be­sit­zer von Pal­men ist und je­der Baum acht­zig Kilo Dat­teln trägt von je fünf Fran­ken Kauf­wert, so er­gibt das im Durch­schnitt einen Jah­res­ver­dienst von acht­tau­send Fran­ken (etwa tau­send Reichs­mark) pro Fa­mi­lie, wo­von die Steu­er ab­ge­ht, ein Fran­ken fünf­zig pro Baum. Ziem­lich leicht ist die Ar­beit, im­mer­hin muss sie in flam­men­der Glut ge­leis­tet wer­den und ohne Un­ter­bre­chung, die Pal­me bringt (wie das afri­ka­ni­sche Mäd­chen) in ih­ren ers­ten neun Le­bens­jah­ren über­haupt kei­ne Frucht, und der ar­te­si­sche Brun­nen, vom Tug­gur­ter Schlos­ser­meis­ter Obach (aus Straß­burg) her­ge­stellt, kos­tet drei­tau­send Fran­ken.

      Ver­zei­hung – aber zu sol­chen Be­rech­nun­gen ver­führt die Oase; lang rei­tet man über Sand und Stein, der kei­nen Ge­dan­ken ein­gibt, und plötz­lich sieht man sich ei­ner deut­li­chen Ver­mö­gensauf­stel­lung ge­gen­über.

      Die üb­ri­gens nicht voll­stän­dig ist. Mit Dat­telnüs­sen er­nährt man das Ka­mel, aus Palm­zwei­gen wer­den Kör­be und Mat­ten ge­floch­ten, mit den dür­ren Blät­tern der Kü­chen­herd ge­heizt.

      Am Rand des Seeu­fers ras­ten No­ma­den. Über­all, wo Was­ser ist oder eine Sied­lung, schla­gen Bo­he­miens der Wüs­te ihre Wan­der­stä­be in die Erde, einen grö­ße­ren in die Mit­te und zwei klei­ne­re rechts und links da­von, eine zer­fetz­te dunkle De­cke dar­über – fer­tig ist die Lau­be; nicht an­ge­bun­den wird das Maul­tier, es fühlt sich ras­sen­zu­ge­hö­rig,