Zeitzeugen des Sezessionskrieges

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    Einer von Hoods Texanern

    William Andrew Fletcher

    "Der beste mir bekannte Augenzeugenbericht. Dieser konföderierte Soldat sieht sich bei der Schilderung seiner persönlichen Erlebnisse zuvörderst der Wahrheit verpflichtet." Shelby Foote, Historiker, Schriftsteller.
    Als sich im April 1861 die Neuigkeit vom Ausbruch des Bürgerkrieges wie ein Lauffeuer durch die Südstaaten ausbreitet, fühlen sich selbst in den entlegenen Winkeln der jungen Nation, weit abseits der Schaltstellen der Macht an der Ostküste, die jungen Männer in der Pflicht, «ihren Teil beizutragen» und schwärmen mit glühendem Eifer in die Rekrutierungsbüros. Einer von ihnen ist der 22-jährige Texaner William A. Fletcher, ein einfacher Bursche vom Lande aus bescheidenen Verhältnissen, der vom Eifer jener turbulenten Zeit mitgerissen wird und sich aus aufrichtiger Überzeugung zu den Fahnen meldet. Sein Regiment, die 5th Texas Infantry, wird Bestandteil der «Texas Brigade», die sich unter ihrem aggressiven Kommandeur John Bell Hood schon bald als eine der verlässlichsten und kampfstärksten Infanteriebrigaden in General Robert E. Lees Army of Northern Virginia erweist. Bill Fletcher ist ein Musterbeispiel jenes Menschenschlages, welcher der Brigade ihre hohe Kampfkraft verleiht. Er ist ein erfahrener Waldläufer, der die Kniffe des Überlebens in der Natur von texanischen Trappern und Indianern erlernt hat und zudem ein geübter Schütze. Stolz, freiheitsliebend und in hohem Maße auf seine Unabhängigkeit bedacht, gehorcht er Autoritäten, solange er deren Sinn erkennen kann und vertraut ansonsten auf seinen gesunden Menschenverstand. Obwohl es ihm an Einsatzbereitschaft und persönlicher Tapferkeit nicht mangelt, bringt der Krieg ihn bald an die Grenzen seiner physischen und psychischen Leistungsfähigkeit und darüber hinaus. Als sein Regiment in der Schlacht von Gettysburg wiederholt gegen die Starken Unionsstellungen auf dem Little Round Top angeworfen wird, befürchtet er, sich als Feigling zu erweisen und seine Furcht erfüllt ihn mit Scham. Auch körperlich fordert der Krieg seinen Tribut und nach zwei schweren Verwundungen ist Fletcher nicht mehr zum Dienst als Infanterist fähig. Er lässt sich zu Terry's Texas Tangers, der 8th Texas Cavalry, versetzen und stellt sich fortan General Shermans Unionsarmee in Georgia entgegen, bis er in Gefangenschaft gerät. Nach seiner tollkühnen Flucht erlebt er das Ende des Krieges in North Carolina. Er ist zu jener Zeit körperlich gezeichnet und nervlich zerrüttet und während er versucht, das Trauma der Niederlage zu verwinden, wird ihm bewusst, wie seine Erfahrungen der vergangenen vier Jahre ihn persönlich verändert und seine Aussichten auf das Leben und die Menschen geprägt haben. Fletcher ist ein talentierter, bodenständiger Erzähler, der mit Sprachwitz und großer Anschaulichkeit ein ebenso ungeschöntes wie lebendiges Bild seiner umfassenden Kriegserlebnisse zeichnet. Seine Erinnerungen gelten zu Recht als Klassiker der Bürgerkriegsliteratur.
    Ein Anhang der Gefechtsberichte der 5th Texas Infantry ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu den Schilderungen des unmittelbar beteiligten Soldaten.

    Mein Leben für Virginia

    Eppa Hunton II.

