Der kleine Brüllbär. Ingrid Uebe

      Ingrid Uebe

      Der kleine Brüllbär

      Bilder von Helga Spieß

      Saga

      Der kleine BrüllbärCopyright © 1984, 2019 Ingrid Uebe und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726032321

      1. Ebook-Auflage, 2019

      Format: EPUB 2.0

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      Der kleine Brüllbär

      Es war einmal ein kleiner Bär,der lebte mit seinen Eltern mitten im Wald.

      Der kleine Bär konnte für sein Alter ziemlich laut brüllen.

      Immer, wenn ihm etwas nicht gefiel,brüllte er, so laut er konnte.

      Deshalb nannten ihn alle Leute „der kleine Brüllbär“.

      Manchmal, sehr selten, ließen die Eltern ihren kleinen Brüllbär allein.

      Dann hatte er schreckliche Angst.

      Und wenn er Angst hatte,brüllte er am allerlautesten.

      Eines Abends waren die Eltern bei Fritz Eichkater eingeladen.

      „Ich will auch mit“, rief der kleine Brüllbär.

      „Das geht nicht“, sagte die Mutter.

      „Es wird viel zu spät.“

      „Uaah“, brüllte der kleine Brüllbär.

      „Ich will nicht allein bleiben!“

      „Aber kleiner Brüllbär“, antwortete die Mutter, „wir sind ja bald wieder da.“

      „Uaah“, brüllte der kleine Brüllbär.

      „Das dauert mir viel zu lange.“

      Der Vater schüttelte den Kopf.

      „Bären benehmen sich nicht so dumm“, sagte er.

      Die Mutter machte dem kleinen Brüllbär das Abendbrot.

      „Uaah“, brüllte er.

      „Ich will nicht allein essen.“

      „Dann nicht“, sagte die Mutter.

      Sie räumte alles wieder fort und brachte ihn ins Bett.

      „Schlaf gut, kleiner Brüllbär“, sagte der Vater.

      „Wenn du aufwachst,sind wir wieder da.“

      „Träum süß, kleiner Brüllbär“, sagte die Mutter.

      „Nachbar Uhu sitzt auf seiner Tanne und paßt auf dich auf.“

      Der kleine Brüllbär kroch tief unter die Decke und machte die Augen fest zu.

      Er wollte das Dunkel nicht sehen.

      Er wollte ein großer, starker,vernünftiger Bär sein.

      Aber er war nur ein kleiner Bär,der Angst hatte.

      Deshalb weinte er in sein Kissen.

      Zum Glück macht Weinen müde.

      So schlief der kleine Brüllbär bald ein.

      Mitten in der Nacht wachte der kleine Brüllbär auf.

      Alles war dunkel.

      Ging da jemand durchs Zimmer?

      Der kleine Brüllbär brüllte so laut, wie er noch niemals gebrüllt hatte.

      Aber es half nichts.

      Da hörte er auf und lief aus dem Haus.

      Draußen war es auch dunkel.

      Der Mond war nicht da.

      Nur ein paar Sterne stande nam Himmel.

      Der kleine Brüllbär stolperte über die Wiese und rief:

      „Nachbar Uhu, wo bist du?“Da hörte er gleich neben seinem Kopf eine Stimme:

      „Hier sitze ich ja,kleiner Brüllbär.“

      Der kleine Brüllbär blieb stehen und riß die Augen auf.

      Er stand wahrhaftig schon vor der großen Tanne.

      Nachbar Uhu saß auf einem Zweig und sah ihm aus seinen gelben Augen entgegen. „Warum schreist du denn so, kleiner Brüllbär?“

      „Ich bin so allein.

      Erzählst du mir eine Geschichte?“

      Nachbar Uhu nickte.

      „Ich will dir erzählen, wie der Mond vom Himmel verschwand.“

      „Aber auch, wie er wieder zurückkam“, sagte der kleine Brüllbär.