Juan Carlos Onetti (1909-1994), eine der prägendsten Autorenfiguren der lateinamerikanischen Moderne, schuf über einen Zeitraum von 60 Jahren ein selbstbezügliches literarisches Gesamtwerk, das fast gänzlich in der fiktiven Stadt Santa María verortet ist. Im Prozess der literarischen Stadtgründung, deren Verfall und Neugründung, entsteht ein machträumliches Spannungsfeld zwischen biologischer Reproduktion und künstlerischer Produktion. Onettis Erzählkosmos ist von einer patriarchalen Ordnung strukturiert. Die hegemoniale Männlichkeit, die diese Ordnung stützt, definiert sich über künstlerische Schöpfungspotenz und die Unterordnung der Frau. Die Publikation zeichnet die verschiedenen Strategien nach, durch die sich Frauenfiguren in Onettis Texten dieser Unterordnung erwehren und zeigt damit, dass das patriarchale System in eine sanmarianische Dystopie der kurzen Leben mündet.
Der Essay ist eine der wichtigsten literarischen Ausdrucksformen der Moderne. Doch er stellt die Literaturwissenschaft vor Herausforderungen, weil er sich eindeutigen Bestimmungen widersetzt. Die Arbeit beleuchtet das Phänomen als modernen Modus des Schreibens. Er umfasst eine Praxis, mit deren Hilfe Ich-Konstruktionen sowohl vollzogen, als auch problematisiert werden.
Nachtdenken heißt die Welt zerdenken. Es ist ein Nachdenken über die Nacht, vor allem aber ein Denken von einer unbegreiflichen Nacht aus, die zutiefst vom Tode geprägt ist. Die vorliegende Studie ist eine Lektüre zweier Texte Maurice Blanchots, die beide unter dem Titel Thomas lObscur veröffentlicht wurden und zu den hermetischsten Werken der neueren französischen Literaturgeschichte zählen. Sie verbindet Philologie und Philosophie, indem sie mit der Denkfigur der anderen Nacht Blanchots Versuch, den Tod zu schreiben, in einem textnahen und philosophisch verortenden Kommentar nachzeichnet.
Even prior to her widely observed 500th anniversary, Teresa of Ávila (1515-1582) was already considered one of the most important authors of occidental mysticism. This volume gathers together contributions from a multitude of disciplines to explore the writings and reception of the Spanish author and saint. Previously disregarded lines of tradition are explored for a new understanding of her oeuvre, which is examined here with special regard to the potential to affect its readers. Teresa proves to not only be an accomplished, but also a very literary writer. Santa Teresa proves to be a figure of cultural memory, and the diffusion of her thinking is traced up to the present, whereby a recurrent focus is put on the phenomenon of ecstasy. Part of the widespread resonance of her work is the image of the iconic saint whose emergence as an international phenomenon is presented here for the first time. The volume is closed by an interview with Marina Abramovi answering four questions about Teresa.
Vor mehr als einem halben Jahrhundert erfand der uruguay-ische Autor Juan Carlos Onetti die fiktive Stadt Santa María und legte damit den Grundstein für einen faszinierenden lite-rarischen Kosmos. Mit Romanen wie La vida breve (dt. Das kurze Leben), El astillero (dt. Die Werft) oder Juntacadáveres (dt. Leichensammler) wurde er zu einem der einflussreichsten Schriftsteller der lateinamerikanischen Moderne. Er schrieb über das Scheitern, Entfremdung und die Unmöglichkeit der Liebe ohne dabei seine Figuren zu verraten. 1980 erhielt er den Premio Cervantes, die höchste literarische Auszeichnung der spanischsprachigen Welt. Dieser Sammelband stellt die erste umfassende Würdigung des einflussreichen Romanautors vonseiten der deutsch-sprachigen Hispanistik dar. Er betrachtet das Werk Onettis vor der Folie aktueller literatur- und kulturwissenschaftlicher Ansätze und nimmt vor allem sein bisher von der Forschung wenig beachtetes Spätwerk in den Blick.
Come in un castello incantato, tre mistiche guardano immagini che le fanno volare. I testi che parlano di loro traboccano di visioni ove bambini divini saltano fuori da culle celesti; fanciulle graziose in groppa ai cavalli percorrono boschi «trasformanti»; Madonne che parlano possono inchinarsi davanti alle donne o possono litigare con loro; Cristi loquaci possono animarsi, in modo da «sedurre» le mistiche, o possono sconvolgerle come i cavalieri delle favole. In questo libro si analizzano le storie di tre donne mistiche – due agiografi e e un'autobiografi a – fatte di parole sì, ma pure di immagini. Inizialmente l'attenzione è rivolta all'agio-biografi a di santa Lutgarda (1182–1246), appartenente alla raccolta di vite scritte dal domenicano Tommaso di Cantimpré – le Vitae matrum; Lutgarda mostra infatti di avere alcune visioni di personaggi celesti in base a come questi venivano rappresentati dall'iconografi a del suo tempo. Un'altra esperienza mistica analizzata è quella di sant'Angela da Foligno (1248–1309), una donna carnale e passionale che cerca l'Assoluto con l'aiuto delle immagini dipinte, come leggiamo nella sua autobiografi a spirituale. Il cerchio si chiude con la mistica sant'Agnese da Montepulciano (1268–1317), a sua volta molto sensibile al «potere delle immagini». Delineando le storie di queste donne, lo studio mette in luce un'indicazione metodologica che riguarda la possibilità di individuare, nella rappresentazione agiografi ca, motivi comuni fra le mistiche del Nord Europa e quelle italiane, individuando così un typus di santità femminile europea.
Aus kritischer Lektüre zentraler Werke der philosophischen Anthropologie und auf der Grundlage einer Ontologie des Lebendigen entwickelt diese Arbeit eine allgemeine Ontologie der Kunst. Sie destilliert aus dem Begriff des Lebendigen die Bedingungen der Möglichkeit der Lockerung der Fesseln des Seins durch Sprache und Kultur, die Möglichkeit transzendierenden Tuns des Menschen in der Immanenz des Daseins und exemplifiziert dies an der poetologischen Denkfigur des impulso rítmico des spanischen Dichters Antonio Gamoneda. Sie bestimmt den Rhythmus als bewegte Bewegung und Impuls der werdenden Form in der Erscheinung der Welt im Spiegel der Seele in dichterischer Sprache und behauptet in ihren Textanalysen die epistemologische Qualität und ontologische Dignität der dichterischen Rede Antonio Gamonedas.
Im vorliegenden Werk werden typische Strukturen der gesprochenen romanischen Sprachen auf unterschiedlichen sprachlichen Ebenen Informationsstruktur, Syntax (Satzbau), Prosodie (Intonation/Tonhöhenverlauf bzw. Akzente/Wortbetonungen) analysiert und zum ersten Mal für das Französische, Spanische und Italienische anhand eines Korpus authentischer dialogischer Sprachaufnahmen kontrastiv verglichen.