Цветники в Саду 12-2015. Редакция журнала Цветники в Саду

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Название Цветники в Саду 12-2015
Автор произведения Редакция журнала Цветники в Саду
Жанр Сад и Огород
Серия Редакция журнала Цветники в Саду
Издательство Сад и Огород
Год выпуска 2015
isbn



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er erzählt dir morgen die Einzelheiten. Einige Dinge hatte er Scheibchenweise gesagt. Das erzähle ich dir auf dem Heimweg. Es ist schon sehr spät!“

      Wir verabschiedeten uns und brachen auf zum Schaarmarkt, wo Lisa noch immer wohnte.

      „Meine Eltern werden bestimmt schon besorgt sein“, prophezeite Lisa.

      „Aber die Umstände werden alles erklären und übrigens... die Limonade trinken wir nächstes Mal“, entgegnete ich und bemerkte meine trockene Kehle. Lisa berichtete nun von Hinrichs Äußerungen, während wir die Deichstraße verließen und den Binnenhafen erreichten. Torkelnde Matrosen kamen uns entgegen, auf dem Weg zwischen Logishaus und Seemannskneipe oder umgekehrt. Es war für Seeleute alles ganz normal. Lisas Informationen von meinem Bruder brachten mir keine neuen Erkenntnisse. Ich hatte schon auf der Werft den Unfallhergang mit dem Schiffszimmerer Schulz besprochen und Hinrichs Angaben deckten sich mit denen des Meisters.

      „Nun, es wird eine Untersuchung geben und dann werden wir vielleicht mehr wissen“, sagte ich zu Lisa. Dann entdeckte ich Blut an ihrem schönen Kleid.

      „Las mich das blutverschmierte Kleid mit nachhause nehmen. Vielleicht kann Gretchen sich dem Problem annehmen, damit deine Mutter nicht die Arbeit hat. Schließlich ist es Hinrichs Blut.“

      „Das Unterkleid ist sowieso kaputt, Caspar. Weil ich daraus Verbände machte und ich bin ziemlich müde. Können wir morgen darüber reden? Ich bin doch ganz früh bei euch“, schlug Lisa überzeugend vor.

      Ich stimmte ihr nicht ganz zufrieden zu. Hätten Lisas Eltern genug zu tun mit ihrem Krämergeschäft am Schaarmarkt, aber so war es eben nicht.

      „Das Wichtigste ist, dass Hinrich wieder gesund wird und denn schenkt er dir ein neues Kleid“, beschloss ich.

      „Und Konstanze irgendwann einen vollständigen Mann heiraten kann“, ergänzte Lisa schmunzelnd. Eine Weile schwiegen wir beide. Welche Vorstellungen sie wohl mit dem Begriff „vollständig“ entwickelte, die letztlich zum Schmunzeln führten. Lisa schaute sehnsüchtig der Schaartorstraße entgegen, die in den Schaarmarkt überging. Dort am Eck war ihr Elternhaus. Wir wohnten damals gegenüber. Ich machte immer Faxen aus den Fenstern des 1. Stocks, wenn sie aus dem gegenüber liegenden Fenster guckte. Sie saß am Fenster und kicherte, bis meine oder ihre Eltern die Vorstellung beendeten.

      Lisa war gedanklich schon bei ihrer Rechtfertigung ihres zu späten Kommens und hatte den „vollständigen Mann“ sicher wieder vergessen. Sie hatte wieder die kleinen Fältchen auf der Stirn, wie immer, wenn es schwierig für sie wurde.

      Nun hatten wir unser Ziel erreicht. Ich nahm sie in den Arm und dankte ihr, weil sie die lange Zeit in der Krankenanstalt warten musste und auf Hinrich aufpasste. Den Nachmittag stellten wir uns ganz anders vor. Wir verabschiedeten uns und ich ging nachhause in die Katharinenstraße. Die Füße taten weh und ich nahm mir vor, ein Fußbad zu nehmen. Daheim erzählte ich meiner Schwester Josephine von den Ereignissen des Tages. Die dramatischen Momente ließ ich weg. Sie hatte von dem Unfall auf der Werft nichts mitbekommen, da sie mit ihren Freunden an der Alster war.

      „Auf dem Rückweg von Lisa war ich noch bei Konstanze gewesen. Sie ist sofort zu Dr. Limbacher aufgebrochen, obwohl Hinrich doch inzwischen schlief“, sagte ich.

      „Dann werden Kock & Konsorten wohl die Planungen ändern müssen. Ich bin gespannt wie Vater und Onkel Clemens sich entscheiden werden. Wann kommt den das Schiff aus La Rochelle?“, fragte sie mich.

      „Am späten Vormittag mit der Flut, wenn alles gut läuft.“

      „Dann gehe ich vor der Arbeit zu Hinrich!“

      Nachdem ich Josephine mit den Neuigkeiten ziemlich aufgewühlt hatte, was ich eigentlich vermeiden wollte, gingen wir schlafen. Meine Kammer lag im 1. Stock, sowie auch die Kammern meiner Geschwister und das Gemach meiner Eltern. Neben den Wirtschaftsräumen im Erdgeschoß lagen die Kammern der Bediensteten. Die Dienstmagd Maria hatte ihre Arbeit vor eine Stunde beendet und war schon schlafen gegangen. Sie hatte von allem nichts mitbekommen. Montags hatte sie frei und besuchte immer ihre Schwester, die mit einem Bauern an der Oberalster verheiratet war. Ich guckte aus meinem kleinen Fenster und in diesem Moment läutete St. Katharinen und verkündete die Zeit. Ich zählte mit. Als ich beim zehnten Schlag angekommen war, wurden meine Augenlider immer schwerer und ich schlief fast am Fenster ein. Mein Bett rief mich und ich hatte keine Zeit mehr zum Nachdenken. Wird sich mein Leben morgen eine Zeit lang ändern?

