Die beiden Waisen Eva und Peter wachsen in einer Einöde nach dem dreißigjährigen Krieg auf. Bald verlieren sie auch ihre Pflegeeltern und müssen sich nun mutterseelenallein durchschlagen. Anhand der Beschreibung des Lebenslaufs der beiden Kinder lässt Sonnleitner die Entwicklungsgeschichte der Menschheit von der Steinzeit über die Bronzezeit bis zur Eisenzeit an dem jugendlichen Leser im Zeitraffertempo vorüberziehen. Peter und Eva kennen die im täglichen Leben der damaligen Zeit benutzten Geräte und Werkzeuge. Sie wissen, welche wildwachsenden Pflanzen, Beeren und Pilze essbar sind und welche nicht – jetzt müssen sie «lediglich» versuchen, die zum Überleben notwendigen Geräte, Werkzeuge und Waffen aus den Stoffen, die die Natur ihnen bietet, herzustellen und Essbares in ihrem abgeschlossenen Tal, dem «Heimlichen Grund», zu finden.
Kapitän William Vanderdecken, für seine Zornesausbrüche weithin gefürchtet, scheitert bei seinem Versuch, das Kap der Guten Hoffnung zu umsegeln. Er stößt einen gotteslästerlichen Fluch aus – für den er büßen muss: Bis zum Jüngsten Tag soll er auf einem Geisterschiff die sieben Weltmeere durchkreuzen. Seine Frau beauftragt auf dem Totenbett ihren Sohn, den Vater vom grausamen Bann zu erlösen.
Von Richard Wagners Der fliegende Holländer bis hin zum Hollywoodfilm Fluch der Karibik – Marryats klassisch gewordener Roman beruht auf einem jahrhundertealten Sagenstoff, der als Inspiration für zahlreiche Werke diente.
Der lange Läuterungsweg einer Holzpuppe Carlo Collodis Märchen Pinocchio gehört bis heute zu den berühmtesten Kinderbüchern. Es erzählt die fantastische Geschichte eines Holzjungen, der immer wieder auf Abwege gerät und damit seinen armen Vater Geppetto in tiefste Verzweiflung stürzt. Obwohl Pinocchio ununterbrochen Besserung verspricht, lässt er sich unter dem Einfluss schlechter Freundschaften ständig dazu verleiten, die Schule zu schwänzen und dem Vergnügen nachzujagen. Dabei wird seine Gutgläubigkeit und seine Begeisterung von skrupellosen Lügnern und Geschäftemachern ausgenutzt. Doch dank seines guten Herzens und der großmütigen Nachsicht Geppettos erkennt er am Ende seine Irrtümer, schwört dem vergnügungssüchtigen Leben ab und erwacht zur Belohnung eines Morgens nicht mehr als Holzpuppe, sondern als richtiger Junge. Pinocchio besticht durch seine erzählerische Frische, seine fantastischen Wendungen und seine lebhaften Dialoge. Außerdem enthält es zahlreiche äußerst witzige Passagen, in denen soziale Institutionen und Figuren wie Justiz, Polizei oder Ärzte karikiert werden. Trotz seiner manchmal etwas penetranten Moral ist Pinocchio bis heute nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene sehr unterhaltsam.
Don Carlos ist Schillers viertes Drama, das er als dramatisches Gedicht bezeichnete. Nach umfangreichen historischen Studien verfasste er es zwischen 1783 und 1787. In Hamburg wurde das Drama in fünf Akten am 29. August 1787 erstmals aufgeführt. Schiller nimmt in seinem Stück Bezug auf historische Ereignisse im 80-jährigen Krieg (1568–1648), in dem niederländische Provinzen um ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone kämpften. Zwischen König Phillip und seinem Sohn (Don Carlos) verarbeitet Schiller erneut einen Generationenkonflikt am Ende eines überkommenen Gesellschaftssystems – zwischen tyrannischen Despoten und dem aufstrebenden Bürgertum.
Jakob Krakel-Krakel, Das patentierte Krokodil, Lups, Balduin Brummsel oder Jeremias Kugelkopf – wer hat nicht schon einmal von ihnen gehört oder gelesen. Sie sind von unvergeßlicher Komik, der die tiefere Bedeutung nicht fehlt. Manfred Kybers Tiergeschichten sind moderne Fabeln, seine Märchen sind Geschichten für Erwachsenen, voll echtem Märchenton, in denen behutsam und ohne falsche Ambition von den großen Fragen der Welt und des Menschen die Rede ist. Die vorliegende Ausgabe vereinigt zum ersten Mal Manfred Kybers Tiergeschichten und Märchen in einem Band.
