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beobachtete durch den Kieker, was sich auf den Decks des Dreimasters tat.

      „Erst mal ist sie verdammt gut bestückt“, erwiderte er. „Ein gutes Schiffchen, alles, was recht ist. Weiter befinden sich an die vierzig Kerle an Bord.“ Er vollführte mit dem Rohr einen leichten Schwenk. „Auf den sechs Schaluppen sind es wiederum etwa je zehn bis fünfzehn.“

      „Hundert und mehr Kerle“, sagte der Seewolf. „Teufel, Teufel, doppelt so viele wie wir. Ob wir mit denen wohl fertig werden, wenn es zum Kampf kommt?“

      „Sir“, sagte Dan. „Sieh dir mal den Typen an, der eben an Oberdeck der Karavelle aufgetaucht ist. Der Henker soll mich holen, wenn das nicht der Oberhalunke ist.“

      Hasard nahm wieder das Spektiv zur Hand und hob es ans Auge. Jetzt sah er den Dicken, der sich auf dem Achterdeck der Karavelle produzierte. Selbstgefällig schaute er sich um und stemmte die Fäuste in die Seiten. Ein Kerl mußte ihm eine Flasche reichen. Er entkorkte sie, hob sie an den Mund und trank, setzte sie wieder ab und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen.

      Rotwein, dachte Hasard, na dann, Prost!

      Die Selbstdarstellung des Dicken ging weiter. Er wedelte wieder herrisch mit der Hand – seine Kerle kuschten wie Hunde vor ihm. Eine Bootscrew enterte in die bereitliegende Jolle ab. Schließlich bequemte sich auch der Dicke, nach unten zu klettern. Er nahm auf der achteren Ducht Platz, und erneut gebot er seinen Kerlen durch eine Gebärde, was sie zu tun hatten.

      Sie legten ab, das Boot glitt durch die Bucht. Der Dicke ließ sich an den noch nicht fertigen Steg pullen.

      Daß es sich bei dem Kerl um den Oberschnapphahn handelte, war somit sicher. Der Häuptling der Bande – ein kleiner, dicklicher Mensch mit langem Schnauzbart, wie Hasard mühelos erkannte.

      Er trug einen Hut mit wallenden Federn auf dem Kopf und war in eine glitzernde Phantasieuniform gekleidet. Seine weißen Beinkleider steckten in hochschäftigen Stulpenstiefeln. An seinen Fingern blitzten Ringe.

      In der Schärpe um seinen dicken Bauch steckten drei ziselierte Pistolen mit Doppelläufen. In der Rechten hatte er eine kurzgriffige Peitsche mit sehr langen Lederriemen, deren Enden verknotet waren. In einem Wehrgehänge baumelte ein Säbel.

      „Ist das nicht ein Prachtknabe?“ fragte Jean Ribault, der nun auch einen Blick durchs Spektiv geworfen hatte. „Ein richtiger Gockel.“

      „Ein aufgedunsener Gockel“, sagte Dan.

      „Und er ist überhaupt nicht von sich eingenommen“, fügte Hasard hinzu. „Seht euch nur mal seinen Säbel an, was das für ein Ding ist.“

      Die Männer tauschten untereinander die Kieker aus und verfolgten das weitere Geschehen. Die Jolle hatte jetzt das Ufer erreicht und schob sich dicht neben dem Steg mit dem Bug in den weichen, weißen Sand. Etwas umständlich stieg der Dicke aus. Sein Prunksäbel funkelte im Sonnenlicht. Das rührte von den unzähligen Diamanten her, mit denen der große Korbgriff bestückt war.

      Überhaupt war der Säbel im Verhältnis zu dem Mann sehr groß. Es mochte auch daran liegen, daß der Dicke nur ungefähr an die fünf Fuß an Statur maß – jedenfalls schleifte der Säbel durch den Sand, was ausgesprochen lächerlich wirkte.

      „Der ist wirklich ulkig“, sagte Carberry grimmig. „Aber man sollte ihn nicht unterschätzen. Solche Bastarde kenne ich. Man lacht über sie, aber nur einmal. Sie haben einen eisenharten Kern und können mächtig brutal und gemein werden.“

      „Eben“, sagte Hasard. „Mir scheint, er hat es auf den Mann auf dem Steg abgesehen. Er hält auf ihn zu und löst die Peitsche vom Gurt.“

      Der Mann auf dem Steg war damit beschäftigt, handgeschmiedete Nägel in die Planken zu treiben. Er hieb mit einem großen Hammer auf ihre Köpfe ein, die Schläge tönten zu den Männern herauf. Er wandte sich nicht zu dem Dicken um, doch er schien genau zu wissen, daß dieser sich ihm von hinten näherte. Plötzlich stieß er einen Fluch aus, denn er hatte sich auf den Daumen geschlagen.

      Aus dem Handgelenk heraus schlug der Dicke dem Mann die Peitsche um die Beine, als dieser sich aufrichtete und sich den schmerzenden Daumen hielt. Ein kurzer Ruck, und der Mann fiel um.

      „So behandelt der also seine Untertanen“, sagte Dan. „Die Arbeiten am Steg scheinen nicht ganz im Sinn des Dicken zu sein. Oder will er den Mann nur schikanieren?“

      „Keine Ahnung“, erwiderte Hasard. „Ich weiß nur eins. Das ist eine wirklich feine Bruderschaft.“

      Carberry nickte, es sah beinah andächtig aus. „Ja, ja. Sie sind liebe Kerlchen. Am liebsten würde ich zu ihnen runtergehen und ihnen ein bißchen die Hände schütteln.“ Wie er sich das vorstellte, war seiner Miene anzusehen. Es juckte ihm mal wieder in den Fingern – und nicht nur ihm.

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