Nordische Götter. Johan Egerkrans

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Название Nordische Götter
Автор произведения Johan Egerkrans
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783961775484



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      Johan Egerkrans

      Nordische Götter

      Aus dem Schwedischen von Maike Dörries

Verlagslogo

      Für Bengt und Lena,

      meine Eltern, die mich zeit meines Lebens unterstützt haben. Indem ihr zu Hause immer für einen Vorrat an Papier und Stiften gesorgt habt, aber vor allen Dingen, weil ihr mich umgeben von Büchern habt aufwachsen lassen.

      Vorwort

      von Peter Madsen

      Als Johan Egerkrans’ Buch Nordische Wesen im Jahr 2013 in Schweden erschienen ist, waren viele sehr beeindruckt von der gelungenen Kombination von Text, Layout und ausgesuchtem Buchhandwerk.

      Und allem voran die Bilder! Endlich ein zeitgenössischer Illustrator, der würdig ist, das Erbe John Bauers anzutreten, der Anfang des 20. Jahrhunderts die fantastischen Illustrationen für Bland tomtar och troll schuf. Bis dahin war es höchstens noch dem Engländer Brian Froud gelungen, eine ähnlich magische Atmosphäre zu erschaffen – aber das war, bevor Johan auf der Bildfläche erschien.

      Und damit nicht genug. Nach dem Erscheinen der Nordischen Wesen deutete Johan an, sich in seinem nächsten großen Projekt mit den nordischen Göttern beschäftigen zu wollen. Das Ergebnis halten Sie nun in Händen, und es übertrifft einmal mehr alle Erwartungen. Johan hat sich viel Zeit genommen und genau wie schon beim Vorgänger ausgiebig recherchiert. Er hat die nordischen Mythen und Sagen und die Sekundärliteratur dazu studiert, bietet uns aber keinen trockenen Materialzusammenschnitt aus alten Nachschlagewerken an, sondern nimmt sich kreative Freiheiten heraus, um seine persönliche Version der Geschichten zu erzählen. Das unterscheidet sein Buch von der dänischen Comicserie Walhalla und von allen mir bekannten Interpretationen. Und genau so soll es sein. Die Mythen gehören uns allen, und sie leben in der Form weiter, die jeder neue Erzähler den Geschichten gibt.

      Und noch einmal zu den Illustrationen. Ich vermute, dass Johan mit den Werken der großen Märchen- und Saga-Illustratoren des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts vertraut ist, die aller Wahrscheinlichkeit nach auch John Bauer beeinflusst haben: dem Norweger Theodor Kittelsen, dem Franzosen Edmund Dulac und dem Engländer Arthur Rackham, um nur die Bekanntesten zu nennen. Und natürlich Gustav Tenggren, der Bauers Nachfolger bei Bland tomtar och troll wurde.

      In Johans Götter-Illustrationen sind neben John Bauer noch zwei bemerkenswerte Inspirationsquellen zu erkennen: der Däne Kay Nielsen, dessen stark am Jugendstil orientierter Strich den meisten wohl aus seiner Gestaltung der Episoden Ave Maria und Eine Nacht auf dem kahlen Berg im Disney-Film Fantasia bekannt ist. Und der finnische Künstler Akseli Gallen-Kallela, der mit seiner beeindruckenden Illustration des finnischen Nationalepos Kalevala Aufsehen erregt hat.

      Aber Johan lässt sich von vielen Richtungen inspirieren. Man entdeckt immer wieder Referenzen zu aktuellen Comicserien-, Rollenspiel- oder Fantasy-Illustratoren wie zum Beispiel Mike Mignola, Brom und Frank Frazetta, was sicher zu der modernen Wirkung und Frische seiner Bilder beiträgt. Tatsächlich zeichnet sich Johans Stil vor allem durch eine perfekte Mischung aus neuen und alten Techniken aus. Viele Illustratoren produzieren heutzutage Bilder, denen es nach ihrer digitalen Bearbeitung an Lebendigkeit und Persönlichkeit mangelt. Johan hingegen versteht es, die technischen Möglichkeiten der Computerbearbeitung so zu nutzen, dass er seinen handgezeichneten, skizzenartigen Strichzeichnungen und groben Aquarellstrukturen Körperlichkeit und Lebendigkeit verleiht.

