Название | Hedi war hier |
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Автор произведения | Katharina Günther |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347100688 |
Katharina Günther
Hedi war hier
Eine Geschichte über Wut, Trauer, Hoffnung und Liebe.
© 2020 Katharina Günther
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN | |
Paperback: | 978-3-347-10066-4 |
Hardcover: | 978-3-347-10067-1 |
e-Book: | 978-3-347-10068-8 |
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Für Hedi
…unseren Stern, unsere Kämpferin. Wir werden uns wiedersehen.
UNSER 11. SEPTEMBER
HEDI - SÜSSE KÄMPFERIN
MAMA WERDEN ODER NICHT?
WAHRSCHEINLICH ODER UNWAHRSCHEINLICH?
DER MORGEN DANACH
PROST IHR MORALAPOSTEL UND GUTMENSCHEN
FLUCHT IST AUCH KEINE LÖSUNG
ÜBERMUTTIS
WARTE AUF HEILUNG
ICH HAB´ GERÄUMT VON DIR
ES IST EIN MÄDCHEN!
HEUL DOCH
DIE WUT IST SO GROSS
EINLEITEN ODER AUSTRAGEN?
TAG X
MIT BAUCH REIN – MIT LEEREN HÄNDEN RAUS
WER DENKT DENN ÜBER SOWAS NACH
DER BESUCH UND DAS AUSSTELLUNGSSTÜCK
ZWEIFEL UND EIN ARSCHLOCH NAMENS GOTT
DER ERSTE ANRUF
GEMEINSAM, NICHT EINSAM
SCHWEIGEN BIS DER ARZT KOMMT
WARTEN AUF DEN TOD IST KEINE OPTION
DER NÄCHSTE ANRUF
ES IST ZEIT
WIR SIND BEREIT
WUNDER ODER WUNSCHTRAUM?
WEHENSTURM
HEDI WAR HIER
DIA DE LOS ANGELITOS
VERMISSEN
WIE EIN KLEINES WUNDER
ÄRGER STATT RUHE IN FRIEDEN
KERZEN FÜR HEDI
TIEF IM LOCH
HEDIS LETZTE REISE
WAS NUN? ZWEIFEL!
GRENZERFAHRUNG
AN DIE ARBEIT
WEITERMACHEN - NICHT STEHEN BLEIBEN
EPILOG
DANKE
UNSER 11. SEPTEMBER
„Es sieht leider nicht gut aus.“ Der Satz, der unsere Welt zum Einsturz brachte und uns unsere Zukunft raubte.
„Es sieht leider nicht gut aus.“
Zuerst dachte ich, der macht doch nur einen schlechten Scherz. Er will uns doch sicher nur sagen, dass es doch ein Junge wird und meine Gynäkologin sich vertan hat! Ein paar Stunden später erzählt mir Arndt, dass er dasselbe gedacht hat.
Aber: „Es sieht leider nicht gut aus“ ist weder ein Scherz noch die Korrektur des Geschlechts. Der Satz geht weiter an diesem Tag, dem 11. September 2019. „Es sieht leider nicht gut aus. Ihr Kind weist schwere Fehlbildungen auf.“
Danach nichts mehr. Stille. Nichts geht mehr. Ich versteinere. Starre den Arzt an. Dann den Ultraschall-Bildschirm, auf dem nichts mehr zu sehen ist. Immer noch liege ich mit bloßem Bauch da, darauf das Ultraschall-Gel. Es fühlt sich nicht richtig an, dass mich keiner zudeckt.
Der Arzt spricht weiter. Was er genau sagt? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr. Irgendwas mit „Herzfehler, Loch in der Scheidewand, ein zu runder Kopf, Fehlstellung der Füßchen und Fingerchen.“ Und dann die Worte, die für uns bislang so unwahrscheinlich waren – bislang! Aber jetzt in diesem Moment plötzlich mehr als nur wahrscheinlich wurden: „Trisomie 18“.
