Zurück zum Ursprung. Judith und Urs Parolo

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Название Zurück zum Ursprung
Автор произведения Judith und Urs Parolo
Жанр Сделай Сам
Серия Botschaften aus Shamballa
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783738076639



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und seid Euch selbst. Ihr müsst nicht die gute Tochter, der karrierebewusste Sohn, der strenge Vater, die... sein - nein, das Einzige, was Ihr sein müsst ist: Seid Euch selbst! Es ist klar, dass Eure Umgebung erstaunt sein wird, wenn Ihr Euch nicht mehr dem Bild entsprechend verhaltet. Dies ist aber das Problem der Umgebung - nicht Eures.

      Fixe Vorstellungen

      Gift für die Lockerheit im ganzen Sein sind die Worte: MAN MUSS DOCH!; ICH MUSS DOCH! oder DAS KANN MAN DOCH NICHT! Mit diesen Worten wird eine verkrampfte Haltung ausgedrückt. Legt für kurze Zeit das Buch weg und versucht - ganz locker - zu sagen: ICH MUSS DOCH! Es ist schwierig, versucht es.

      Bei diesen Worten verkrampft sich das ganze Wesen. Ersetzt für Euch diesen Satz durch ICH WILL, ICH KANN oder ICH DARF. Wenn Euch dies gelingt, dann seid Ihr in Eurer ganzen Art viel lockerer. Also, das nächste Mal heisst es nicht: "Ich muss diese Person besuchen, ob ich will oder nicht!" Nein, es heisst: "Ich kann diese Person besuchen und nun habe ich Lust dazu!" oder "Ich darf diese Person besuchen und ich freue mich darauf!"

      Ihr glaubt gar nicht, welche Auswirkungen diese kleinen Worte ICH MUSS auf Euer Denken und auf Eure Lockerheit haben. Sie bilden einen richtigen Käfig, alles wird immer durch die Brille ICH MUSS angeschaut. Das führt dazu, dass Ihr dauernd genötigt seid, dieses oder jenes zu tun. Nie seid Ihr frei, das zu tun, was Ihr wollt, oder Euch Freude macht, denn ICH MUSS ja dauernd etwas anderes tun. Das Ganze führt zu einer Haltung, welche von der Lockerheit sehr weit entfernt ist - es führt zur Verbissenheit, zur Frustration und zum Gefühl, überfordert zu sein.

      Hemmungen

      Hemmungen und Lockerheit sind zwei Begriffe, welche sich fast gänzlich ausschliessen. Ohne Hemmungen locker zu sein ist ein Ding der Unmöglichkeit. Dabei müssen wir zwei Arten von Hemmungen unterscheiden.

      Es gibt natürliche Hemmungen, also Bereiche, wo das Wesen eine innere Stimme hört, eine Warnung spürt, wo es zögert, etwas zu tun. Diese Art Hemmungen sind natürlich und entsprechen dem Wesen Mensch. Es ist eine Art Selbstschutz und ist nötig. Das meinen wir nicht. Wir möchten von jenen Hemmungen sprechen, welche anerzogen, übergestülpt, von aussen her diktiert werden. Diese Hemmungen stehen der Lockerheit im Wege.

      Hemmungen sind eine Art Blockade, welche verhindern, dass etwas getan wird. Es ist ein innerer Mechanismus, welcher das ganze System Mensch in Aufruhr versetzt und innere Reaktionen auslöst und freisetzt, sobald eine gewisse Absicht ins Auge gefasst wird. Das kann sich in einem schlechten Gewissen äussern, aber auch körperliche Anzeichen wie nasse Hände, schnellerer Atem, Herzklopfen können eintreten. Wir möchten dies mit einem Beispiel verdeutlichen.

      Eine schüchterne Person geht in einen Laden und möchte sich einen Pullover ansehen, welcher - für ihre Verhältnisse - in der Farbgestaltung etwas gewagt ist. Nun melden sich die Hemmungen; es sind zuerst Gedanken:

       das kannst Du doch nicht machen

       die anderen lachen Dich ja aus

       schau nur, die Leute starren Dich jetzt schon an

       und so weiter

      Trotz dieser Bedenken geht die Person aber zum Gestell und betrachtet zuerst die weniger auffälligen Pullis daneben und nimmt dann - mit Herzklopfen - endlich - scheinbar zufällig - das eigentlich gewünschte Kleidungsstück in die Hand. Die Hemmungen sind aber nicht etwa leiser geworden. Nein, laut und deutlich melden sie sich wieder. Und wie als Bestätigung (alle schauen nur mich an) tritt eine Verkäuferin hinzu. Dies reicht - die Hemmungen haben gewonnen. Ohne den Pullover genauer zu betrachten, "flieht" die Person aus dem Laden. Erst draussen kommt sie wieder zu Atem und beruhigt sich etwas.

      Es muss nicht jedes Mal in dieser Art ablaufen, aber der Vorgang ist immer der gleiche. Die Hemmungen verhindern, behindern, stehen im Wege und sind gepaart mit den Worten: DAS DARF / KANN MAN DOCH NICHT! Einfach gesagt, sie verhindern ein Weitergehen. Wenn Ihr Euch klarmacht, dass solche Hemmungen nicht von Euch selbst stammen, sondern von aussen (Erziehung, nicht hinterfragte Traditionen, Projektionen, fixe Vorstellungen....), dann werdet Ihr erkennen, dass es Zeit ist, auch hier klar Schiff zu machen und diese "Eure" Hemmungen zu hinterfragen.