      Am nächsten Morgen fiel mir das Aufstehen schwer. Der Sonntag war anstrengend gewesen. Doch wir waren mit dem Schrecken davon gekommen. Ich ging die knarrende Treppe hinunter, die stets die gleiche monotone Melodie abspulte und ich sah alle um den großen Esstisch versammelt sitzen. Meine Eltern waren aus dem Wochenende zurück, Lisa hatte schon die Strecke vom Schaarmarkt hinter sich, Josephine kaute schon und das Personal war pünktlich von den Sonntagsausflügen zurückgekommen. Nachdem meine Eltern die ganze Geschichte gehört hatten, reagierte mein Vater gewohnt gelassen. Mutter konnte nicht mehr ruhig sitzen und wollte sofort zur Krankenanstalt zu Hinrich. Doch wir besprachen den gesamten Tagesablauf und jeder bekam eine Aufgabe zugewiesen. Das Personal kümmert sich um die Herrichtung der Gästezimmer für die Kocks aus Frankreich. Josephine und Mutter gingen zu Hinrich. Vater und ich suchten die Werft auf. Die Bediensteten vom Kontor sollten die Lieferung für La Rochelle bereitstellen, damit das ankommende Schiff nach dem Löschen der Ladung sofort wieder beladen werden konnte. Zumindest mit den robusten Waren. Nach dem Frühstück machten sich alle an ihre Aufgaben. Der Chef und ich, wir bewegten uns Richtung Sandtorwache, wie so oft in letzter Zeit nach dem Frühstück. Mein Vater war diesmal sehr schweigsam. Innerlich rotierte es in ihm. Ich gab ihm noch ein wenig Zeit, doch dann konnte ich es kaum abwarten ihn zu fragen, ob ich den Platz von Hinrich auf dem Walfänger einnehmen dürfte. „Da kann ich jetzt noch gar nichts zu sagen. Vielleicht ist Hinrich wieder gesund. Wir müssen schauen, was auf der Werft passiert und dann spreche ich mit Onkel Clemens und selbstverständlich mit deiner Mutter. Du weißt, Walfang ist ein hartes Geschäft mit vielen Risiken“, sagte mein Vater mit fester Stimme.

      Gerade wollte er Luft holen, um noch weitere Gründe, von der mir bekannten Sorte auf die Waagschale legen, da platzte es aus mir heraus:

      „Für Hinrich wären das die gleichen Risiken, wie für mich, Vater! Ich kann die Aufgaben auf See genauso bewältigen. Wir haben die gleiche Ausbildung, auch in der Navigation durchlaufen.“ Ich atmete einmal kräftig durch, um für das weitere Wortgefecht gewappnet zu sein, aber mein Vater verharrte in Schweigen. Nach einer Weile hatte er endlich ein neues Thema gefunden und meinte:

      „Wenn wir von der Werft zurückkommen, müssen wir wegen der Sylter Matrosen zum Logishaus.“

      Daran hatte ich nicht mehr gedacht. Die Sylter Seeleute, die auf dem Walfänger mitfuhren, brauchten bis zur Abfahrt ein Quartier. Dazu wollten wir sie im Logishaus Gelber Engel unterbringen, wo wir lange Stammkunden waren. Logishäuser waren spezielle Unterkünfte für Seeleute. Sie machten einen beträchtlichen wirtschaftlichen Faktor in Hamburg aus. Die Sylter Seeleute wurden über den Hamburger Kapitän Broder angeheuert, den mein Vater von der Seefahrt ewig kannte. Er wird das erste Kommando auf dem Walfänger haben.

      Walfang ist ein Spezialgebiet für Seeleute, da kann man nicht jeden Kapitän und jeden Matrosen gebrauchen. Derweil fährt jeder zweite Walfänger aus Hamburg mit größtenteils Besatzungen aus Friesland. Besonders die Nordfriesischen Inseln Föhr und Sylt stellen eine große Anzahl der Seeleute. Hamburg war im Walfang lange Entwicklungsland. Gelernt hatten die Hamburger von den Holländern, die das Gewerbe perfekt beherrschten. Und der Kreis schloss sich, wenn man wusste, dass die Holländer besonders Ost- und Nordfriesen rekrutierten, um die Besatzungen der Walfänger zu komplettieren. Also wurden die Spezialisten aus Friesland zum „Arbeitsmarkt“ nach Hamburg geholt. Der Waltran wurde gerade hier in Hamburg dringend gebraucht. Schließlich wurde inzwischen die komplette Straßenbeleuchtung der Stadt mit Waltran betrieben und Hamburg war die bestbeleuchtete Stadt weit und breit. Allerdings gab es immer noch dunkle Ecken in Hamburg. Es kamen stets neue Kandelaber dazu und der Bedarf an Waltran stieg damit stets an. Ergänzt wurde die Sylter Mannschaft mit Hamburger Matrosen, die auf unseren