Wer spricht, wenn einer von früher erzählt? Das fragt sich ein Autor in dem kleinen Hotel am Meer, in dem seine Eltern vor Jahrzehnten glückliche Tage verbracht hatten, die letzten vor ihrer Trennung. Er bewohnt das Zimmer, das sie bewohnt haben, und schreibt dort an der Geschichte seiner frühen Jahre, erzählt sie mit der Distanz des Schriftstellers als eine auch fremde Geschichte: Er greift zu den Mitteln und Freiheiten des Romans, um der Geschichte seiner Sexualität, die zugleich die Geschichte seines beginnenden Schreibens ist, einen Rahmen zu geben, eine Lebenslegende, die doch nah an der eigenen schmerzlichen Wahrheit bleibt, zu der auch die gescheiterte Ehe seiner Eltern gehört. Der Krieg hat die Eltern zusammengewürfelt, die junge Schauspielerin aus Wien und den talentierten Kriegsheimkehrer mit verlorenem Bein aus Hannover, der vor dem Nichts stand. Alles, was sie wollen, ist der Enge ihrer Zeit entfliehen, jeder auf seine Art, daran zerbricht ihre Ehe. Der kleine Sohn kommt ins Internat, ein Drama der Details nimmt seinen Lauf, jenseits aller verstehenden Sprache auf einer Klinge aus so beklemmender wie betörender Gewalt. In seinem großen autobiografischen Roman «Dämmer und Aufruhr» dringt Kirchhoff mit starken Erinnerungsbildern und großem erzählerischen Atem in die Tiefen des eigenen Abgrunds vor. Dabei erzählt er vom Eros einer Kindheit und Jugend, davon, wie Wörter zu Worten wurden und daraus schließlich das eigene Schreiben, der Weg hin zur Literatur.
"Wenige Tage vor seinem Geburtstag erscheint nun sein vielleicht wichtigstes Buch […] Es enthält das gesamte Ausgangsmaterial eines altersweise gestimmten Formulierungskünstlers […]. In seinen sorgfältig gemeißelten Sätzen über die Eltern, die ihre Kinder sich selbst überlassen haben und selber Verlorene waren, liegt etwas Feierliches, stolz Vergebliches und streng Überformuliertes, das an den längst verflogenen Suhrkamp-Weihrauch erinnert, ganz wunderbar ist und melancholisch macht." Iris Radisch, Die ZEIT
»Ferne Frauen«, umfasst elf Kurzgeschichten, in denen jeweils ein männlicher Ich-Erzähler auf eine für ihn unerreichbare Frau blickt – entfernt im räumlichen oder geistigen Sinne, gleich ob sie die eigene Ehefrau, eine engagierte Hure oder ein Traumbild ist. Der Autor schildert in filigranen Miniaturen Begegnungen, die nie stattfanden, die Versuchsanordnungen gleichen, die sich auflösen oder gar tödlich enden. In den Versuchen, Nähe herzustellen, offenbart sich dem Erzähler die Distanz zum eigenen Ich. Erstmals 1987 veröffentlicht fand die Erzählsammlung bei Kritik und Publikum viel Beachtung, 2005 hat der Autor unter Wahrung des Originaltons die Texte neu bearbeitet.
Bodo Kirchhoff ist nicht nur als Verfasser groß angelegter Romane bekannt, auch in der Kurzform brilliert der renommierte Stilist seit mehreren Jahrzehnten. Von der kompromisslosen und polarisierenden Radikalität des Frühwerks, das mit sezierendem Blick gesellschaftlichen Randfiguren nachspürt, wird der Leser zunehmend in einen umfassenderen Handlungsrahmen geführt, hinein in einzigartige Augenblicke einer Ehe, Momentaufnahmen einer Familie. Lakonisch, präzise und geprägt von einer subtilen Hintergründigkeit schreibt der Autor immer auch über die Schwierigkeit, eine gemeinsame Sprache zu finden. Bodo Kirchhoffs Erzählungen sind eine literarische Kostbarkeit, anhand derer die Entwicklung des Autors vom »bad boy« der Literatur zu einem der profiliertesten Schriftsteller der Gegenwartsliteratur lesend nachvollzogen werden kann.
»Dame und Schwein«, ist ein phantasievoller und ironischer Reigen, dessen sechs Erzählungen ein Wechselspiel von Eros und Sprache sind. Auf der Suche nach einer erotisierend-provozierenden Anregung für eine neue Geschichte, bittet ein Dichter seine treue Leserin und Buchhändlerin um die detailgetreue Nachstellung des bekannten Aktbildes »Pornocratès« von Félicien Rops in seiner Wohnung.