    Nach der Wahl Abraham Lincolns zum Präsidenten der Vereinigten Staaten und dem folgenden Austritt mehrerer Südstaaten aus dem Staatenbund sieht sich der 38-jährige Rechtsanwalt Eppa Hunton II. aus Prince William County, Virginia zu Beginn des Jahres 1861 mit der Entscheidung konfrontiert, ob seine Loyalität seinem Land oder seinem Heimatstaat gelten soll. Obgleich er keinen Groll wider die Union hegt, zögert er nicht, sich ganz in den Dienst seines Heimatstaates zu stellen. Als die Legislative Virginias für den 04. Februar 1861 eine außerordentliche Tagung zwecks Abstimmung über eine etwaige Sezession des Staates einberuft, wird Hunton zum Abgeordneten und Wahlmann seines Countys gewählt und spricht sich sogleich entschieden für eine sofortige Sezession aus. Er erhofft sich eine unblutige Spaltung der Union, ist jedoch willens, nötigenfalls für die Unabhängigkeit des Südens zu kämpfen. Als sich der Krieg schließlich als unausweichlich erweist, verschafft Huntons Popularität ihm ein Feldkommando als Colonel der 8th Virginia Infantry. Er kämpft in der Ersten Schlacht von Manassas, trägt wesentlichen Anteil an dem konföderierten Sieg bei Ball's Bluff und übernimmt zeitweise das Kommando über General Picketts Brigade. Die 8th Virginia Infantry kämpft im Laufe des Jahres 1862 in den meisten Schlachten des östlichen Kriegsschauplatzes und als General Robert E. Lee seine Army of Northern Virginia im Juni 1863 nach Pennsylvania führt, verfügt Colonel Huntons Regiment nur noch über 205 Soldaten. Als Bestandteil von Picketts Division nimmt das 8th Virginia an «Pickett's Charge», dem großen konföderierten Sturmangriff am dritten Tag der Schlacht von Gettysburg, teil. Hunton ist aufgrund seiner angeschlagenen körperlichen Verfassung gezwungen, seine Männer zu Pferde in den Angriff zu führen und erleidet eine Verwundung, doch seine Männer gehören zu den wenigen, welche die Verteidigungsstellungen der Unionsarmee erreichen. Für seine Tapferkeit in der Schlacht wird er zum Brigadier-General ernannt und führt seine Brigade durch die Schlacht von Cold Harbor, die Belagerung Petersburgs und General Lees letztlichen Rückzug nach Appomattox Court House, bis die Brigade schließlich am 06. April 1865, drei Tage vor der Kapitulation der Army of Northern Virginia, in der Schlacht von Sayler's Creek umzingelt wird und die Waffen strecken muss. Hunton gerät in Gefangenschaft und verbringt vier Monate gemeinsam mit weiteren gefangenen Generälen in Fort Warren, Massachusetts. Nach dem Krieg stellt er sein Leben weiterhin in den Dienst seines Heimatstaates und wird zum Kongressabgeordneten und Senator Virginias gewählt.
    Auf Drängen seiner Familie beginnt Hunton mit der Niederschrift seiner Memoiren und da er niemals eine Veröffentlichung seiner Erinnerungen erwog, äußert er sich offen, ehrlich und teils meinungsstark über die politischen sowie militärischen Aspekte des Krieges und gewährt Einblick «hinter die Kulissen» der Führungsriege von General Lees Army of Northern Virginia. Seine Perspektive stellt eine wertvolle und erhellende Ergänzung zur Sichtweise der einfachen Soldaten dar und ist als solche ein faszinierendes Zeitzeugendokument.
    Ein Anhang der Gefechtsberichte von Huntons Brigade sowie der 8th Virginia Infantry ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu Huntons Erinnerungen und stellt eine Ergänzung zu seinen Schilderungen dar.