      Auch wenn er sich gleichermaßen von Altem und Neuem inspirieren lässt, sind Johans Illustrationen aber vor allem Ausdruck seines ganz persönlichen Stils. Mit diesem Buch legt er eine erfrischend mutige und überraschende Darstellung der nordischen Götterwelt vor, die den Leser immer wieder auf Entdeckungsreise einlädt.

      In meinem Atelier stehen mehrere Regalmeter Bücher über die nordische Mythologie. Dieses Buch wird einen Ehrenplatz in der Sammlung erhalten.

      Übersetzung des von Barbro Lindgren

      aus dem Dänischen übersetzten Textes

      von Maike Dörries

      Die Schöpfung

      Zu Beginn der Zeit

      war ein Nichts.

      Nicht Sand noch See,

      noch salzige Wogen.

      Nicht Erde unten

      noch oben Himmel.

      Nur gähnende Leere,

      und Gras nirgends.

      Aus der Völuspa (Weissagung der Seherin)

      Ginnungagap

      Am Anfang, vor der Erschaffung der Welt, vor den Menschen und den Göttern, gab es nur Feuer, Eis und das Nichts. Im Süden war das glühend heiße Muspelheim, das Reich der Hitze, des Lichtes und des Chaos. Im Norden, in eisige Nebel gehüllt, lag das Reich der Finsternis und ewiger Kälte, Niflheim. Zwischen den beiden Reichen klaffte der bodenlose Abgrund Ginnungagap.

      In Niflheims Mitte lag die Quelle Hvergelmir, aus der elf giftdampfende Flüsse, Eliwagar genannt, entsprangen, die sich in den gähnenden Abgrund ergossen. Die kalten Nebel über den Eisströmen aus dem Norden bildeten eine dicke Eisschicht auf der Niflheim zugewandten Seite des Ginnungagap. Von der anderen Seite schwappten Hitzewellen und Funken aus Muspelheim herüber. In der Mitte der Schlucht, wo Feuer und Eis aufeinandertrafen, entstand in dem Schmelzwasser erstes Leben in Gestalt des entsetzlichen Urriesen Ymir.

      Während der Riese nach und nach zum Leben erwachte, formte sich aus dem Nebel eine weitere Gestalt: die Urkuh Audhumbla. Aus ihren Euterzitzen rannen vier Milchflüsse, deren nahrhafte Milch Ymir gierig in sich aufsaugte. Nach der üppigen Mahlzeit fiel er erschöpft in einen tiefen Schlaf. Da wuchsen aus seinen schweißfeuchten Achselhöhlen ein Sohn und eine Tochter, und seine Füße zeugten miteinander einen sechsköpfigen Sohn, der der Stammvater des Riesengeschlechts wurde. Ymirs Abkömmlinge breiteten sich schnell in dem jungen Kosmos aus.

      Audhumbla ihrerseits leckte an den salzigen Steinen unter der dicken Eisdecke. Als sie daran leckte, kamen am ersten Tag Haarbüschel darunter hervor, am zweiten Tag der Kopf eines Mannes und am dritten Tag ein großer, stattlicher Mann. Der Mann hieß Buri und wurde Vater von Bor. Dieser vermählte sich mit der Riesin Bestla, die drei Söhne gebar – Odin, Wile und We.

      Sie waren die ersten Götter.

      Bors Söhne erschaffen die Welt

      Die zwei von den Urwesen abstammenden Geschlechter der Riesen und Götter hassten einander. Und als sie heranwuchsen, beschlossen Odin, Wile und We, Ymir zu töten. Sie wollten die Herrschaft der Riesen beenden und für Ordnung im Kosmos sorgen. Nach einem gewaltsamen Zusammenstoß, der die Schöpfung in ihren Grundfesten erschütterte, gelang es ihnen, den monströsen Riesen zu töten. Alle anderen Riesen ertranken in Ymirs gewaltigem Blutstrom. Alle außer einem, der hieß Bergelmir. Er und seine Familie konnten sich auf einem Floß durch die Sintflut retten. Bergelmir ist der Stammvater der sogenannten Reifriesen.