Название | DIE LETZTE KUGEL |
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Автор произведения | Paul-Heinz Schwan |
Жанр | Философия |
Серия | Begleittext zu Peter Sloterdijk |
Издательство | Философия |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753190617 |
enttäuscht
was sonst
im sorgenden suchen
verbirgt es sich
im fröhlichen finden
regt es sich
gefunden gelassen
verlassen
vielleicht morgen
erneut erfreut
was sonst
deshalb will es nicht enden
das nicht finden,
es will sich weiter
bewegen
liebkosen
vernichten
neu
besser
endlos
ewig
regen
leben
was sonst
mensch bedenke:
die kugel ist einzig
bleib artig
Ein Brief an die LeserInnen zum Buch
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
herzlich willkommen zur zweiten Sphären-Tour. Was uns hier zusammenbringt, ist ein Dritter, insbesondere dessen drei Bände und die Lust auf lange, ergiebige Wanderungen. So tauchen wir unabhängig voneinander auf einer Lichtung auf, die für eine vertiefte Lesereise oder lange, für immer, die Welt bedeuten kann.
Ich freue mich, Ihnen als Sherpa auf Ihrer Reise zu den Geheimnissen der Sphären zu Diensten sein zu dürfen. Sie können mich vor Ihrer ersten Reise buchen, nach ihrer Erstbesteigung, oder Passage um Passage mit meinen Kurzfassungen gehen, um so die Tour doppelt zu erleben. Rundumservice, eine menschenalte Tradition.
Auch mir als Mehrfachbesteiger bieten sich immer neue oder korrigierte Aussichten.
Meine Referenz:
- autodidaktische mehrfach Besteigung aller drei Bände ohne Sauerstoff
- insgesamt 37 weitere Besteigungen im Sloterdijkmassiv exklusive unzähliger Aufsätze, Videovorträge und Artikel.
Für meine Sherpa Dienste nutze ich zwei Wanderpfade:
1. für jedes Kapitel eine Aussicht über wesentliche Aussagen als Langtext
2. für jedes Kapitel eine poetische Stichwortsammlung
Insofern haben Sie jeweils nur den halben Seitenumfang zu bewältigen wenn Sie sich für nur eine der beiden Routen entscheiden.
Diese Zweiteilung habe ich gewählt, weil sie meinen Weg die drei Bände zu lesen wiedergeben. Ich las Sloterdijk auf einer Ebene „sachlich“, um ihn wie andere Autoren „zu verstehen“. Da ich ihn als Philosophischer Autodidakt las, reichte das nicht, um viele Passagen wirklich zu verstehen. Aber immer, wenn ich das Buch beiseite legte, ließ es mir keine Ruhe sein Denken zu ergründen, oder besser: Mein Denken ließ mir keine Ruhe. Es wollte nach-ziehen, „verstehen“.
Dieses Nachdenken führte zu einem eher poetischen Wort-Wolken-Spiel. Man sieht tausend Wolken aber noch keine schlüssige Wetterlage, keinen Trend dieses Wolkenbildes. Ich spürte, wie ich nach und nach den Zusammenhang besser verstand, aber mir die angemessenen Worte für eine Wiedergabe fehlten, oder besser die angemessenen zwar durch den Kopf zogen, sie aber noch keine Sätze bilden konnten, kein versammeltes Bild schufen. Lauter bedeutungsschwangere Buchstaben, Worte, Sätze.
So biete ich Ihnen beide Varianten an, falls es Ihnen auch so ergehen sollte. Die meisten Aussagen sind im Original oder so Werkgetreu wie möglich wiedergegeben. Die Kapitel entsprechen der Gliederung im Original.
Zur Einstimmung auf die Tour
Nicht, weil ich Denke bin ich. Sondern weil wir kompliziert, komplex, um dreißig Ecken denken, sind wir eine so sonderliche Spezies. Wir denken eben „wild“ und „wirr“. Sagen oft „basta“ und wollen raus aus diesen Körper-Leib-Bauch-Kopf-Erwartungs-Erwartung-Verstrickungen.
Denken ist keine „einfache“ Sache. Nicht nur linear, logisch kritisch reflexiv.
