Der Plan, im Alter von 56 Jahren die Welt des Radfahrens in fremden Ländern zu erforschen, birgt gewisse Risiken. Zum Beispiel die, dafür zunächst die Anreise mit der Deutschen Bahn in Kauf nehmen zu müssen. Überfüllte Züge bergen irrwitziges Irritationspotenzial, Bahnhöfe beinhalten ungeahnte Gefahren und Fähren sind unerforschtes Terrain. Da der Autor die Zeit des Zeltens und auf kaltem Gestein Schlafens hinter sich gelassen hat und auch nicht sonderlich vermisst, reist er Erste Klasse und verschmäht weder Kabine auf der Überfahrt noch Hotel und warme Dusche zum Übernachten. Unter Radlern geht das natürlich nicht, aber da der späte Abenteurer das noch nicht weiß, kümmert es ihn auch nicht. Während der eigentlichen Radtour wird der Radler davon überrascht, dass es draußen auch mal Wind gibt, meistens von vorne, und dass in Schweden vieles viel schwedischer als in Deutschland ist. Jeden Tag gibt es neue Wunder zu bestaunen, nichts davon ist geplant. Fisch essen, Nacktbaden und Biertrinken werden ganz nebenbei abgewickelt und fast immer geht irgendetwas schief. Nichts kann den Radfahrer von seiner einmal geplanten Tour abbringen, außer der spontane Entschluss, es doch zu tun. Die spontanen Entscheidungen bringen immer wieder überraschende Erlebnisse und das Land dem Besucher näher als jede Sehenswürdigkeit. Am Ende liegt Göteborg und die Erkenntnis, dass das Ziel zwar nicht weg ist, aber es auf dem Weg dahin auch mal ganz nett sein kann. Es handelt sich bei dem Buch nicht um eine Anleitung, was man zu welcher Zeit unbedingt in Schweden beschauen sollte oder welcher Radweg der empfehlenswerteste ist. Es gibt keine Tipps und Ratschläge, sondern höchstens Erkenntnisse und meistens intuitive und manchmal fragwürdige Gedanken philosophischer oder profaner Natur. Dazu gibt es mehr als 27 handgezeichnete Skizzen des Autors.