Название | Paul |
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Автор произведения | Juliane Baldy |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | Debütromane in der FVA |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783627022822 |
0
Ich mach jeden Scheiß mit. Aber diese Idee ist für den Arsch. WLAN-Sperre. So nennt sie das jetzt. Okie. Wenn die denkt, dass Real Life funzt.
Ich bin doch nicht real, nur weil ich draußen rumlatsche und Frischluft schnupper. Mann.
1
Ab auf den Stuhü. Ne Pulle. Allein deshalb, um mal den Ausweis rauszuholen. Bist du schon sechzehn. Logisch. Hier. Kannste rechnen. Siebzehn.
Stuhü. Voll bescheuert. Stuhü nennen den alle, weil der Park auf nem Hügel ist und in dem Park sich die Stufe trifft. Ich sag doch, voll bescheuert. Ob ich da bin oder nicht, kümmert keinen.
In der Stufe gibt es zwei Teams. Die Gewinner und die Verlierer. Es ist nicht so, dass die Schönen, Reichen und Schlauen automatisch Gewinner sind und die Hässlichen, Dummen und Sozifälle Verlierer. Entweder du bist cool oder uncool. Klaro hilft es, wenn du reiche Erzeuger hast. Oder die Girls dazu kriegst, mit dir ne Runde Sterne gucken zu gehen. Eine große Fresse schadet auch nicht. Streber sein ist uncool. Wer lernt, ist feige. Ein Verlierer halt. Von denen gibt es viele. Die Gewinner nennen sie gern Spackos. Oder Hartzies. Streber. Ökos. Hosenschisser. Versager. Schwanzlutscher. Nazis. Ich bin irgendwie dazwischen. Ich kam noch nie mit nassem Kopf vom Klo, keine Kippen-Narben, kein Kleinkram wie Luft aus den Reifen.
Heute schießen sich alle ordentlich ab. Klaro. Letzter Schultag. Sommerferien. Geh ich halt hin.
Die Verlierer dürfen mit abhängen, wenn sie härteres Zeug als Bier besorgen. Marko ist einer von ihnen.
»Paul. Was machst du denn hier? Gib mal ne Fluppe.«
Ich geb ihm eine. Aus Mutters Vorrat. Das hat sie jetzt davon. Er checkt einfach nicht, dass ich nicht zu ihm gehöre. Ständig labert er mich an.
»Alex will die Neue klarmachen. Kriegt der bestimmt hin.«
»Klaro.«
»Wer, wenn nicht Alex. Alter, der fickt die.«
Ich nicke vor mich hin.
Die Neue. Ida. Als ob die mit Alex. Das passt mal so was von gar nicht. Okie, er ist der Boss. Warum, hab ich noch nie kapiert. Er ist voll das Riesenbaby. Aufgedunsen. Und Löckchen aufm Kopf. Ich denk, er ist mehr der Boss wegen seiner Erzeugerkohle als wegen seinem Kopf. Kann mir auch egal sein. Ich bin froh, dass ich ihm egal bin.
Über Ida werden die abgefahrensten Geschichten erzählt. Drogenküche im Keller. Mutter Mumienjägerin. Und Supermodel. Vater Spion. Was weiß ich. Da kannste nichts drauf geben. Geschworen. Das ist meistens nur ne Überdosis Netflix. Ich hab Ida noch nie mit jemandem abhängen sehen. Sie ist eher still und hockt in jeder Pause allein auf ner Bank. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Bock auf die Pappnasen hier hat.
Marko holt Apfelkorn raus. Hat er aus dem Keller. Von seinem Alten. Mann, bin ich froh, dass ich keinen hab. Erzeuger. Und Mutter trinkt keinen Schnaps. Nur Sekt und so. Eine Tüte geht rum. Alex zieht nicht. Sagt, er hat noch ein Date. Dabei grunzt er so dumm. Als ob.
Ich würde gern lachen. Laut. Aber ich lass es. Hat ja jeder seine Daseinsberechtigung. Also Glupscher auf halbmast und brav im Takt nicken. Daseinsberechtigung. Tolles Wort. Es gibt Wörter, die ich einfach nur gut finde. Alex würde das nicht kapieren. Der findet nur sich gut, und das wars auch schon. Zum Glück muss ich nicht mit ihm texten. Glückskind. Auch so ein Wort. Nick ich halt. Immer noch besser hier, mit den bekifften Pappnasen, als zu Hause mit Mutter. Ohne Netz.