Im Alltag mischen sich Logik mit Fantasie, Glauben mit Wissen, Vermutungen mit Tatsachen, Systematik mit Chaotik. Noch wichtiger: es mogeln sich Freude und Missmut, Unwohlsein und Nervenflattern, Magengrummen und ein Wallen der Gefühle ins Denken. Urplötzlich meldet sich der Darm, der Magen und signalisiert „Defizite“. Dann tauchen Ängste, Vorurteile, Hoffnung auf: und ich „entscheide“ mich.
Oft genug vorläufig: Nach kurzer Zeit kommt der Gedanke: Hätte ich nicht doch dieses oder jenes anders tun oder sagen können. Die Stimmung kippt schlagartig. Der ganze Ansatz wird verworfen, ich greife zum Hörer, ich stelle den Anderen oder mich selber zur Rede, mache eine Radtour oder gehe auf eine lange Wanderung.
Weil wir von Assoziation belebt werden, sind wir. Wir „verknüpfen“ immer etwas mit Etwas aus Etwas zu Etwas. Und das innerhalb von Sekunden, Nano-Sekunden. Wer dann sagt: Das ist doch logisch, das habe ich genau durchdacht, der müsste sagen: Alle meine „wirren“ Assoziationen haben mich zu dieser Aussage geführt. So liegt er vor uns: unser assoziierter Lebensteppich, unsere lange Wanderung aus 2500 Seiten.
Wie im Band 1 möchte ich Sie mit einem Foulspiel zu einer kurzen Einstimmung verhelfen, d.h. „unfaire“ Zusammenfassungen formulieren. Bei Sloterdijks Texten immer ein riskantes Unterfangen. Wenn Sie Ihm schon einmal zuhören konnten, werden Sie seine „wilden Ausflüge“ kennen. Müsste ein Satz für alles stehen, dann vielleicht der, dass die Geschichte „des Menschen“ durch den nie zu beruhigenden Überschuss der Ekstase über die Geborgenheit gelesen werden kann. Der erste unvermeidbare Blick erfasst unglaubliches, der zweite macht zum Sprung bereit, der dritte und vierte lehrt sie etwas. Nur nie lange.
Der Band 2 führt „das kleine Wesen“ aus dem „Basislager der ersten idealen Sphäre“ mit schwärmend-verheißender und ängstlich-bewahrender Grundausstattung, zu rauschenden Höhen und in eisige Höllen: in Gruppen, Horden, Siedlungen, Städte, Reiche, Welt.
Alles grundiert vom Konzept Selbstbergung und Selbstumgebung gegenüber einer unmöglich gewordenen Außenwelt, in: Archen, Stadtmauern, Kuppeln, Weltgrenzen, Immunsysteme.
„Die Stadt ist die Wiederholung der Höhle mit anderen Mitteln“ (Hans Blumberg) und die Höhle eine Reminiszenz an die Uterus-Zeit.
Aber wo es "Erhabene-Sphären" gibt, dort gibt es auch "Anti-Sphären". Dann geht es um die Erkundungen im höllischen Raum. Entzieht man diesem unsäglichen Raum den katholischen Wächter, dann kann die Welt und auch meine eigene Innere zur Höllen-Sphäre werden. Wenn mich alles überfällt, alles um mich herum "einstürzt", dann wird das ehemals bergende zur Höllenfahrt. Dann fällt um das "kleine Wesen" herum alles ins "Nichts".
Schon früh lehrt das Leben sie, dass sie in einem thanatologischen Raum existieren und macht sie „erwachsener“ aber nicht weniger ekstatisch. Es sterben ja immer nur die Anderen. Aber „damit die ganze Welt menschenleer erscheine, genügt es, dass ein einziger Mensch dir fehlt“.
Menschliche Beseelungsverhältnisse kommen nicht einseitig als das Schönste, Größte, Umfassendste unschuldig daher. „Die Geschichte“ aus der es zu lernen gälte: Weinrauschende Feste und blutrünstige Gelage; Blumen-bindende Delirien und kreuze-errichtende Rauscharmeen, verwöhnt getragene Seelen und Waffen-schmiedende Kommunen.
Nicht nur unglaubliche Städte die früh entstehen zeugen bald von der Ästhetik dieser scheinbar nie zu überwindenden Differenz. Wer darf zu ihnen sagen „Du musst Dein Leben ändern“? fragt Sloterdijk folgerichtig in einer anderen Veröffentlichung mit diesem Titel