Auf einer Brücke stehen einige Leute und gaffen und filmen. Ophelia entdeckt eine ohnmächtige Frau am Isarufer, die offenbar von der Brücke gesprungen oder gestürzt ist. Ohne zu zögern ruft sie Dr. Danny Norden zu Hilfe, der sich wenige Minuten später um die Ohnmächtige kümmert. Sie kommt schnell wieder zu sich, hat offenbar keine ernsten Verletzungen und gibt an, dass sie glaubt, von der Brücke gefallen zu sein. Sie widerspricht den Zeugen, die behaupten, sie wäre gesprungen. Ines muss drei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Dr. Danny Norden lernt Ines' Mann Werner kennen, der über Probleme mit Ines klagt. Ihre Depressionen, Vergesslichkeit und schlechte Laune machen ihm so schwer zu schaffen, dass er eine Auszeit von seiner Ehe nehmen will. Danny Norden und seine Freundin, die Psychologin Olivia, kommen zu dem Schluss, dass Ines – vielleicht auch Werner – psychologische Hilfe braucht. Kann Olivia Licht ins Dunkel bringen?
Noch hatte der Wecker nicht geläutet. Danny musste erst in ein paar Minuten aufstehen. Er träumte gerade von der Floßfahrt auf der Isar, die er am Tag zuvor mit Freunden unternommen hatte, als er plötzlich ein lautes Brummen wahrnahm, das er zunächst in seinen Traum einbaute, bis ihn etwas Haariges an seinem Gesicht berührte und er erschrocken hochfuhr. «Guten Morgen, Doc, nichts passiert.» «Wer bist du, und wie bist du hier hereingekommen?» Danny setzte sich sofort auf, als er das Mädchen am Fußende seines Bettes stehen sah, das soeben mit ihm gesprochen hatte. Es hatte langes rotes Haar, trug ein moosgrünes Kleid zu schwarzen Leggins und war höchstens dreizehn oder vierzehn Jahre alt. «Ich bin Ophelia, Ophelia Mai, ich wohne seit einer Woche im Haus nebenan, schön, dass wir uns endlich kennenlernen.» Sie kam um das Bett herum, setzte sich auf die Bettkante und reichte ihm die Hand. «Hereingekommen bin ich über den Balkon. Die Tür stand offen, und das Rankgitter an der Hauswand ist eine perfekte Aufstiegshilfe. Die allerdings auch von einem Einbrecher genutzt werden könnte. Nur mal so als kleiner Hinweis.» «Danke, ich werde darüber nachdenken, es zu entfernen.» «Warum gleich so radikal? Sie könnten auch dornige Rosen daran hochziehen. Das verhindert das Klettern und verschönert die Hauswand. Das Zimmer ist noch ein bisschen kahl, finden Sie nicht?» Ophelia ließ ihren Blick durch den großen Raum mit den schneeweiß gestrichenen Wänden gleiten. Die Einrichtung beschränkte sich auf das blaue Boxspringbett, einen weißen Kleiderschrank und eine Fächerpalme im blauen Porzellankübel.