    Vier Jahre in der Stonewall Brigade

    John Overton Casler

    "Caslers ebenso unterhaltsame wie wahrheitsgetreue Erzählung ist ein aufschlussreiches Gegengift gegen die exzessive Heroisierung der konföderierten Army of Northern Virginia in der einschlägigen Literatur. Eine objektive Betrachtung dieser Armee ist ohne Caslers Perspektive schlicht unmöglich." Douglas Southall Freeman, Autor von «R. E. Lee: A Biography».
    John Overton Casler (1838-1926) ist zu Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges 23 Jahre alt. Die jugendliche Wanderlust hat den jungen Farmerburschen aus dem heimatlichen Virginia nach Missouri verschlagen, doch als er die Unabwendbarkeit des Krieges erkennt, kehrt er zum Schutze seines Heimatstaates an die Ostküste zurück, wo er sich zu Kompanie A der 33rd Virginia Infantry meldet. Bereits einen knappen Monat später erlebt der frische Rekrut seine Feuertaufe in der Ersten Schlacht von Manassas, wo sich sein Regiment und seine Brigade einen Ruf erwerben, der sich im Laufe des Krieges zur Legende auswächst. Es ist ein Ruf, den die jungen Farmer- und Handwerkerburschen aus dem ländlichen Virginia teuer erkaufen müssen. Casler erweist sich rasch als unabhängiger Freigeist, der sich ausschließlich seinem eigenen moralischen Kompass verpflichtet sieht; die Befehle fremder Autoritäten nimmt er nicht ungeprüft hin. Hierin ist er ganz «Rebell». Er folgt seiner Brigade und ihrem legendären Kommandeur Thomas J. «Stonewall» Jackson durch Schlacht um Schlacht, dient zeitweise im Pioniercorps seiner Division und wird Zeuge, wie seine Kompanie und sein Regiment in zahllosen Gefechten allmählich aufgerieben werden, bis sie schließlich fast nur noch auf dem Papier bestehen. Wenige Monate vor Kriegsende gerät Casler in Gefangenschaft und wird nach Fort McHenry gebracht, wo er unter sadistischen Wärtern und mörderischen Haftbedingungen zu leiden hat.
    Nach dem Ende des Krieges greift Casler auf Drängen seines Freundeskreises zur Feder und beginnt, sich seine Kriegserlebnisse von der Seele zu schreiben, ohne einen Gedanken an irgendjemandes Reputation zu verschwenden. Als eifriger Leser der Erinnerungsliteratur seiner ehemaligen Kameraden wird er sich bald bewusst, dass er mit seiner schonungslos offenen, keinem Pathos verpflichteten Schreibweise eine Lücke in der Geschichtsschreibung des einfachen Soldaten geschlossen hat, doch der außerordentliche Erfolg seines Buches trifft ihn doch überraschend. Es erreichen ihn zahllose Briefe von Veteranen aus Nord und Süd gleichermaßen, welche in Caslers Buch ihre eigenen Erlebnisse wiedererkennen und in der schnörkellosen Wahrheit seiner Zeilen Hilfe bei der Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit finden.
    Casler räumt «Pracht, Pomp und Rüstung des glorreichen Kriegs» wenig Raum ein; er schildert das hastige Verscharren verbrannter Leichen, die Erschießung von Deserteuren, den Zerfall von Disziplin und Hoffnung, die allzu menschlichen Schwächen der Soldaten, das Leid der Zivilbevölkerung, die Narben, welche der Krieg an Leib und Seele hinterlässt. Dabei bleibt er weitestgehend sachlich; die Bewertung des Geschilderten überlässt er dem Leser. Auch Jahrzehnte nach dem Tod des letzten Veteranen hält Caslers Buch den prüfenden Blicken der Historiker stand und gilt unzweifelhaft als ein Standardwerk der Bürgerkriegsliteratur.
    Ein Anhang der Gefechtsberichte der 33rd Virginia Infantry ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu den Schilderungen des unmittelbar beteiligten Soldaten.

    Drei Monate in Dixie

    Arthur James Lyon Fremantle

    Als der 27-jährige Brite Arthur James Lyon Fremantle, Offizier der elitären «Coldstream Guards», im Sommer des Jahres 1863 um eine Beurlaubung vom Armeedienst bittet, um als schaulustiger «Tourist» auf eigene Faust die konföderierten Staaten von Amerika zu bereisen, hätte er schwerlich einen geeigneteren Zeitpunkt wählen können: Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861 – 1865) tritt in eine entscheidende Phase und während sich Fremantle ohne geplante Reiseroute, nur auf seine Intuition sowie seinen Status als «englischer Gentleman» vertrauend, von Texas bis nach Virginia quer durch die gesamten Südstaaten schlägt, erlebt er unter anderem die Ereignisse um die Belagerung der Stadt Vicksburg am Mississippi, die Schlacht von Gettysburg und die Einberufungskrawalle in New York. Auf seiner Reise öffnet ihm sein Rang (und wohl auch die unausgesprochene Hoffnung der Konföderierten, seine Stimme werde bei Queen Victoria Gehör finden) Tür und Tor zu den höchsten Kreisen der militärischen wie zivilen Führung. So macht er die persönliche Bekanntschaft von Präsident Davis, Außenminister Benjamin und sämtlicher Armeekommandeure östlich des Mississippi, die ihm alle bereitwillig ihre Zeit widmen.
    Fremantles sorgfältig geführtes Reisetagebuch ist eine unschätzbare Informationsquelle über das alltägliche Leben in den kriegsgebeutelten, aber noch immer ungebrochenen Südstaaten in den bedeutsamen Sommermonaten des Jahres 1863. Der Autor erträgt tagelange Fahrten in überfüllten Postkutschen, abenteuerliche Dampfschifftouren auf umkämpften Flussarmen, holperige Zugreisen auf katastrophalen Bahnstrecken und Ritte auf halbtoten Pferden mit britischer Langmut und erliegt dabei der rauen Romantik eines ungebändigten Landes, das dem klassenbewussten Engländer an jeder Station seiner Reise neue faszinierende Erlebnisse beschert.

