Mami Jubiläum 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Название Mami Jubiläum 4 – Familienroman
Автор произведения Jutta von Kampen
Жанр Языкознание
Серия Mami Jubiläum
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740963576



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n> Mami Jubiläum – 4 –

      Was für ein wunderschöner Frühlingstag!

      Rosaly Rubner war in Versuchung, die Straße entlangzuhüpfen, genau wie ihre Kinder Donata und Felix, die sie eben in den Kindergarten gebracht hatte.

      Aber die beiden waren sechs und vier, und sie war einunddreißig, und da benahm man sich besser anders! Sie sah sich um: Niemand kam hinter ihr! Also machte sie schnell ein paar Hüpfer. Das Wetter war einfach zu schön!

      Selbst hier in der Großstadt zwitscherten und jubilierten die Vögel aus allen Büschen und Bäumen, in den Parks sprossen die Krokusse und Schneeglöckchen auf den Wiesen, und in den Anlagen um die Reiterstandbilder ehemaliger Herrscher und bedeutender Wissenschaftler hatten die Tulpen und Osterglocken schon ganz dicke Knospen.

      Und über all dem wölbte sich ein himmelblauer Himmel!

      Rosalie strahlte mit der Frühlingssonne um die Wette und merkte nicht, dass die Menschen, die ihr entgegenkamen, sie zuerst erstaunt musterten und dann gleichfalls zu lächeln begannen.

      Was für eine hübsche junge Frau, dachten sie wohl. Und so glücklich! Bestimmt ist sie bis über beide Ohren verliebt! Was zutraf.

      Rosalie war gut mittelgroß, schlank, hatte dunkelbraunes Haar, das sie in einer frechen Kurzhaarfrisur trug, und leuchtend hellgrüne Augen. Sie hatte ein herzförmiges Gesicht volle rote Lippen, eine kurze Nase und beneidenswert frische Farben. Sie trug ein zyklamfarbenes T-Shirt und einen weiten großgeblümten Rock, in dem sich die Farbe wiederholte. Er saß eng in ihrer schlanken Taille und umspielte bei ihrem weit ausgreifenden Schritt ihre nackten, noch winterblassen hübschen Beine. Die Füße steckten in hochhackigen Sandaletten. Sehr schick war sie – aber das gehörte dazu, seit auch Felix in den Kindergarten ging und sie bei ihrer Freundin in deren Boutique arbeitete.

      Rosaly und Johanna Kellner waren seit Kindertagen befreundet, und deshalb freute es beide, dass Benedikt, Johannas Sohn, im Herbst mit Donata in die Schule kam.

      Jos Boutique war in hervorragender Lage: im Zentrum, direkt hinter dem Hofgarten, am Eingang zu den Fünf Höfen. Die fand Rosaly zwar scheußlich – aber es bedeutete natürlich etwas, sich dort ein Geschäft leisten zu können.

      Unter den Arkaden drehte Rosaly sich noch mal um und schaute zurück in den frühlingsbunten Park. Eigentlich wäre sie jetzt lieber hiergeblieben, als im künstlichen Licht des Geschäftes verwöhnten Damen überteuerte Kleidung zu verkaufen. Andererseits war sie froh, diese Stellung zu haben. Es war so leer zu Hause, seit beide Kinder im Kindergarten waren! Und langweilig war es auch.

      »Einen schönen guten Morgen! Ist heute nicht ein herrlicher Frühlingstag?«, rief Rosaly fröhlich, als sie das Geschäft betrat.

      »Morgen!«, erwiderte Jo. Es klang verschnupft. Sie war dabei, eine neue Sendung Blusen zu sortieren. Sie trug ein todschickes maigrünes Kostüm mit einer bunt geblümten Bluse, war wie immer erstklassig frisiert und wie leider sehr oft – ziemlich deprimiert. Als sie sich zu ihrer Freundin umdrehte, sah Rosaly, dass sie geweint hatte.

      »Oje!«, sagte sie mitleidig. »Was ist denn schon wieder?«

      »Immer das Gleiche!«, erwiderte Jo und brach in Tränen aus.

      »Ach je!«, sagte Rosaly. Sie wusste wirklich nicht, was sie sonst sagen könnte. Und was Jo zudem auch wirklich hören wollte!

      Ihre bildhübsche Freundin Jo war mit dem Internisten Franz Kellner verheiratet. Franz war ein sehr charmanter und sehr, leider sehr gut aussehender Mann von Ende dreißig. Sie waren das, was man ein elegantes, schönes Paar nennt.

      Er groß, schlank, sportlich, mit scharf geschnittenem Gesicht und Erobererblick in den hellen blauen Augen. Sie waren im Tennis-Club und im Segel-Club und in weiß der Himmel was für anderen feudalen Clubs noch, denn Franz war nicht nur schön, er war auch sehr tüchtig und verdiente unheimlich gut, sonst hätte er Jo auch kaum diese Boutique kaufen können.