Und dann kommt sie doch. Nicht Mutter. Die Neue. Ida. Ich glaubs nicht. Zu spät für Alex. Der macht mit Franzi rum. Franzi macht so ziemlich mit jedem rum, aber das kümmert Alex nicht. Ida auch nicht. Marko holt die nächste Pulle raus. Schon wieder dieser Deppensong. Alle grölen mit. Je dichter, desto lauter. Ida setzt sich. Neben mich. Sie sagt irgendwas.
»Was.«
»Was du hier machst.«
Ich check es nicht. Sie meint wirklich mich. Echt jetzt.
»WLAN-Sperre.«
»Versteh.«
Über WLAN texten ist voll daneben, weiß ich doch. Aber ich weiß nicht, was ich da sonst.
»Jepp. Brutal.«
»Und deshalb bist du hier?«
»Wie?«
»Sperre?«
»Logisch. Meine Mutter. Zeugnis. Hab ein kurzes Tief in Bio nicht weitergeleitet.«
»Blöd.«
»War halt abgelenkt.«
»Versteh.«
»Jepp.«
Sie hockt nur neben mir und schaut mich an. Grad kapier ich, was das heißt, ne Runde Sterne gucken gehen. Sie ist so. Ich weiß nicht. Alles andere als eine billige Bitch halt.
»Und das ist der einzige Grund?«
»Was?«
»Hätte ja sein können, dass es noch einen anderen gibt. Immerhin sitzen wir zwei ja jetzt hier.«
Bam. Über lit. Klingt gar nicht nach Matratze. Ich bin geschworen voll anti Romantik. Aber sie, es, es hat mich voll erwischt. Aus der Kalten. Bam. Ich krieg nasse Pfoten. Direkt ab in die Pumpe. Voll der Akt, da was zu kontern.
»Cool.«
Ich mein. Cool. Echt jetzt. Und sie, cool wie sie ist, bleibt sitzen.
»Vorsicht.«
»Was?«
»Da.«
Sie zeigt auf eine Schnecke. Eine Nacktschnecke. Obereklig.
»Gerade noch mal gut gegangen.«
»Jepp.«
Sie meint echt das Glibberding. Glaub ich.
»Schon irre, was hier alles passiert. Oder?«
Scheiße Mann, aber nicht schlecht jetzt, nein, nur, ich weiß einfach nicht, was ich da sagen soll. Null Output. Mann.
»Da kämpfen sich so viele Minileben einen ab. Und wir kriegen das gar nicht mit. Sind einfach nur da.«
Ich muss lachen. Ein bisschen. Minileben. Nice. Das Wort. Minileben. Sie rückt ein bisschen ran. Nicht auffällig und auch nicht von wegen Lass mal rumlecken oder so. Eher wie Huch, ich muss mal kurz rücken, damit ich dieses Glibberding nicht zerquetsche.
Marko schon wieder.
»Eieiei. Mach dich locker. Ida. Andere Söhne haben auch schöne Väter. Alex ist ein Arsch. Brauchst nicht traurig sein.«
»Als ob ich wegen dem hier bin.«
Ida hat voll die schöne Lache.
»Der hat echt ultra lange auf dich gewartet. Und wenn du ficken willst. Ich bin bereit.«
Marko meint das ernst.
»Komm schon. Ich zeig dir, wo der Mond seinen Hammer hat.«
Der spinnt doch. Ida rührt sich nicht. Dann check ich, dass das wohl mein Part ist. Jetzt.
»Mach du dich locker.«
»Willste auch mal einführen, oder was? Kommt schon jeder dran. Schön hinten anstellen, Digger.«
Der Spinner will Ärger. Ich kann so was eigentlich nicht. Ich musste das nie. Ich hab echt immer anti Konflikt geschoben, geschworen. Immer. Und jetzt das.
»Sag mal, checkst du es nicht?«
Ich packe Marko und stoße ihn weg. Es ist viel einfacher, als ich dachte. Er ist so dicht, dass er direkt hinfällt. Plumpst. Hinplumpst. Die anderen gucken gar nicht. Marko murmelt und macht sich davon.
»Siehst du. Es gibt Schlimmeres als WLAN-Sperre. Hirnsperre zum Beispiel.«
Ich