Bodo Kirchhoff ist nicht nur als Verfasser groß angelegter Romane bekannt, auch in der Kurzform brilliert der renommierte Stilist seit mehreren Jahrzehnten. Von der kompromisslosen und polarisierenden Radikalität des Frühwerks, das mit sezierendem Blick gesellschaftlichen Randfiguren nachspürt, wird der Leser zunehmend in einen umfassenderen Handlungsrahmen geführt, hinein in einzigartige Augenblicke einer Ehe, Momentaufnahmen einer Familie. Lakonisch, präzise und geprägt von einer subtilen Hintergründigkeit schreibt der Autor immer auch über die Schwierigkeit, eine gemeinsame Sprache zu finden. Bodo Kirchhoffs Erzählungen sind eine literarische Kostbarkeit, anhand derer die Entwicklung des Autors vom »bad boy« der Literatur zu einem der profiliertesten Schriftsteller der Gegenwartsliteratur lesend nachvollzogen werden kann.
Die Einzelerzählung »Der Sommer nach dem Jahrhundertsommer« spielt im Jahr nach dem Jahrhundertsommer 2003. Ein Ehepaar ist in einer lauen Sommernacht in seinem Haus am Gardasee ganz mit sich beschäftigt und zunehmend in einen Beziehungsstreit vertieft, während in der unteren Etage zwei Einbrecher ungestört zugange sind. Meisterlich löst der Autor die sich dramatisch zuspitzende Erzählung durch ein vollkommen unerwartetes Ende auf.
Bodo Kirchhoff ist nicht nur als Verfasser groß angelegter Romane bekannt, auch in der Kurzform brilliert der renommierte Stilist seit mehreren Jahrzehnten. Von der kompromisslosen und polarisierenden Radikalität des Frühwerks, das mit sezierendem Blick gesellschaftlichen Randfiguren nachspürt, wird der Leser zunehmend in einen umfassenderen Handlungsrahmen geführt, hinein in einzigartige Augenblicke einer Ehe, Momentaufnahmen einer Familie. Lakonisch, präzise und geprägt von einer subtilen Hintergründigkeit schreibt der Autor immer auch über die Schwierigkeit, eine gemeinsame Sprache zu finden. Bodo Kirchhoffs Erzählungen sind eine literarische Kostbarkeit, anhand derer die Entwicklung des Autors vom »bad boy« der Literatur zu einem der profiliertesten Schriftsteller der Gegenwartsliteratur lesend nachvollzogen werden kann.
»Seit einem Vierteljahrhundert schickt Bodo Kirchhoff seine Figuren nun schon in bitterernsten und abgründig komischen Erzählungen in die Schlacht gegen die Gefühlstaubheit. […] Es ist faszinierend, wie der Autor immer wieder unverbrauchte Bilder für ein altes Thema findet: das Zusammenspiel von Sexualität und Gewalt, Begierde und Tod.« (Der Spiegel)
»Die Einsamkeit der Haut« umfasst sechs Erzählungen Bodo Kirchhoffs, die Ausschnitt für Ausschnitt eine Kartografie des Frankfurter Bahnhofsviertels entwerfen und mit schonungsloser Offenheit Einblick in das Leben eines Einzelgängers gewähren.
Bodo Kirchhoff ist nicht nur als Verfasser groß angelegter Romane bekannt, auch in der Kurzform brilliert der renommierte Stilist seit mehreren Jahrzehnten. Von der kompromisslosen und polarisierenden Radikalität des Frühwerks, das mit sezierendem Blick gesellschaftlichen Randfiguren nachspürt, wird der Leser zunehmend in einen umfassenderen Handlungsrahmen geführt, hinein in einzigartige Augenblicke einer Ehe, Momentaufnahmen einer Familie. Lakonisch, präzise und geprägt von einer subtilen Hintergründigkeit schreibt der Autor immer auch über die Schwierigkeit, eine gemeinsame Sprache zu finden. Bodo Kirchhoffs Erzählungen sind eine literarische Kostbarkeit, anhand derer die Entwicklung des Autors vom »bad boy« der Literatur zu einem der profiliertesten Schriftsteller der Gegenwartsliteratur lesend nachvollzogen werden kann.