Was hast DU zu verlieren?. John Valcone

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Название Was hast DU zu verlieren?
Автор произведения John Valcone
Жанр Журналы
Серия
Издательство Журналы
Год выпуска 0
isbn 9783957448439



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durch das Verlieren immer und immer wieder »Pfeile« freispielen konnte, die den Sprung von 60 auf 100 Money-Jumbo-Games erübrigten, hatten es mir angetan. Rückblickend gab es wohl keinen Tag, an dem ich nicht an diesem Automaten etwas gewann. Nüchtern betrachtet muss man wohl dazusagen, dass ich mindesten 100 - 300 Euro (zum Teil noch mehr) pro Tag investierte, bis der Automat endlich die gewünschten Jumbo-Games erbrachte. Hätte ich einfach mal genau dann aufgehört, tja – dann wäre ein Gewinn möglich gewesen. Dumm war nur, dass ich nie aufhörte, ganz im Gegenteil, je mehr ich gewann, desto mehr bzw. teurer spielte ich an anderen Automaten. Je mehr ich verlor, desto mehr investierte ich, bis der Automat wieder Jumbo-Games gab. Egal wie man es dreht, der Gewinn zögert den Bankrott nur etwas hinaus, aber ein tatsächliches Plus, war nie möglich, weil man als Spieler einfach nie genug kriegen kann. Somit gewann ich nie Geld, sondern nur etwas mehr Spielzeit. Viele Spieler behaupten, sie seien der Beste im Spielen, wobei dies zugleich bedeutet, man verspielt am Meisten. Darum sollte man nicht damit prahlen, wie viel man bereits gewonnen hat, sondern wie lange man es geschafft hat, nicht mehr spielen zu müssen. Ich habe Jahre damit verbracht, anderen Menschen zu erzählen, wie viel ich doch in den Jahren bereits gewonnen habe. Wie viel ich jedoch verloren hatte, dies habe ich zum Teil verschwiegen und zum größten Teil verdrängt. Ich wollte die Wahrheit nicht akzeptieren. Ausgerechnet ich, der jene, der nach außen immer klug und gebildet wirkte, ließ sich von einer Maschine überlisten. Tja, manchmal schmerzt die Wahrheit so sehr, dass man sie über Jahre verdrängt, nur damit man es sich selbst nicht eingestehen muss. Ich sage oft, dass ich »gut« war, gut im Aufrechterhalten einer Lüge. Gibt es die Spieler, die durchgehend gewinnen? Nein, denn wieso sollte es diese Schicht von Spielern geben? Sobald ein Automat zu wenig Geld einbringt, wird er entweder ersetzt, oder man wechselt das Spielsystem aus. Wenn ein Arbeiternehmer zu wenig Gewinn für den Chef einbringt, wird er ersetzt. So einfach ist es im Grunde erklärt, alles läuft genau nach diesem Prinzip, nur bei Spielautomaten lebt der Spieler in dem Glauben, man hätte einen Vorteil.

      Sobald ich als Spieler einen Vorteil erkannte, nutzte ich diesen natürlich aus. Denn ich war Spieler und selbst der ehrlichste Mensch der Welt, verändert sich negativ am Automaten. Die ständigen Geldsorgen hinterlassen Narben. Lügen wird zum Alltag, denn die Sucht soll ja schöngeredet und bestmöglich verheimlicht werden. Wie also herausreden, wenn man mal pleite ist? Man kann nicht behaupten, man hätte am Automaten verloren, denn immerhin behauptet man als Spieler durchgehend, man würde schlichtweg immer gewinnen. Somit ist die Wahrheit ab einem gewissen Punkt nicht mehr möglich, da man sich selbst als Spieler outen würde, was für einen Spieler undenkbar ist, da man sich vor Vorurteilen schämt und teils Todesängste durchlebt. Vor einer Gesundung muss man sich nicht schämen, weder bei der Alkohol-, Heroin- oder Spielsucht. Eine Gesundung ist immer Positiv zu betrachten, denn man beendet die bisherigen Schandtaten und beginnt ein neues Leben. Wofür schämen? Etwa dafür, dass man mit sich selbst ins Reine kommen möchte? Ich habe mich über Jahre hinweg geschämt, habe das Unausweichliche gezielt verzögert. Denn wie gesagt, ich war gut. Ich habe oft Geld am Automaten gewonnen, aber trotz dessen bin ich im 5–stelligen Bereich im Minus. So viel zum Thema »Gewinn«. Es ist nicht nötig, jemanden zu erzählen, man habe gewonnen. Denn würde es der Wahrheit entsprechen, gäbe es keine Automaten mehr. Wen also möchte man belügen, – andere, oder sich selbst?

