Nuncius Hamburgensis - Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften

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    Applied and Computational Historical Astronomy. Angewandte und computergestützte historische Astronomie.

    Gudrun Wolfschmidt

    'Computational History' derives history from data and nowadays, therefore, relies on the technologies of the digital humanities. 'Computational History of Science' addresses questions of history by evaluating historical data, e.g. for tracing back copying traditions and conclude on transfer and transformation of data and knowledge. The term 'Applied Historical Astronomy', in contrast, tries to address questions of contemporary science by evaluating historical data in comparison with most recent data. This opens new possibilities, e.g. in the search for stellar transients among historical data.
    In the contribution by Hoffmann & Vogt we will focus on the stellar transients among all the topics mentioned above. Philipp Protte discusses the accuracy of magnitudes and positions in ancient star catalogues, Andreas Schrimpf & Frank Verbunt present an analysis of an early modern star catalogue. Victor Reijs analyses the visibility of celestial objects for naked-eye observers, and Björn Kunzmann showcases some important variable stars in the history of astronomy. Rene Hudec presents astronomical photographic archives as a valuable data source for modern astrophysics. José M. Vaquero discusses the studies on solar observations made during the last four centuries. More technical are the contributions of Georg Zotti on Stellarium and Karsten Markus-Schnabel on data-mining and data-processing technologies. Ido Yavetz & Luca Beisel are developing a digital tool of computational history of science for the simulation of pre-modern astronomical models. Gerd Graßhoff focuses more on the application of computational history with regard to Kepler's Astronomia Nova while Tim Karberg presents an analysis of the astronomical orientation of buildings in the North Sudan.

    Zeit für Hamburg - Eine Uhr der Sternwarte und ihr historisches Umfeld

    Christoph Prignitz

    Ziel dieser Arbeit ist es, eine silberne Taschenuhr, die 1888 von der Hamburger Sternwarte angekauft wurde, in ihren historischen Hintergrund einzuordnen. In diesem Zusammenhang geht es um die Dynamik von Leben und Arbeit vor und nach 1900, die präzise Zeitmessung notwendig machte. In Hamburg spielten die Sternwarte und die Seewarte hier eine wesentliche Rolle. Die dort benutzten Taschenuhren wurden zum Vorbild; wenn der Kunde über die entsprechenden Mittel verfügte, konnte er Vergleichbares im Handel erwerben und seinen Alltag strukturieren. Präzisionsuhren stehen damit für den Schritt in die Moderne. Ein wenig erforschtes Thema ist der Umgang mit diesen neuen Zeitstrukturen. Populärliterarische Quellen belegen, in welcher Hinsicht viele Menschen mit dem Leben nach der Uhr Probleme hatten. Exemplarische Beispiele werden zitiert und interpretiert. Diese Zusammenhänge zwischen exakter Zeitmessung und deren Einfluss auf Leben und Denken, gespiegelt in der Literatur um 1900, geben Einblick in wesentliche Aspekte des Umgangs mit der Zeit.

    Maß und Mythos, Zahl und Zauber - Die Vermessung von Himmel und Erde

    Gudrun Wolfschmidt

    Ein Erbe der Menschheit sind Zahlen und Zeichen als kosmische Einheiten für Maße in Raum und Zeit. Gezählt werden Tage, Wochen, Monate und Jahre, jedoch nicht nur in Anlehnung an die Perioden von Sonne und Mond, sondern auch an die von Saturn, Venus, Merkur und Jupiter. Die Zahl Sieben z.B. konstituiert unsere Wochenzählung, zahlreiche Bräuche und Gewohnheiten, Volksmärchen, Redensarten und Rätsel. Ebenso häufig werden die Zahlen Acht und Fünf, Sechzehn und Zehn erwähnt. Untersuchungen weisen auf einen kalendarischen Ursprung dieser Zahlenverhältnisse von fünf Venusperioden innerhalb von acht Jahren hin. In acht Jahren durchläuft aber auch der Mond eine ganze Zahl von Zyklen – 99. Beziehen sich die Zahlen, die z.B. in Märchen auftauchen, auf diese Zeitverhältnisse? Welche Märchen, Mythen und Sagen spiegeln aufgrund ihrer Zahlenverhältnisse kalendarisches oder kosmisches Wissen wider? Beispiele zur Verwendung einer «Zählmethode» aus der Bronzezeit sind bekannt, u.a. die Aubrey-Löcher (Stonehenge), die Himmelsscheibe von Nebra mit der Schaltregel oder die Goldhüte mit geheimem Kalenderwissen. Auch die Meridianlinien in Kirchen werden diskutiert, wobei Kathedralen zu Sonnenobservatorien und Kalenderbauten werden. Und was verraten die alten Maßeinheiten? Wie sind die mittelalterlichen Kirchen oder Städte ausgerichtet, z.B. die mysteriöse Drüggelter Kapelle am Möhnesee? Wie haben die Ägypter, Griechen und Römer gemessen? Wie hängt die Astronomie – früher und heute – mit der Vermessung von Himmel und Erde zusammen? Wie sehen die ältesten Messinstrumente aus? Wie hat man die Größe der Welt in Kreta vermessen? Sind die geheimnisvollen Linien von Nasca eine Kalenderanlage? Diese Kulturastronomie fragt nach der Bedeutung des Sternenhimmels für das Leben der Menschen.