Das passiert hier gerade nicht wirklich, denke ich. Ich kann nichts sagen. Starre nur ungläubig vor mich hin. Ich höre, wie Arndt seine Stimme wiederfindet, den Arzt etwas fragt. Bis heute weiß ich nicht mehr, was es war.
Nochmal nimmt der Doktor des Grauens - so taufe ich den Pränataldiagnostiker genau in diesem Moment – das Ultraschallgerät und beginnt uns all die Fehlbildungen unseres Kindes zu zeigen.
Fehlbildungen? Defekte? Fehler? Das Kind, das wir so lieben wollten, längst schon lieben, soll Fehler haben? Fehler? Dieses Wort passt nicht zu unserer Tochter. Unsere Tochter ist das Beste, das Schönste, aber bestimmt nicht ein Fehler oder fehlerhaft. Alles, was ich auf dem Ultraschall sehe, sieht normal aus: Die Füße, die Hände, das Köpfchen, ihre süße Stupsnase, ihre gespitzten Lippen, als mache sie einen kleinen Kussmund. Doch genau das soll alles nicht normal sein?
Die Lippen, die Nase, angeblich seien sie verdickt oder miteinander verwachsen. Das Nasenbein zu klein. Das alles sei nicht normal.
Wie bitte? Das sieht alles total normal aus. Nichts ist zu klein, zu rund, zu was weiß ich. Ich kann nicht glauben, was der Arzt sagt. Was ich sehe, ist mein süßes Mädchen im Ultraschall. Mein Mädchen, dass in etwa 18 Wochen auf die Welt kommen soll.
Der Arzt fragt uns was. Aber ich bin wie gelähmt. Arndt beschreibt es später als „regelrecht versteinert.“ Ich kann nicht reden, bringe kein Wort über die Lippen. So als würde dann, sobald ein Wort meine Lippen verlässt, alles echt werden, was gerade gesagt wurde. Dabei ist es längst alles echt. Komplett echt…
Ganz in echt bringt uns der Arzt in ein anderes Zimmer. Wir sollen über eine Fruchtwasserentnahme nachdenken, heute noch.
Warum? Unsere Kleine ist doch krank, wie er schon gesagt hat. Schwer krank. Sterbenskrank, das hat er doch schon längst ausgesprochen. Wozu diese Fruchtwasseruntersuchung? Nur damit sich dieser selbstverliebte Arschloch-Arzt selbst beweisen kann, was für ein guter Diagnostiker er ist? Er sagt, er braucht die Entnahme für die Gewissheit der Diagnose. Der Diagnose von … Wieder sagt er sie, die Worte, die unsere Welt zum Einsturz brachten: Trisomie 18.
18. Ich frage mich auf einmal – ganz irrational und unwichtig in diesem Moment – ob ich die 18 je wieder mögen werde. Je in einer Hausnummer 18 wohnen werde? Oder ein Trikot kaufe mit der Nummer 18 drauf. Den 18. Geburtstag meiner Tochter kann ich ja schonmal nicht feiern, wenn der Arzt recht hat.
18. Zum Glück kommt diese verfickte Zahl in meinem Alltag nicht allzu oft vor. Bislang. Bis jetzt. Fuck 18.
Arndt fragt den Arzt tausend Dinge. Er scheint irgendwie zu funktionieren. Es ist seine Art, den Schock wegzureden. Er fragt, ob das Kind nicht doch eine Chance hat, ob sich noch alles zum Guten wenden kann, ob man das Herz operieren, die Krankheit irgendwie behandeln kann. „Die Chance liegt bei weniger als einem Prozent“, lautet die unverblümte, sachliche, direkte, emotionslose Antwort des Arztes. Er kann ja nichts dafür, aber ich hasse ihn. Dafür. Und einfach, weil er es war, der sagen musste: „Es sieht leider nicht gut aus.“
HEDI - SÜSSE KÄMPFERIN
Der Moment, als mir klar wird, wie unsere Tochter heißen soll, ist der Moment der Fruchtwasserentnahme. Als diese riesige Nadel in meinem Bauch steckt und