Von unten nach oben - Eine Lebensgeschichte. George Eiselt

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Название Von unten nach oben - Eine Lebensgeschichte
Автор произведения George Eiselt
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783347060005



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      George Eiselt

       Von unten nach oben – Eine Lebensgeschichte

      © 2020

      Herausgeber: Verlag tredition

      Autor: George Eiselt

Verlag:tredition GmbH,
Halenreie 40-44
22359 Hamburg
ISBN:978-3-347-05998-6 (Paperback)
978-3-347-05999-3 (Hardcover)
978-3-347-06000-5 (e-Book)

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

       Inhaltsverzeichnis

       Prolog

       Kindheit und Jugend

       Sturm- und Drangzeit

       Reifeperiode

       Die letzten Jahre in der DDR

       Neuanfang in der BRD

       Prolog

      In den ziemlich wirren Jahren gegen Ende des zweiten Weltkrieges geboren zu werden, nämlich 1943, war sowohl für die Gebärende als auch für den Neugeborenen eine ziemliche Herausforderung. Das umso mehr, da der Erzeuger zum Zeitpunkt der Geburt des neuen Erdenbürgers kriegsbedingt in Nordfrankreich, also weitab vom Geburtsort seines Sprösslings, weilte. Er lernte mich erst kennen anlässlich eines kurzen Heimaturlaubes, der ihm im März des Jahres 1944 gewährt wurde, allerdings zu einem sehr traurigen Anlass. Als ich knapp ein Jahr alt war, erkrankte ich nämlich an Diphterie und steckte damit meine Mutter an, die im Gegensatz zu mir diese Krankheit nicht überlebte. Sie war zu diesem Zeitpunkt gerade mal knapp 28 Jahre alt und hinterließ außer mir mit meinem knapp ersten Lebensjahr außerdem noch zwei jeweils drei und ein halbes Jahr ältere Brüder von mir. Kurz darauf entfernte sich mein Vater noch weiter, er geriet nämlich in amerikanische Gefangenschaft und wurde in ein Kriegsgefangenenlager nach Amerika überführt. So dass er seinen neu erzeugten Nachwuchs erst richtig kennen lernen konnte, nachdem er aus der Gefangenschaft kam. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon knapp drei Jahre alt und hatte während der Abwesenheit des Vaters schon Eigenheiten angenommen, die es seinerseits nun zu korrigieren galt. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass mein Vater während des Krieges Hauptfeldwebel war, was man im übertragenen Sinn auch als Mutter der Kompanie bezeichnen konnte, und diese Führungsgepflogenheiten nun auch in der Erziehung seiner ihm anvertrauten Kinder anwendete.

       Kindheit und Jugend

      Wie eingangs bereits erwähnt, starb meine Mutter, als ich knapp ein Jahr alt war. Mein Vater ließ sie zur Beerdigung in ihre Heimat nach Großläswitz, bei Liegnitz, in Schlesien überführen, wo sie sich auch kennengelernt hatten und wo auch noch meine Großeltern wohnten. Er ging damals noch von der irrigen Annahme aus, dass Deutschland den Krieg siegreich beenden und er mitsamt der gesamten Familie dorthin zurückkehren würde, obwohl er wehrmachtsbedingt als Berufssoldat 1939 schon in Halle/Saale eine für die damalige Zeit sehr schöne Dreizimmerwohnung mit Küche und Bad, in dem sogar ein Badeofen stand, bezogen hatte.

      Nach dem Tod meiner Mutter musste sich nun jemand um uns drei Kinder kümmern, da, wie bereits erwähnt, mein Vater wieder zu seiner Einheit zurückkehren musste. Nun ergab es sich, dass meine Mutter, neben etlichen anderen Geschwistern, noch eine Schwester hatte, die zwar ca. sieben Jahre jünger als sie war, aber schon immer, während ihrer reiferen Jugendzeit einen schmachtenden Blick auf meinen Vater geworfen hatte. Sie zog kurz nach dem Umzug meiner Mutter ebenfalls nach Halle und nahm eine Stellung in einem Kinderheim an. Infolge des plötzlichen Ablebens meiner Mutter löste sie kurzerhand eine zwischenzeitlich eingegangene Verlobung auf, übernahm selbstlos die Aufsicht und Erziehung von uns drei Kindern und bewahrte uns damit auch vor dem Schicksal der Einweisung in irgendwelche Erziehungsheime. Zu diesem Zeitpunkt war sie gerade einmal knapp 20 Jahre alt. Um den Status des Erziehungsberechtigten zu erlangen, ging sie eine sogenannte Fernehe mit meinem Vater ein, der, wie bereits erwähnt, in Amerika in der Gefangenschaft war. Damit war auch gleichzeitig sichergestellt, dass sie die zum Erhalt bestimmter Grundnahrungsmittel für uns Kinder, wie z.B. Milch, Butter, Brot, notwendigen Lebensmittelmarken zugeteilt bekam. Nach der Rückkehr meines Vaters aus der Gefangenschaft wurde dann die Eheschließung richtig standesamtlich vollzogen, so dass wir nun wieder eine richtige Mutter hatten, aber das war sie für uns ohnehin schon von Anfang an.

