Luzifer junior - Ein Geschenk der Hölle. Jochen Till

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Название Luzifer junior - Ein Geschenk der Hölle
Автор произведения Jochen Till
Жанр Книги для детей: прочее
Серия Luzifer junior
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783732013968



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Pony? Gute Idee. Die sind sehr lecker. Gegrillt oder als Schmorbraten?«

      »Äh … weder noch, Chef. Mädchen haben ihre Ponys am liebsten lebendig, um auf ihnen reiten zu können.«

      »Ein lebendiges Pony? Wo soll ich denn hier unten ein lebendiges Pony herkriegen? Außerdem habe ich gar nicht so viel Geschenkpapier, das reicht höchstens für einen Ponykopf. Kannst du einen Ponykopf besorgen? Dann kriegt sie den Rest nächstes Jahr.«

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      »Äh … Vielleicht vergessen wir das mit dem Pony lieber wieder. Haben Sie denn nicht vielleicht etwas Persönliches, das Sie ihr schenken können? Ich meine, Sie haben ja noch nicht wirklich viel Zeit mit ihr verbracht, sie ist ohne Sie aufgewachsen, da würde sie sich vielleicht sehr über etwas Persönliches freuen.«

      »Ha! Jetzt hab ich’s! Sie kriegt meine allererste Streitaxt! Die hab ich noch irgendwo! Da hängen ganz viele persönliche Erinnerungen dran! Und noch ein paar Hautfetzen vom ersten Dämonenkrieg! Die kriegt sie! Das ist nicht nur ein persönliches, sondern auch noch ein sehr praktisches Geschenk! Eine Streitaxt kann man immer gebrauchen! Das ist wie …«

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      »WAS IST DAS DENN? WO KOMMT DAS HER?«

      »KEINE AHNUNG, CHEF! ES KLINGT JEDENFALLS NICHT GUT!«

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      »DAS HÖRT SICH AN WIE … DAS IST SCHLACHTGETÜMMEL! VERDAMMT! WIR WERDEN ANGEGRIFFEN! ALARM!«

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      Blöde Fragen

      »Unter Karl dem Großen stieg das Frankenreich zu einer neuen Großmacht auf«, sagt der Holzapfel. »Er modernisierte die Verwaltung und leitete eine Bildungsreform ein, die das Frankenreich vor allem kulturell neu belebte.«

      Ja, ja, blablabla, wen interessiert das denn bitte schön? Als ob es nichts Wichtigeres gäbe als diese alten Geschichten von anno dunnemals. Vor allem heute. Ich meine, an jedem anderen Tag wäre dieses Geschwafel schon langweilig genug, aber heute nervt es mich tatsächlich noch mehr als sonst. Ich will nicht hier sitzen und mir dieses öde Gelaber anhören. Ich sollte heute überhaupt nicht zum Unterricht gehen müssen. Das gehört eigentlich verboten. Aber Lilly hat gesagt, das sei normal. Sie musste auch zur Schule, wir haben uns noch gar nicht gesehen heute.

      »Ein ganz besonderer Tag im Leben Karls des Großen war der 25. Dezember des Jahres 800. Wer weiß, was an diesem Tag geschah? Vitus? Vielleicht möchtest du versuchen, die Frage zu beantworten, bevor du gleich einschläfst?«

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      Wie bitte, was? Jetzt werde ich auch noch drangenommen? Heute? Unverschämtheit. Das gehört definitiv verboten.

      »Hm, Vitus?«, hakt der Holzapfel nach. »Wieso könnte denn dieser Tag ein ganz besonderer für Karl den Großen gewesen sein? Irgendeine Idee?«

      »Ja«, brumme ich. »Er hatte Geburtstag, musste in der Schule trotzdem blöde Fragen beantworten und ist deshalb tragischerweise noch vor seiner Geburtstagsparty gestorben.«

      Gelächter breitet sich aus.

      »Ah, ich verstehe«, sagt der Holzapfel. »Es gibt demnach ausnahmsweise einmal eine Erklärung für deine stoische Missachtung meines Unterrichts. Du hast also heute Geburtstag?«

      »Da bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher«, antworte ich grummelnd. »Man hat mir gesagt, Geburtstage wären lustig und man hätte den ganzen Tag lang Spaß. Davon merke ich bis jetzt allerdings ziemlich wenig.«