    Alles für die Union

    Elisha Hunt Rhodes

    Der Bürgerkrieg, der von 1861 bis 1865 in den Vereinigten Staaten tobte und in dem mehr als 620.000 Soldaten ihr Leben verloren, ist noch heute der blutigste Krieg der amerikanischen Geschichte. Der junge Elisha Hunt Rhodes (1842 – 1917) aus Rhode Island schloss sich kurz nach Ausbruch des Krieges dem 2. Rhode Island-Infanterieregiment an und diente in der Potomac-Armee, die sich einen vierjährigen gnadenlosen Schlagabtausch mit General Robert E. Lees konföderierter Nordvirginia-Armee lieferte. In dieser Zeit lernte Rhodes sämtliche Facetten des Soldatenlebens kennen und er war Zeuge aller wichtigen Schlachten seiner Armee von der Ersten Schlacht am Bull Run bis zu General Lees Kapitulation bei Appomattox Court House.
    Seine Erlebnisse und Gedanken hielt Rhodes gewissenhaft in seinem Kriegstagebuch fest, das einen faszinierenden Einblick in das alltägliche Leben und Leiden, die Enttäuschungen und Hoffnungen eines Unionssoldaten gewährt und in dieser Übersetzung erstmals einem deutschsprachigen Lesepublikum zugänglich gemacht wird.
    Ein Anhang der erhaltenen Gefechtsberichte des 2. Rhode Island-Regiments ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu den Schilderungen des unmittelbar beteiligten Soldaten.

    Vier Jahre für Lincoln

    Stillwell Leander

    "Keiner von uns Jungs rechnete ernsthaft damit, getötet zu werden oder ein anderes ungünstiges Schicksal zu erleiden. Den anderen mochte es übel ergehen, einige von ihnen würden wohl sterben müssen, aber man selbst würde am Ende eines siegreichen Krieges unversehrt nach Hause zurückkehren und den Rest seines Lebens als bewunderter und respektierter Kriegsheld verbringen. Dies waren zumindest meine Gedanken und ich hege keinerlei Zweifel daran, dass 99 von 100 der anderen Burschen ebenso dachten."
    Bei Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges lebt der 18jährige Leander Stillwell auf der kleinen Farm seiner Eltern im ländlichen Otter Creek, Illinois. Die ersten Kriegsmonate beobachtet er mit beiläufigem Interesse, doch als im Juli 1861 nach der Unionsniederlage in der Schlacht am Bull Run deutlich wird, dass ein langer, blutiger Krieg bevorsteht und als Präsident Lincoln weitere 500.000 Kriegsfreiwillige zu den Waffen ruft, fasst Leander den Entschluss, sich nicht länger mit der Rolle eines passiven Zuschauers zu begnügen.
    Wie so viele seiner Altersgenossen treiben den einfachen Jungen vom Lande neben der Vaterlandsliebe auch eine romantische Vorstellung vom «Ruhme des Krieges» und die Furcht, vor den Freunden als Feigling dazustehen, in die Armee. Er schreibt sich am 6. Januar des Jahres 1862 bei der 61st Illinois Infantry ein und exakt drei Monate später zerbricht sein jugendlich-einfaches Weltbild in der Schlacht von Shiloh, wo seinem gänzlich unerfahrenen Regiment die hoffnungslose Aufgabe zufällt, sich den vehementen konföderierten Sturmangriffen entgegenzustellen, um General Ulysses S. Grants überrumpelter Armee kostbare Zeit zum Aufbau einer Verteidigungsstellung zu erkaufen. Hier schießt der junge Stillwell erstmals auf einen Menschen, hier sieht er zum ersten Male einen Menschen eines gewaltsamen Todes sterben und hier weicht seine naive Begeisterung einer grimmen Entschlossenheit.