      Zwischenzeitlich mussten wir unsere Wohnung wegen immer wiederkehrender Bombenalarme verlassen und zogen in ein kleines Dorf nahe Halle, Nietleben, zu einer Cousine meiner Mutter. Als wir nach ca. 6 Wochen zurückkehrten, war tatsächlich unser linkes Nachbarhaus nur noch eine Schutthalde, während alle anderen Häuser in unserer Straße unbehelligt waren. Wahrscheinlich hatte sich eine Bombe unbeabsichtigt gelöst, denn Halle selbst war nie das Ziel gezielter Bombenangriffe, sondern wurde lediglich von den Bomberstaffeln überflogen.

      Diese Ruine war für mich und die Nachbarskinder später, als ich im schulfähigen Alter war, der ideale Spielplatz. Wir bauten zum Beispiel aus den Steinen im Schutt des zerbombten Hauses kleine Bunker, in die wir je 5 Hölzchen von ungefähr fünf Zentimeter Länge aufrecht steckten und anschließend den Bunker wieder mit Ziegelsteinen verschlossen. Nunmehr ließen wir auf den gegnerischen Bunker dreimal einen Ziegelstein niedersausen. Danach wurden die Bunker vorsichtig geöffnet und derjenige, bei dem noch die meisten Hölzchen aufrecht standen, war der Sieger dieses Wettkampfes. Dieses Spiel nannten wir Bunkerschmeißen.

      Anfang 1945 zogen in unsere Wohnung auch noch meine Großeltern ein, die aus Großläswitz in Schlesien flüchten mussten unter Aufgabe ihres Grundstücks sowie des gesamten Hab und Gutes. Mein Opa war zu dieser Zeit 57 und meine Oma 54 Jahre alt. Bis zur Rückkehr meines Vaters aus der Gefangenschaft lag die Erziehung von mir und meinen Brüdern somit auch teilweise in den Händen unserer Oma und unseres Opas, wobei gesagt werden muss, dass letzterer erziehungsmäßig keinen großen Einfluss auf uns ausübte, da er eine ausgesprochen gutmütige Natur war.

      Kurz nach der Rückkehr meines Vaters aus der Gefangenschaft bekamen meine Großeltern ebenfalls in Halle eine eigene kleine Wohnung zugewiesen, so dass wir drei Kinder jetzt ein eigenes Kinderzimmer hatten. Die Einrichtung war entsprechend den damaligen Gegebenheiten spartanisch. An einer Wand standen zwei Betten, an der anderen Wand stand ein Bett und ein selbstgezimmertes einfaches Regal und in der Mitte ein Tisch mit vier Stühlen.

      In diesem Zimmer mussten meine Brüder und ich Punkt 17: 00 Uhr, das war die Zeit, wenn mein Vater täglich von der Arbeit kam, mit unseren Schulheften und natürlich den unserer Meinung nach gewissenhaft erledigten Hausaufgaben zur Kontrolle derselben am besagten Tisch sitzen. Für mich war das immer eine Tortour, denn im Gegensatz zu meinen Brüdern hatte ich es nicht so mit der Schule. Besonders meine selbst für mich schwer lesbare Schrift hatte es meinem Vater immer wieder angetan, so dass er mir laufend seine Aufzeichnungen, die er während seiner Ausbildung zum Kaufmännischen Angestellten auf der Abendschule machte, als lobenswertes Beispiel vorlegte. Er hatte nämlich jede Mitschrift zu Hause noch einmal ins Reine geschrieben und zwar in solch einer akkuraten Art und Weise, so wie die Mönche früher die einzelnen Bibelseiten abgeschrieben hatten.

      Aber nicht nur, was die Schrift betraf, war mein Vater oft nicht von mir angetan, sondern meine schulischen Leistungen insgesamt wurden meistens nicht so recht von ihm gewürdigt. Zum Beispiel gab es zu unserer Zeit in der Grundschule bis zur vierten Klasse noch die sogenannten Verhaltensnoten, die da waren Betragen, Fleiß, Mitarbeit und Ordnung. Bei den ersteren drei Noten kam ich nie über ein „Genügend“, das war damals eine Drei, hinaus. In jedem Zeugnis wurde mir schriftlich vorgeworfen, dass ich laufend unruhig und abgelenkt bin, dass ich immer schwatze und damit den Unterricht störe und somit bei besserer Konzentration wesentlich bessere Leistungen erzielen könnte. Der einzige Lichtblick war die Ordnungsnote, wo ich immer eine Zwei erhielt, aber der ehrlichkeitshalber muss ich zugeben, dass das wohl mehr das Verdienst