      Es ist wichtig, dass die Hemmungen keine Gewalt über Euch haben MÜSSEN, Ihr gebt sie ihnen. Je öfter Ihr Euch diesen Zwängen aussetzt und nachgebt, um so grösser wird die Macht der Hemmungen. Ihr seid blockiert und könnt von aussen her manipuliert werden. Das Leben in Lockerheit ist fast unmöglich, weil diese Hemmungen starr sind - sie lassen Euch keinen Spielraum. Beginnt daher, Eure Hemmungen, Eure Gefühle (das darf man nicht; das macht man doch nicht) zu hinterfragen. Dies ist der beste und einfachste Weg, seine Hemmungen Schritt für Schritt zu entwaffnen.

      Wir raten also der Person aus dem Laden zu einer einfachen Frage: "Warum soll ich diesen Pullover nicht probieren?" Erst wenn sie eine wirkliche Antwort darauf findet, soll sie ihn im Gestell liegen lassen, vorher nicht.

      Stellt Euch jedes Mal, wenn Ihr in solche Situationen kommt die Frage: "Warum eigentlich nicht?" Nehmt nichts als gottgegeben hin, was Euch im Weg steht. So könnt Ihr Eure Hemmungen übersteigen und locker und frei werden.

      Hemmungslos sein

      Eine Person, welche als hemmungslos gilt, hat den Anstrich von Ruchlosigkeit, Zügellosigkeit; sie wird in ihrer Art negativ bewertet. In unserem Sinne ist aber hemmungslos zu sein durchaus nicht negativ, im Gegenteil. Es geht darum, die anerzogenen, von aussen aufdiktierten Begrenzungen zu übersteigen und so locker und frei - sich der Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber völlig bewusst - zu leben. Wenn wir also propagieren: "Seid hemmungslos!", dann wisst Ihr in welchem Sinne wir dies meinen.

      Gerade Institutionen haben im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder mit den Hemmungen der einzelnen Individuen gespielt. Das Schema ist meistens nach dem gleichen Muster abgelaufen. Zuerst wurden gewisse Eigenschaften in Frage gestellt, dann gebrandmarkt, dann gab es Drohungen. Zuletzt reichte die blosse Erwähnung dieser Eigenschaften, damit die Menschen ein schlechtes Gewissen bekamen - dadurch wurden sie lenkbar und führbar.

      Oft haben sich diese Institutionen auf höhere moralische Autoritäten berufen. Dass sie es dabei mit der Wahrheit nicht so genau nahmen (zum Teil auch heute noch nicht) wird niemanden erstaunen. Ziel war es ja, die Menschen gefügig zu machen, sie zu beherrschen, ohne selbst immer aufpassen zu müssen. Dies lässt sich über Hemmungen sehr gut erreichen.

      Im Bereich der Sexualität sind diese Hemmungen jahrhundertelang gelebt worden. Es hat im mitteleuropäischen Raum richtiggehende Hetzjagden gegen die Sexualität gegeben. Diese Hemmungen sind heute noch sehr tief verwurzelt. Was über Jahrhunderte verteufelt wurde, lässt sich nicht in zehn Jahren wieder "normalisieren". Diese Ablehnung der Sexualität hat dazu geführt, dass in der heutigen, sogenannt freien und aufgeklärten Gesellschaft viele Probleme im Bereich der Sexualität zu finden sind, obwohl eigentlich der ganze sexuelle Bereich "veröffentlicht" wurde.

      Wenn wir sagen, dass es richtig ist in unserem Sinne hemmungslos zu sein, dann hat das ganze auch etwas mit Vertrauen zu sich selbst zu tun. Nur wer sich selbst vertraut, der kann innerhalb seiner selbstgesteckten Grenzen hemmungslos gehen, wohin er will. Versucht es, Ihr werdet grosse Freude finden, denn es ist wirklich schön, sich von diesen Begrenzungen zu lösen und locker zu leben.

      Ihr werdet Euch fragen, wie man sich von diesen Hemmungen lösen kann. Wie wir schon angedeutet haben: hinterfragt sie, nehmt sie nicht als gottgegeben hin. Stellt doch für Euch die einfache Frage: "Ja, warum soll ich dies nicht tun?" Wenn Ihr eine Antwort findet, dann ist es in Ordnung; wenn Ihr aber keine befriedigende Erklärung habt, dann tut es - hemmungslos.

      Vielleicht erkennt Ihr nun den Wert der Übungen vom Anfang, in denen es darum geht, immer wieder neue Wege, neue Denkweisen auszuprobieren. Ihr müsst das "Unvorstellbare" zuerst zu denken wagen, bevor Ihr in einem zweiten Schritt den Mut habt, es zu tun. Wenn Euch sogar der Gedanke abschreckt oder Ihr nicht in der Lage seid, eine Situation auch nur in Gedanken neu anzugehen, dann werdet Ihr Eure Hemmungen