      Eigentlich überhaupt nichts, um genau zu sein. Als ich vorhin aufgewacht bin, hat sich alles wie immer angefühlt. Ich hatte erwartet, dass heute alles anders wäre, irgendwie besser, schöner und aufregender, weil ich eben Geburtstag habe. Aber hätte Lilly mir nicht letzte Woche gesagt, dass heute mein Geburtstag ist, hätte ich es überhaupt nicht gemerkt. Mein Wecker hat wie immer geklingelt. Ich bin wie immer aufgestanden. Cornibus hat wie immer seine Portion Schokolade zum Frühstück gekriegt und kein Wort über meinen Geburtstag verloren. Im Bad bin ich ausgerutscht und habe mir den Ellenbogen gestoßen, das war auch sehr wenig geburtstaglich. Beim Frühstück haben mir dann Aaron und Gustav kurz die Hand geschüttelt und Herzlichen Glückwunsch gesagt, das war aber auch nicht besonders feierlich. Irgendwie hatte ich mehr erwartet, vorher haben immer alle so getan als wäre das ein ganz besonderer Tag, an dem nur tolle Sachen passieren. Bis jetzt ist überhaupt nichts Tolles passiert. Vielleicht beginnt ein Geburtstag ja aber erst so richtig, wenn die Geburtstagsparty anfängt? Ich hoffe es! Aber das ist erst heute Nachmittag und bis dahin muss ich offenbar noch ganz ungeburtstaglich hier rumsitzen und mich langweilen lassen. Bei meinem nächsten Geburtstag mache ich das auf jeden Fall anders. Da stehe ich erst auf, wenn die Party losgeht.

      »Soso, da fühlt sich also jemand an seinem Ehrentag zu wenig gewürdigt«, sagt der Holzapfel. »Na, das können wir doch ändern. Wie wäre es mit einem kleinen Geburtstagsständchen für Vitus, Jungs?«

      Im nächsten Moment fangen plötzlich alle an zu singen.

      »HAPPY BIRTHDAY TO YOU! HAPPY BIRTHDAY TO YOU!«

      Was soll das denn jetzt? Klingt ja grauenhaft. Das hört sich an wie der Dämonenchor, der bei uns unten in Abteilung 40 für die Kleinkarierten Kritiker singt. Und ich verstehe kein Wort. Ist das Englisch? Wieso singen die auf Englisch? Wir haben doch gerade Geschichte, nicht Englisch.

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      »HAPPY BIRTHDAY, LIEBER VITUS! HAPPY BIRTHDAY TO YOUUUUUUU!«

      Lieber Vitus habe ich verstanden, offenbar war das wohl nett gemeint, aber ich bin heilfroh, dass dieses Gejaule vorbei ist. Jetzt jubeln und klatschen alle. Okay, das ist jetzt echt sehr nett und fühlt sich gut an. Aber was muss ich denn jetzt machen?

      »Äh … danke?«, sage ich vorsichtshalber, während die Jungs aufstehen, um mir die Hand zu schütteln oder mir auf die Schulter zu klopfen.

      Als alle durch sind, tritt der Holzapfel auf mich zu und schüttelt ebenfalls meine Hand.

      »Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag, Vitus«, sagt er. »Du bist jetzt ein Jahr älter. Ein Jahr schlauer wäre mir zwar lieber, aber da hält sich meine Hoffnung in Grenzen.«

      Er lacht laut auf und schlägt mir auf die Schulter.

      »Nur ein Spaß, Vitus«, sagt er. »Feierst du denn heute noch schön? Gibt es eine Geburtstagsparty? Und falls ja: Wieso habe ich keine Einladung gekriegt?«

      Ja, es gibt eine Party. Und ich kann es kaum erwarten, das wird nämlich meine allererste Party überhaupt. Nur leider soll niemand etwas davon erfahren. Weil niemand wissen darf, dass ich in Wirklichkeit nicht Vitus von Turbsnatas, sondern der Sohn des Teufels bin und Lilly meine Zwillingsschwester ist. Deshalb hat sie nämlich auch heute Geburtstag und wir feiern zusammen, das wird sozusagen eine Doppelparty. Eine streng geheime Doppelparty. Sie wird bei Lilly zu Hause stattfinden und als Gäste sind nur Aaron, Gustav und Herr Rosenberg eingeladen. Ich hätte ja gerne viel mehr Leute eingeladen, am liebsten alle, von mir aus sogar den Holzapfel, aber dann hätten wir die ganze Zeit so tun müssen, als wären wir keine Geschwister. Lilly hat zwar gesagt, das wäre ihr egal, weil sie schon oft Geburtstag gefeiert hätte, aber ich fand das dann irgendwie blöd. Wenn ich schon eine Zwillingsschwester habe, möchte ich auch mit ihr zusammen feiern, und zwar richtig, als Geschwister, ohne die ganze Zeit lügen und aufpassen zu müssen, dass man sich nicht verplappert. Außerdem haben mir die anderen versprochen, dass es auch mit wenigen Leuten eine super Party