Wo landet man, wenn man sich von allem frei macht? Nach Elena Landauers Roman «Der Nihilist» am Ende in der Praxis einer Psychotherapeutin. Dort hockt der Held ihres Romans nach dem Selbstmord seiner Freundin und «versenkt sein Leben im Grab eines professionellen Zuhörers». Dabei endet das Leben Bertolds, so nennt sie ihren notorischen Selbstbefreiungskünstler, nach bürgerlichen Maßstäben durchaus erfolgreich in einer kleinen Villa in Hamburg. Dahin hat er es aus einem kleinen katholischen Dorf über die Stationen Lektorat, Journalismus und Schriftstellerei gebracht. Was sein Leben bestimmt hat, war das Streben nach Freiheit. Er befreit sich von den Banden seiner religiösen Erziehung und den politischen Konventionen der Epoche, vor allem aber meidet er jede Bindung an eine Frau. Landauers Protagonist ist ein atheistischer Moralist, der seinen eigenen Weg im ideologischen Durcheinander der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sucht.
Der Psychotherapeutin Amelie Thiemann ist ihr Freund Julian ein Rätsel. Das beginnt mit seinem zu einer Festung ausgebauten und gut bewachten Haus, das in dem ländlichen Hamburger Vorort aus der Reihe fällt und spöttisch Fort Knox genannt wird. Es setzt sich fort mit Julians auffälligem Interesse an Amelies Tätigkeit als Therapeutin und seinem Engagement für Opfer jeder Art. Besorgnis erregend sind für Amelie die wütenden Ausraster ihres sanftmütigen Freundes, wenn er Zeuge von Aggressionen wird. Auf ihre Fragen nach dem Grund erhält sie keine Auskunft.