März 2020: Lockdown. Nicht nur Opern und Festspielhäuser sind geschlossen, sondern auch Kleinkunsttheater, Konzertsäle und Tanzlokale sind sämtlich verwaist. Nicht einmal Schulaufführungen finden statt. Schnell kommt während dieser Zeit die Frage auf, wie systemrelevant eigentlich Kultur ist. Braucht der Mensch Kultur zum Überleben? Oder überlebt er auch ohne kulturelles Schaffen? Ist das Nachdenken über die Abwesenheit von Kultur schon Kultur? Im Interview in Kursbuch 203 fühlen die Herausgeber Peter Felixberger und Armin Nassehi Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda auf den Zahn: Welchen Rahmen gibt Politik eigentlich für Kultur vor? Hat Kulturpolitik nur Hochkultur im Blick? Wozu überhaupt Kulturangebote? Und wer entscheidet auf politischer Ebene darüber, was – nicht nur während der Corona-Krise – förderungswürdig ist und was nicht? Sind die Bayreuther Festspiele wichtiger als die Berliner Clubszene?
Corona, und nun? Das Coronavirus hat unsere Welt ins Wanken gebracht. Wird es unserer Gesellschaft gelingen, sich von dem Schock zu erholen und zu vermeiden, dass die Ausnahme zum andauernden Zustand wird? Wir stehen vor wichtigen Debatten über die Verletzlichkeit unseres Seins, den Wert gesellschaftlicher Solidarität,den öffentlichen Raum, den Wert wissenschaftlichen Denkens, die Logik des Kapitalismus und die Rolle des Staates. Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda beschreibt, wie wir unsere Gesellschaft sozial und demokratisch weiterentwickeln können, wenn wir uns diesen Fragen offensiv stellen. Vor uns liegt eine Zeit, die nach politischer Gestaltungslust verlangt. So können wir sie angehen.