    Maismehl & Wasser

    Carlton McCarthy

    "Die Allgemeinheit ist vertraut mit den Namen und Taten der 'Generale', vom Oberbefehlshaber an der Spitze bis hinab zu den nahezu unzähligen Brigadekommandeuren, während die Eigenschaften und Gewohnheiten jener einfachen Männer, die in den Reihen der 'mächtigen Heere' in den Jahren von 1861 bis 1865 kämpften, dem Vergessen anheimzufallen drohen. Mit dem Fortschreiten der Jahre sprechen die Historiker in ihrer Angewohnheit, das Komplexe auf das Einfache zu reduzieren, von den Männern nur noch in Form von 'Brigaden', 'Divisionen' und 'Corps'. Wir wollen hier jedoch das Individuum aus der Masse der riesigen Heere herauspicken und Leben und Dienst des Einzelnen beleuchten."
    In den Jahrzehnten nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861 – 1865) findet das Bemühen der Nation, die vergangene Tragödie zu begreifen, vermehrt Niederschlag in der Literatur. Die Historiker betreiben Ursachenforschung anhand der bedeutenden Persönlichkeiten und großen Geschehnisse, während die Veteranen sicherstellen wollen, dass ihre eigene, individuelle Rolle nicht in Vergessenheit gerät. Diese beiden Vorgehensweisen sind wichtig und richtig, doch zwischen dem kleinsten und dem größten Maßstab der Geschichtsschreibung existiert eine Fülle von Fakten und Informationen, welche dem Historiker zu unbedeutend und dem alten Soldaten aufgrund großer Vertrautheit zu banal erscheinen, um in ihren Schriften nennenswerten Platz auf sie zu verwenden und welche somit Gefahr laufen, mit dem Tode des letzten Kriegsteilnehmers in Vergessenheit zu geraten.
    Carlton McCarthy, selbst ein Veteran der konföderierten Army of Northern Virginia, ist einer der ersten, die diese Gefahr erkennen.

    Zwanzig Monate in Kriegsgefangenschaft

    Bernhard Domschcke

    "Beraube einen Menschen seiner Freiheit, entziehe ihm das Vergnügen der selbstgewählten Gesellschaft, drücke ihn hinab auf die unterste Stufe der Armut, damit ihm seine eigene Erscheinung widerwärtig werde und er seine Augen verwünsche, die ihm sein Bild und das der übrigen Gestalten seiner Bettelmannswelt vorführen, kette die Zeit an, damit der Tag zur Woche und die Woche zum Jahre werde, lass seinen Körper hungern und seinen Geist dürsten und du gibst ihm eine Hölle, schlimmer als das Gehirn eines Gottesgelehrten sie erfinden kann."
    In den Jahren nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861 – 1865) greifen zahlreiche Veteranen in Nord und Süd zur Feder, um ihre Geschichte niederzuschreiben. So unterschiedlich ihre individuellen Beweggründe hierfür sein mögen, ein Grundbedürfnis ist bei nahezu sämtlichen Kriegserinnerungen erkennbar: Der Leser soll wissen, dass die «patriotische Pflicht» erfüllt und die «Mannesehre» gewahrt wurde. In diesen Geschichtsinszenierungen ist den Geschehnissen abseits des ruhmreichen Schlachtfeldes und der Kameraderie des Feldlagers bestenfalls eine flüchtige Erwähnung vergönnt. Nur wenige Veteranen bekennen sich zu den demütigenden und «ehrlosen» Aspekten ihrer Kriegserlebnisse, was ihre schriftlichen Zeugnisse zu umso wertvolleren Quellen macht.
    Einer dieser Männer ist der deutschstämmige Bernhard Domschcke. Geboren im Jahre 1827 in Freiberg, Sachsen, genießt er eine vorzügliche Schulbildung in Dresden und Leipzig. Der junge Bildungsbürger ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Demokratie und nimmt aktiv an den Barrikadenkämpfen des Dresdner Maiaufstandes 1849 teil. Nach dem Scheitern der Deutschen Revolution flieht Domschcke in die Vereinigten Staaten, wo er sich einen Namen als glühender Gegner der Sklaverei und wortgewaltiger Journalist macht. Im Jahr 1862 meldet er sich freiwillig zum Kriegsdienst und dient als Offizier in der 26th Wisconsin Infantry. Als sein Regiment am 1.