      Er war der Chef einer Gemeinschaftspraxis, in der noch zwei andere junge Ärzte arbeiteten, die nicht ganz so schön, aber genauso ehrgeizig und tüchtig waren.

      Es war also nicht von ungefähr, dass vor allem die Damen der Münchner Gesellschaft in diesem Ärztehaus in München Harlaching sich die Klinke in die Hand gaben.

      Sie lebten in einer großzügigen Villa, die in einem parkähnlichen Garten stand und die Franz von seinen verstorbenen Eltern geerbt hatte. Auch sein Vater war schon ein sehr gut verdienender Arzt gewesen.

      Und dann war da noch Benedikt, ein wirklich süßer Bub, der im Gegensatz zu seinen Eltern kein bisschen versnobt war.

      Weil Rosaly sich nicht weiter äußerte, sagte Jo weinerlich: »Er hat eine neue technische Assistentin. Sie war einmal Miss Landshut …«

      Rosaly unterdrückte schnell das Lachen, das ihr beinahe entschlüpft wäre.

      »Aber Jo, das ist doch lächerlich! Selbst wenn sie eine von diesen dummen Hübschheiten ist – schau doch in den Spiegel: So gut wie du sieht sie garantiert nicht aus!«

      Das traf nun wirklich zu. Jo hatte während ihres Studiums, sie studierte Medizin, bis sie Franz traf und sich außer für ihn für nichts anderes mehr interessierte, immer wieder gemogelt. Sie hatte eine Superfigur – hellblondes Haar und ein klassisch geschnittenes, feines Gesicht. Sie war wirklich schön!

      »Aber sie ist Mitte zwanzig!«, jammerte Jo.

      »Das ist doch Unsinn, Jo! Wenn Franz zehn Jahre älter wäre und in der Midlife-Crisis – aber so …«

      »Du nimmst mich nicht ernst!«

      »Natürlich nehme ich dich ernst. Nur deine Gründe, weshalb du so unsicher bist, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.«

      Jo putzte sich ihre jetzt gerötete, klassische Nase und sah Rosaly zornig an.

      »Warte nur ab, bis du deinem Mann auf die Schliche kommst!«

      »Ach, Jo! Was für ein Unsinn! Georg und ich leben sehr zufrieden miteinander. Auch wenn ich weiß, dass es viel schönere Frauen gibt als mich – du zum Beispiel! – und Georg sich darüber im Klaren ist, dass es weit erfolgreichere Männer als ihn gibt: Zum Beispiel deinen Franz!«

      Jo schwieg und zog eine Schnute. Es stimmte: Bei ihrer Freundin kriselte es nie! Und dabei waren die zwei nicht einmal verheiratet! Sie lebten in »wilder Ehe« und das seit acht Jahren und mit zwei Kindern.

      »Vielleicht sollten wir uns noch ein zweites Kind anschaffen«, sagte sie.

      »Das finde ich eine ausgezeichnete Idee! Das wäre auch für Benedikt gut, wenn er ein Geschwisterchen bekäme.«

      »Der Altersunterschied wäre sehr groß!«

      »Wenn es ein kleines Mädchen wird, kann er es später einmal beschützen, und wird es ein Bub, dann wird der den großen Bruder ein Leben lang anhimmeln!« Rosaly lachte, und Jo schniefte nochmals und lachte dann mit.

      Dann kam die erste Kundin, und Jo verzog sich schnell in den rückwärtigen Raum, um die Spuren ihrer Eifersucht zu beseitigen, während sich Rosaly mit einem strahlenden Lächeln ihr zuwandte.

      »Frau Rosenbaum! Einen wunderschönen guten Morgen! Ist heute nicht ein herrlicher Tag? Und wir haben letzte Woche genau das für Sie passende Frühjahrskostüm hereinbekommen. Ein Unikat! Etwas anderes würde ich Ihnen gar nicht anbieten!«

      *

      Georg Haffner trat auf die Terrasse des Reihenhäuschens, in dem er und Rosaly mit den beiden Kindern lebten. Er reckte und streckte sich und schaute zufrieden in den kleinen, etwas verwilderten Garten. Kommendes Wochenende würde er ihn sich vornehmen: die Büsche zurückschneiden, das Laub des Vorjahres wegrechen und auch die Meisenhäuschen sauber machen, damit sie wieder bezogen werden konnten.

      Er hatte eine Arbeit zu Hause fertig gemacht. Deshalb ging er heute später ins Büro. Sonst brachte er die Kinder in den Kindergarten, aber heute hatte Rosaly es übernommen. Er sagte prinzipiell »Kindergarten« und nicht »Kita«. So ein dämliches, modernes Wort! Es klang so technisch und unpersönlich, gar nicht nach einem Platz, an dem Kinder sich wohlfühlen konnten.

      Auf