40 Jahre nach dem legendären Festival fällt es schwer, die Bedeutung der «Three Days of Peace and Music» nachzuvollziehen – und die teils verzweifelten Revivalversuche machen das nicht einfacher. Interessanterweise schafft es ausgerechnet ein Einzelschicksal, den weltverändernden Charakter von Woodstock begreiflich zu machen: Nämlich das von Elliot Tiber, der die Konzerte nicht einmal von Weitem gesehen hat. Tiber vermittelte den Veranstaltern damals die Kuhwiese für das Festival und beherbergte das Orgateam im bankrotten Hotel seiner Eltern. Woodstock veränderte sein Leben, das bisher von seinen Erfahrungen als schwuler Sohn jüdischer Einwanderer geprägt war. Schwulsein war in den 60ern in New York alles andere als ein Spaß: Gewaltakte und Razzien standen auf der Tagesordnung, und Elliot fühle sich nie ganz wohl mit seiner Sexualität – bis er bei Woodstock auf eine halbe Million Menschen traf, die für alternative Lebensentwürfe einstanden. Unspektakulär, aber aufrichtig erzählt, zeigt Tibers Geschichte, warum Woodstock so wichtig war. Und hat man das begriffen, macht auch der Blick aufs große Ganze wieder Sinn: Zum Beispiel mit Mike Evans Chronik «Woodstock» (Collection Rolf Heyne), die jeden der drei Festivaltage akribisch dokumentiert – mit Zitaten, Zeittafeln, Songlisten und vielen Bildern von wunderschönen, glücklichen Menschen.