    Hartkeks & Kaffee

    John Davis Billings

    "Die Männer sangen beinahe feierlich und aus voller Kehle und von den benachbarten Lagerfeuern stimmten andere Soldaten in die Refrains der Lieder ein. Doch irgendwann kam der Zeitpunkt, da die Natur ihr Recht forderte und allmählich zogen die Männer sich in ihre Behausungen zurück, um vor den morgendlichen Anstrengungen zumindest noch zwei oder drei Stunden Schlaf zu erhaschen. Ist es nicht ein Gnadenakt eines gütigen Schicksals, das Buch des Lebens vor uns geschlossen zu halten und uns lediglich Seite für Seite Einblick in unsere Gegenwart zu gewähren? Einige dieser Männer, deren Stimmen am Lagerfeuer so vergnügt erschallten, sollten noch vor dem Ende der Woche kalt und bleich in der endgültigen Stille des Todes daliegen."
    In den Jahrzehnten nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861 – 1865) findet das Bemühen der Nation, die vergangene Tragödie zu begreifen, vermehrt Niederschlag in der Literatur. Die Historiker betreiben Ursachenforschung anhand der bedeutenden Persönlichkeiten und großen Geschehnisse, während die Veteranen sicherstellen wollen, dass ihre eigene, individuelle Rolle nicht in Vergessenheit gerät. Beide diese Vorgehensweisen sind wichtig und richtig, doch zwischen dem kleinsten und dem größten Maßstab der Geschichtsschreibung existiert eine Fülle von Fakten und Informationen, welche dem Historiker zu unbedeutend und dem alten Soldaten aufgrund großer Vertrautheit zu banal erscheinen, um in ihren Schriften nennenswerten Platz auf sie zu verwenden und welche somit Gefahr laufen, mit dem Tode des letzten Kriegsteilnehmers in Vergessenheit zu geraten.
    John Davis Billings, selbst ein Veteran der Army of the Potomac, ist einer der ersten, die diese Gefahr erkennen.

    Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg

    Sam Watkins

    Als im April 1861 der Amerikanische Bürgerkrieg ausbricht, ist der 21jährige Sam Watkins aus Maury County, Tennessee einer der tausenden von Kriegsfreiwilligen, die sich zu den Armeen der Südstaaten melden. Watkins schließt sich der «Co. Aytch» (so die lautmalerische Ausschreibung für «Kompanie H») des 1. Tennessee-Infanterieregiments an und folgt dem Regiment von den ersten kleinen Gefechten in Virginia bis zur vernichtenden Niederlage der konföderierten Tennessee-Armee in der Schlacht von Nashville.
    In seinen im Jahre 1881 entstandenen Kriegserinnerungen schildert Watkins mit scharfem Blick für das Erzählenswerte und feinem Sinn für Humor all jene furchtbaren und absurd-komischen Geschehnisse, die der Wahnsinn des Krieges für einen Soldaten der konföderierten Tennessee-Armee bereithielt. Dabei gewährt «Co. Aytch», das zu Recht als Standardwerk der Bürgerkriegsliteratur gilt, nicht nur einen wertvollen Einblick in die Erlebnisse und Gedanken des durchschnittlichen «Johnny Reb», sondern ist zugleich bewegendes Zeugnis eines Versuchs der literarischen Vergangenheitsbewältigung.
    Ein Anhang der erhaltenen, vom Regimentskommandeur verfassten Gefechtsberichte des 1. Tennessee-Regiments zu den Schlachten von Shiloh, Perryville, Murfreesboro und Chickamauga ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu den Schilderungen des unmittelbar beteiligten Soldaten.