Название | Veyron Swift und der Orden der Medusa: Serial Teil 2 |
---|---|
Автор произведения | Tobias Fischer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Veyron Swift und der Orden der Medusa |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738003604 |
Tobias Fischer
Veyron Swift und der Orden der Medusa: Serial Teil 2
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Die Jäger
Nach gut sechs Stunden Marsch wurde der Wald lichter und die Zahl der Baumriesen deutlich geringer. Sie gelangten über einen sich hin und her windenden Trampelpfad hinunter in ein flaches Tal, dass von einem breiten Fluss durchzogen wurde. Von einem Ufer zum anderen mussten es gut und gerne zweihundert Meter sein. Links und rechts lagen breite Kiesstrände, hinter denen die Uferböschung steil aufragte und eine Art natürlichen Damm schuf.
»Der Talasafon, der große Waldfluss. Weiter nördlich laufen die neun Flüsse der Himmelmauerberge zusammen und bilden diesen Strom. Um ihn zu überqueren, müssen wir weiter in den Süden gehen. Dort gabelt er sich in vier kleinere Läufe, wo es auch Furten gibt. Wenn wir unser Tempo halten, sollten wir unser Ziel in zwei Tagen erreichen können«, erklärte Faeringel.
Als er das hörte, bat Tom um eine kurze Pause. Ihm taten die Füße weh und er wollte sich ein bisschen ausruhen. Faeringel schien nichts dagegen zu haben, Iulia und Jane ebenso wenig. Nur Veyron fand diese neuerliche Unterbrechung sehr unzeitig.
»Na schön, machen wir eine kurze Verschnaufpause, danach geht’s weiter. Wir haben noch einen weiten Weg und die Zeit zerrinnt uns zwischen den Fingern«, sagte er laut. Als ihm niemand widersprach, nickte er zufrieden und setzte sich auf einen großen, fast kugelrunden Stein. Er streckte die Beine aus, nahm seine Reisetasche und kramte darin herum. Er holte ein Buch heraus und warf es Tom zu. Verdutzt fing dieser es auf.
»Math Teacher, Stufen 4 bis 8«, las er vom Einband ab. Seine Augen weiteten sich, ebenso wie sein Entsetzen. »Sie wollen, dass ich hier und jetzt Mathe mache? Sie sind ja komplett irre, Mann!«
Veyron zuckte nur mit den Schultern.
»Wir sind hier nicht auf Ferien, Tom. Niemand weiß wie lange wir von Zuhause wegbleiben. Ich will nicht, dass du den Anschluss in der Schule verlierst.«
Toms Wut war am Überkochen. Sie waren unterwegs um einem großwahnsinnigen, brandgefährlichen Verbrecher das Handwerk zu legen – und Veyron wollte, dass er Mathe lernte? Tom packte das Buch, ging damit zum Ufer und holte aus. Soweit er konnte, schleuderte er das verflixte Ding von sich. Er hörte es ins Wasser klatschen, im nächsten Moment wurde es von der Strömung fortgetragen.
»Das sag ich dazu!«
»Sehr unvernünftig von dir, hitzköpfig und unüberlegt«, meinte Veyron.
Tom wurde glutrot im Gesicht.
»Sie Spinner! Sie blöder, besserwisserischer…« Er vollendete seine Schimpftirade nicht, stopfte die Fäuste in die Hosentaschen und stapfte davon, ohne Veyron auch noch eines weiteren Blicks zu würdigen. Was zum Henker war nur mit dem Kerl los? Er spionierte ihm nach, er vergraulte seine Freundin – und alles nur, weil er es für das Beste hielt. Überhaupt schickte er sich an, das Leben aller in seinem Umkreis zu bestimmen, ganz so, wie es in seine eigenen Pläne passte. Und jetzt wollte er, dass Tom hier in Elderwelt für die Schule lernte?
Geht’s noch? Er ist durchgeknallt, einfach völlig durchgeknallt, entschied er. Irgendwann müsste er einmal ein ernstes Wort mit seinem Paten reden.
Jane ließ die beiden mit ihrem Gezänk allein. Faeringel war verschwunden, sagte, er wolle das Ufer genauer erkunden, ehe sie sich weiter in den Süden wagten. Vielleicht war er auf einen Baum geklettert, Jane wusste es nicht. Sie wollte für einen Moment allein sein – und obendrein diese Prinzessin nicht ganz aus den Augen lassen.