      Es heißt so oft »Zeit ist Geld«, wobei man sich für Geld keine Zeit erkaufen kann. Genau deshalb sollte man jede Sekunde, in seinem so kurzen Leben genießen, – oder wenigstens sinnvoll verwenden. Und was machte ich mit meiner verbleibenden Zeit? Ich spielte und zerstörte mir alles, was ich mir über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Ich zerstörte das, was andere ihr Leben lang suchten. Ab dem Punkt, wo man dies begreift, zerbricht die Welt und alles, woran man jemals geglaubt hat, wird plötzlich infrage gestellt. Nach dem Erkennen meiner Sucht, hörte ich nicht auf zu spielen, viel zu schwer saß der Schmerz im Nacken, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Viel zu groß war meine Angst, dass ich sozial noch weiter abrutschen könnte. Darum spielte ich weiter, obwohl das Spielen alles erschwerte, setzte ich mir in den Kopf, dass ich durch das Spielen, alles wieder hinbiegen könnte. Ich müsste nur genügend gewinnen, damit ich wieder ins Plus kommen könnte. Ein hirnrissiger Plan, der niemals aufgehen würde, nur leider hatte ich mir nicht bzw. nie reinreden lassen, darum versuchte ich den Plan, mit Gewalt umzusetzen. Es gibt nichts Gefährlicheres, als einen Spieler, der ganz alleine am Automaten steht und sein Geld verspielt. Denn ab diesem Zeitpunkt, wo dich niemand mehr fragt, ob das dein Ernst sei, riskiert man alles und die Gefühle schlagen oftmals von Wut in Verzweiflung um. Ab diesem Zeitpunkt ist der Spieler unberechenbar. Ich möchte dazusagen, dass ich NIEMALS gestohlen habe, nie. Ich weiß nicht genau, warum ich es nie tat, aber womöglich war mein Gefühl für Recht und Unrecht immer noch so stark vorhanden, dass ich es nicht übers Herz brachte, jemanden anderes für meine Sucht zu bestehlen. Trotz dessen bin ich mir darüber im Klaren, wozu ein Spieler fähig ist, wenn er Geld benötigt, um spielen zu können. Ich denke, ich hätte meine Seele an den Teufel verkauft, wenn ich die Chance dazu gehabt hätte. Es ist nicht einfach zugeben zu müssen, dass man ein schwerwiegendes Suchtproblem hat, aber nur durch diese Erkenntnis, wusste ich, was zu tun ist. Nämlich das Spiel beenden, bevor es mich beenden würde. Nachdem ich erfahren hatte, dass ein Spieler, den ich durch das Spielen flüchtig kannte, sich erhängt hatte, wurde mir klar, dass mit der Zeit jeder Spieler das Spiel beenden würde, der Eine so, der Andere so. Das Problem an der ganzen Sache ist die Tatsache, dass es wenige Hilfen gibt, wo von Anfang an klar zu erkennen ist, was getan wird. Man redet sich die übelsten Dinge ein, macht sich selbst krank vor Sorge, doch im Grunde, passiert bei einer Gesundung nichts, was man mit Angst verbinden sollte.

      Nun, was geschieht in den kommenden Seiten? Ich werde es Ihnen kurz erklären, damit Sie bereits im Vorhinein wissen, was auf Sie zukommen wird. Denn niemand möchte Sie ins kalte Wasser werfen, ganz besonders ich nicht. Ich werde Dinge erzählen, erläutern und sogar absichtlich Tatsachen verdrehen. Ich werde Ihre Gefühle manipulieren, Ihr Verhalten aufdecken und Ihre Willenskraft, in Frage stellen. Alles was Sie machen müssen, ist lesen. Ich bitte Sie nur um eines, sobald Sie das Gefühl haben, dass sich die Zeilen wiederholen, lesen Sie trotzdem mindestens eine weitere Seite. Wenn Sie das Gefühl bekommen, dass das Geschriebene keinen Sinn ergibt, lesen Sie trotzdem eine weitere Seite. Immer wenn Ihnen Selbstzweifel oder Zweifel am Geschriebenen kommen, lesen Sie bitte eine weitere Seite. Das ist schon alles, sobald Sie das Gefühl bekommen, dass irgendetwas nicht stimmt, einfach eine weitere Seite lesen. Danach können Sie das Lesen aufhören, legen Sie das Buch für eine Weile weg, aber lesen Sie es unbedingt zu Ende. Denn eines ist klar, Sie schreiben das Ende, nicht ich. Wie Ihr Leben weitergeht, oder endet, liegt in Ihren Händen – nicht in den meinen.

      SELBST DIE größte Unordnung besitzt ein gewisses System. Es gibt kein ungeregeltes Chaos, ähnlich ist es mit einem Computersystem, dort ist alles vorprogrammiert, denn Zufall oder Glück, kann ein System nicht umsetzen. Das Leben eines Spielers ist am Ende ein riesen großes Chaos, aber selbst dieses Chaos, wurde systematisch herbeigeführt. Wie oft gewinnt man tatsächlich am Automaten? Kennen Sie das, wenn Sie einen Teil Ihres Gehalts von der Bank abholen und zeitgleich daran denken, wie viel Sie davon verspielen können, ohne dass es extrem schaden wird? Im Klartext bedeutet das, dass man mit Verlust rechnet und dennoch betont man weiterhin, man würde nahezu immer nur gewinnen. Es ist ein Widerspruch, aber dennoch die Realität. Sobald der Stand des Kontos niedrig ist bzw. niedriger wird, dann rechnet man plötzlich nicht mehr mit Verlust, man hofft auf Gewinn, um das Minus ausgleichen zu können. Wie oft ist das bereits gelungen? Glücksspiel ist keine Frage des Glückes, sondern des Einsatzes. Besitzt man viel, investiert man viel, dadurch klingelt der Automat öfters. Hat man wenig, verringert das die Chancen auf Freispiele, Money Jumbos etc. – ist das Spielen logisch? Nein, aber das Verspielen ergibt ein logisches Verhalten, denn es ist pathologisch, sprich zwanghaft. Dieses gezielte Mitrechnen, das zwanghafte Spielen ist nicht geprägt von Chaos, es steckt tatsächlich ein System dahinter. Denn es wiederholt sich jeden Monat, jeden Tag und jede Minute. So zielgerichtet, so zielsicher wie ein Spieler Geld investiert, bis der Automat endlich wieder klingelt, genau so zielgerichtet und zielsicher muss der Ausstieg aus der Sucht stattfinden. Gehen Sie nicht unvorbereitet aus der Sucht, entfernen Sie sich Schritt für Schritt vom Automaten. Stellen Sie es sich bildlich vor, wie Sie sich selbst am Automaten spielen sehen. Gehen