82 Seiten dramatische Handlungsverläufe, große Emotionen und der Wunsch nach Liebe und familiärer Geborgenheit bestimmen die Geschichten der ERIKA-Reihe – authentisch präsentiert, unverfälscht und ungekürzt!
Frau Dora Conradi wachte durch das schrille Läuten des Weckers auf. Erschrocken hob sie den Kopf, um ihn dann abermals in die weichen Kissen zurückfallen zu lassen. Gerade jetzt hätte sie gern noch ein wenig geschlafen. Sie war nicht mehr die Jüngste, außerdem war sie ein Mensch, der von frühester Jugend an gewöhnt war, spät ins Bett zu gehen, um dafür morgens ein wenig länger zu schlafen. Sie hatte sich das auch stets leisten können. Ein kleines Vermögen sicherte ihr ein beschauliches, sorgenfreies Leben.
Seitdem jedoch ihre Nichte Inge Gräfenhan zu Besuch war, mußte sie wohl oder übel zur Frühaufsteherin werden. Das Mädel schien den Aufenthalt bei seiner Tante für einen einzigen köstlichen Urlaub zu halten.
Und es sollte doch nach dem Wunsch der Mutter das genaue Gegenteil sein. Frau Gräfenhan hatte ihre Tochter Inge hierher auf das flache Land geschickt, weil sie befürchtete, die Tochter könnte sich an einen Mann verlieren, der ganz und gar nicht dem entsprach, was sie sich unter ihrem zukünftigen Schwiegersohn vorstellte.
Dora Conradi seufzte. Sie hatte das Gefühl, daß ihre Schwester, Magdalene Gräfenhan, es am liebsten sehen würde, wenn Inge unverheiratet blieb.
Diesen Standpunkt konnte sie ihrer Schwester nicht einmal übelnehmen, nachdem es in ihrer Ehe sehr bald zu einem Zerwürfnis gekommen war.
Noch immer rasselte der Wecker. Langsam erstarb jetzt das Geräusch. Frau Conradi blickte mißmutig hinüber, es war genau sechs Uhr, eine Stunde, zu der sie sonst noch in tiefstem Schlummer lag. Nun erhob sie sich widerstrebend. Aus der Küche kam ihr bereits der Duft frisch aufgebrühten