Iulia hatte sich von den Jungs abgesondert, saß etwa fünfzig Meter weiter am Rand des Wassers, die Arme um die angewinkelten Knie geschlungen. Iulia gefiel ihr nicht. Nicht, dass sie das Mädchen nicht mochte, sie war sicher eine nette Person. Was ihr nicht gefiel, war die Lebenseinstellung der jungen Frau. Sie könnte sich niemals vorstellen, so zu leben wie die Maresierin: eingezwängt in ein Korsett aus den Erwartungen anderer, verpflichtet zu Noblesse und Etikette. Sie fand die Ansichten der jungen Frau im besten Fall naiv, im Schlimmsten für dumm. Dennoch war es diese eine Frage von Iulia, die sie immer noch quälte: war sie glücklich?
Jane war der Prinzessin die Antwort schuldig geblieben und sich selbst ebenso. Sie war frei in ihren Entscheidungen, das stimmte; zumindest teilweise. Ihre Entscheidungen mussten sich jedoch immer nach der Fülle ihres Geldbeutels richten. Das Gehalt als Police Constable war nicht schlecht, aber auch nicht üppig und die Preise für Miete, Strom, Wasser und Heizung schossen jedes Jahr weiter in die Höhe. Eigentlich bräuchte sie einen zweiten Job, wenn sie ihre kleine Wohnung allein bestreiten wollte. Zum Glück hatte sie Alex. Nun ja, so ein Glück war das vielleicht gar nicht. Sie mochte ihn, er war da, wenn sie mal eine Schulter zum Anlehnen brauchte. Aber wirkliches Verständnis zeigte er für ihre Sorgen nicht. Er wusste nichts von ihren Albträumen, von der Belastung, wenn wieder einmal eine Leiche gefunden wurde und sie als eine der ersten alles in Augenschein nehmen musste. Er verstand nichts vom Leid der Opfer von Vergewaltigungen, Einbrüchen oder Gewalttaten. Sie aber bekam das alles mit. Diese traurigen Schicksale berührten sie jedes Mal aus Neue. Alex war nett, aber ganz ehrlich: Ihre richtig große Liebe war er nicht, ihn zu heiraten käme für sie nicht in Frage.
Alex war obendrein phantasielos, erzählte nur von seiner Arbeit und von seinem Sport. Vielleicht unternahmen sie mal einen Einkaufsbummel, wenn sie gemeinsam frei hatten, aber ansonsten unternahmen sie nicht viel – außer die Wochenenden in einem Pub totschlagen. Jane war schon lange nicht mehr aus Ealing herausgekommen, geschweige denn aus ihrem Wohnbezirk. Sie lebten sich auseinander, hatten sich mit jedem neuen Tag weniger zu sagen. Ihre Liebe war nach nur einem knappen Jahr zur Gewohnheit verkommen. Ganz allein war Alex da sicher nicht schuld, das wusste sie.
Jane machte einfach zu viele Überstunden, für Alex blieb nur wenig Zeit, für ihre Freundinnen sogar noch weniger. Zu den meisten hatte sie den Kontakt inzwischen verloren. War sie glücklich?
Die Antwort fiel sehr ernüchternd aus. Nein – nicht einmal zufrieden.
Sie setzte sich zu Iulia, beide beobachteten mit regloser Miene das Spiel der Wellen, die sanft ans Ufer schwappten.
»Brechen wir wieder auf«, fragte Iulia sie nach einer Weile.
»Sie haben es wohl eilig nachhause zu kommen, oder?«
»Nein, ich will nur schnell nach Loca Inferna. Ich muss wissen, was mit Nero geschehen ist. Es ist meine Schuld, dass er dort eingekerkert wurde. Ach, ich mache mir solche Vorwürfe, trotz seines entsetzlichen Verhaltens. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn er zu Tode käme. Aber das wird er. Loca Inferna verlässt man nur in einer Urne, heißt es«, jammerte Iulia und brach in Tränen aus.
Jane legte der Prinzessin ihren Arm um die Schultern.
»So schlimm wird‘s schon nicht kommen. Wie ich Veyron kenne, hat der bereits einen Plan geschmiedet, wie wir