Ist es Gil Vicente, der in der «Schäferlichen Tragikomödie über die Serra da Estrella» eine Aura heiliger Berge aufbaut? Sein Drama dürfte das älteste aller jemals über das Gebirge erschienenen Werke sein. Es erscheint im Jahre 1527, gut 35 Jahre nach der Entdeckung Amerikas, die mit dem Anbruch der Moderne gleichgesetzt wird. Portugal selbst hat mit Spanien gerade die Welt in zwei Machtsphären geteilt, besitzt Brasilien als Kolonie und Stützpunkte für den Handel mit Arabern im Orient. Das Drama ist einem neuen Königspaar und einer neugeborenen Prinzessin gewidmet, mit der viele Hoffnungen verbunden sind. Diese drückt das als Mensch in der Tracht einer Schäferin auftretende Gebirge gemeinsam mit den Hirten aus. Sie wird als neuer Stern von Coimbra betrachtet, dem die Hirten gemeinsam mit der Serra folgen sollen. Sie huldigen den Regenten mit dem besten, was das Gebirge zu bieten hat: mit feinem Käse, guter Milch, weichen Adlerfedern, kostbaren Hermelinfelle, Merinoschafen, Lämmern, Kühen und sogar mit Gold.
Anno domini 1513: Portugal hat Brasilien entdeckt und steht jetzt vor der Eroberung Nordafrikas. Ein Nekromant, also einer, der die Toten erwecken kann, zwingt zwei Teufel dazu, ihm die Helden des klassischen Altertums zu bringen. Portugal braucht starke Anführer im Krieg. Doch wie wird dieser Krieg enden? Gil Vicente hat ein auch heute noch aktuelles Drama geschrieben, in dem er Adel und Bürgertum zur Eroberung aufruft. Aber gleichzeitig warnt der Dichter vor Übermut und mahnt zu Zurückhaltung. Manch heutige Großmacht darf sich davon angesprochen fühlen. Die Tragikomödie wurde 1513 in Lissabon vor König Manuel I. uraufgeführt. Gil Vicente (1465-1536) gilt als Begründer des portugiesischen Theaters und daher einer der bekanntesten Dichter des Landes.
Fasziniert schaut der Theaterbesucher durchs Brennglas Gil Vicentes (1465-1536) auf eine ihm fremde Welt der Renaissance. Er hört stolze Worte des Winters über seine Macht, zittert ums Leben von Seefahrern zwischen Brasilien und Moçambique, lacht übers satirische Gesprächs des Winters mit einem Hirten über die Liebe. Verzückt lauscht er poetischen Worten des Frühlings mit der Serra da Sintra, zwei ineinander verliebte Freunde, der nach der kalten Jahreszeit Ruhe in Portugal einziehen lässt. Der Zuschauer meint Don Quijote antraben zu hören. Der Welt der Ritter folgt bereits das Zeitalter der Eroberer, Seefahrer und Händler in einer globalen Welt. Die Menschen stehen vor Herausforderungen, denen sie nicht immer gewachsen sind, dessen sie sich aber nicht bewusst sind. Ein Meisterstück Vicentes, des Begründers des portugiesischen Nationaltheaters, das auf heutigen Bühnen einen Auftritt verdient hat.
Ein teuflisches Theaterstück aus Portugal! Viele erwartungsvolle Menschen kommen am Ende des Lebens am Fluss des Grauens an. Ein Teufel und ein Engel verhören sie am Kai. Haben sie gut oder schlecht gehandelt? Führt ihr weiterer Weg mit dem Engel ins Paradies? Oder rudern sie mit dem Teufel in die Hölle? So manchen Ankömmling überraschen die Entscheidungen. Mit Gil Vicente hat einer der großen Dichter Portugals dieses Drama im Jahre 1517 geschrieben. Heute ist es dort ein Bestseller, zählt zur Weltliteratur, wird auf den Bühnen aufgeführt und ist Prüfungsstoff im Abitur.
"Die Wehklage der Maria Parda" (O Pranto de Maria Parda) – dieses 1522 erschienene Werk atmet den Geist der Reformationszeit. Es thematisiert das Denken der Menschen, die sich schuldig fühlen und Angst vor der Hölle haben. Gil Vicente stellt auf revolutionäre Weise Menschen von der Straße auf die Bühne vor Adel und Bürgertum. Sie sprechen ihre Sprache. Ein 1522 entstandes Meisterstück Vicentes, des Begründers des portugiesischen Nationaltheaters. Es ist eine Antwort auf die Reformation. Wendet sich der Dichter gegen den Papst? Lehnt er die Reformation ab?
In einer Zeit, in der Portugals Handel aufblüht, lebt ein Adeliger am königlichen Hof auf großem Fuße. Er beschäftigt Angestellte, gibt kostspielige Arbeiten in Auftrag, kann diese aber nicht bezahlen und leistet daher hohle Versprechungen. Allerdings sind seine «Dienstboten» naiv, denn diese machen trotzdem ihre eigenen Rechnungen auf. Der «Schwank der Dienstboten» ist eines der reifsten Stücke des großen Dramatikers Gil Vicente. Er wirft ein bezeichnendes Licht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse am portugiesischen Hof um 1526. Steht Portugal vor einer Revolution?
Ein Schutzengel und ein Teufel werben um eine Seele. Diese tritt sehr unsicher auf. Soll sie ein Leben führen, in dem es ihr an nichts mangelt? Oder soll sie auf irdischen Reichtum weitgehend verzichten? Die Seele muss sich jetzt entscheiden, welchen Weg sie gehen will. Das Mysterienspiel wurde 1508 in Lissabon vor Königin Lianor und König Manuel uraufgeführt. Obwohl das Drama über 500 Jahre alt ist, wirkt es modern, weil es das Denken einer Großmacht enthüllt, die vor der Eroberung der halben Welt steht. Gil Vicente gilt als Begründer des portugiesischen Theaters.