Das Gesetz des Dschungels "Probier's mal mit Gemütlichkeit", singt Balu, der Bär, in der weltbekannten Disney-Verfilmung des Dschungelbuchs. Dass es aber im Dschungel gar nicht so gemütlich zugeht, erfährt, wer die Originalvorlage von Rudyard Kipling zur Hand nimmt. Mogli, der Junge, der von Wölfen aufgezogen wird, lernt von seinen beiden Mentoren, dem Bären und dem Panther, das Gesetz des Dschungels. In zahlreichen Konflikten mit dem Tiger Schir Khan, dem Wolfsrudel und schließlich sogar den abergläubischen Menschen muss er sich durchsetzen. Ähnlich wie Mogli, der auf seinem Weg zum Erwachsenwerden mehrere Prüfungen bestehen muss, ergeht es auch ein paar tierischen Helden in weiteren Geschichten. Schnell wird klar, dass das Leben in der Wildnis kein Zuckerschlecken ist. Rudyard Kipling war ein Verfechter des britischen Imperialismus. Sein in einigen Geschichten offen hervortretender Patriotismus und der Glaube an Befehl und Gehorsam muten manchmal etwas seltsam an und sind schon so manchem Kritiker übel aufgestoßen. Trotzdem, Kiplings Dschungelmärchen über Freundschaft, Bewährung und Abenteuer sind immer wieder lesenswert.
Das Kinder – Verwirr – Buch ist wohl eines der bekanntesten Werke von Joachim Ringelnatz. Ein Klassiker. Die Frage, ob dieses Buch nicht eher die Eltern verwirrt als die Kinder ist ungelöst. Zumindest klärt es auf mit Texten wie: 'Den Unterschied bei Mann und Frau / Sieht man durchs Schlüsselloch genau'. Dazu gibt es weitere Gedichte und Geschichten und nicht zuletzt eine Anleitung zum Bau einer Windmühle. Ein typisches Kinder- und Jugendbuch ist es dennoch nicht. Aber ein wunderbares Buch zum Verschenken. Endlich als Taschenbuch und ganz originalgetreu nach der Auflage von 1931 wieder herausgegeben. Mit allen Originalbildern und Texten.
Der verträumte und tollpatschige Student Anselmus stößt am Himmelfahrtstag den Korb eines alten Äpfelweibs um, die ihn daraufhin mit einem Fluch belegt. Noch am selben Abend erscheinen ihm drei goldgrüne Schlangen und Anselmus verliebt sich in eine von ihnen.
Bei einem Besuch im Haus seines Freundes Paulmann lernt der Student dessen hübsche Tochter Veronika kennen. Außerdem bietet man ihm eine Beschäftigung als Kopierer alter Manuskripte bei dem absonderlichen Archivarius Lindhorst an. Als er seine Stelle dort antreten will, begegnet ihm das alte Äpfelweib in Gestalt eines Türknaufs und versetzt Anselmus in eine Ohnmacht.
Beim späteren Aufeinandertreffen mit Lindhorst fühlt sich Anselmus von dessen märchenhaften Geschichten angezogen. Der Archivar berichtet ihm, dass die goldgrünen Schlangen seine Töchter seien. Diejenige, in die sich der Student verlie…
Der Schotte Lord Glenarvan findet auf der Jungfernfahrt seiner Jacht Duncan im Magen eines Hammerhais eine Flaschenpost mit drei nur noch teilweise lesbaren Schriftstücken – einem auf Englisch, einem in Französisch und einem auf Deutsch. Sie geben einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des verschollenen Kapitäns Grant, dessen Schiff untergegangen ist. Der Kapitän sowie zwei Matrosen haben den Schiffbruch überlebt. Nur der Breitengrad ihres Aufenthaltsortes, der 37. Breitengrad der südlichen Hemisphäre, ist lesbar, die Angabe des Längengrads wurde vom Salzwasser zerfressen ....
Horrortrip eines Ungeziefers "Es ist kein Traum", schreibt der Erzähler in sachlichem Ton, und doch mutet es an wie ein Horrortrip: Nach einer unruhigen Nacht erwacht der Tuchhändler Gregor Samsa eines Morgens als ungeheures «Ungeziefer» mit Panzer, Flügeln und Fühlern. Als ekelerregender, kriechender Käfer ist der bisherige Ernährer der Familie allen bald nur noch lästig. Je mehr er körperlich und seelisch verkümmert, desto stärker werden Vater, Mutter und Schwester.
Franz Kafkas Erzählung «Die Verwandlung» (1915) beginnt mit einem unerklärlichen und mysteriösen Vorfall und entwickelt eine unerbittliche Plausibilität. Bis heute entziehen sich die eigentlich klaren Sätze jeder Eindeutigkeit und lassen viel Spielraum für Interpretationen.
Die Erzählung des Prager Schriftstellers Franz Kafka (1883 – 1924) ist weltberühmt, nicht nur wegen der grausig-fantastischen Metamorphose eines Menschen in ein Ungeziefer. Mindestens genauso erschreckend ist, wie eine Gemeinschaft sich gegenüber einem Mitglied verhält, das nicht so «funktioniert» wie gefordert: Der Andersartige wird überhört, übersehen, übergangen, ausgeschlossen und schließlich «entfernt». Fehlende Empathie und soziale Isolation – das ist der erschütternd realistische Horror der Verwandlung des Gregor Samsa.
Gregor Samsa jedoch kann der neuen Situation zunächst durchaus etwas abgewinnen: Sie befreit ihn nämlich von verhassten Verpflichtungen. Damit ist allerdings seine gesellschaftliche Ausgrenzung besiegelt – und letztlich auch sein Tod.