Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker

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Название Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745202786



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den Schiffsrumpf brannte.

      Travers verschloss alles, was er nicht brauchte, im Kofferraum, verstaute das noch auseinandergenommene Gewehr in dafür vorgesehenen Schlaufen unter dem Parka und machte sich auf den Weg.

      Der Wald reichte bis an die Kanalböschung heran. Auf der anderen Seite erstreckte sich weites Ackerland mit abgeernteten Feldern. Das nächste Haus, erkennbar an dem flachen, wie geduckt daliegenden roten Dach, lag mehr als eine halbe Meile entfernt.

      Er fand seinen Platz nach eineinhalb Meilen. Das umgebende Gelände stieg weit genug an, um von dort Einblick auf die Oberfläche des Wassers zu gewähren. Es wurde jetzt rasch dunkler, als Travers ein Stück in das dichte Unterholz eindrang. Er wählte den Stamm einer abgestorbenen Kiefer als provisorischen Schießstand.

      Er setzte das Savage zusammen, schraubte das Zielfernrohr auf und den kurzen bulligen Schalldämpfer. Dann legte er den Lauf an den Stamm, presste den Schaft an die Wange und blickte durch das Glas.

      Travers stellte das Gewehr ab und klemmte den Lauf zwischen den Knien ein. Auf die Mündung des Schalldämpfers steckte er einen Zylinder aus schimmerndem Aluminium, der oben mit einer roten Kappe verschlossen war.

      Travers legte die Stirn in Falten. Es ging darum, für kurze Zeit an die Heroinladung heranzukommen. Was er hier vorhatte, war die Vorbereitung dazu.

      Hinter der hohlen Hand zündete er eine Zigarette an und wartete.

      Unhörbar, wie von Geisterhand geschoben, rauschte die >Geldermalsen< durch das Wasser. Travers hatte den Bug genau im Blickfeld. Und er erkannte die weiße Schrift auf schwarzem Grund. >Geldermalsen<.

      Travers konzentrierte sich auf den Führerstand. Jetzt konnte er ein Gesicht erkennen, ein breites, behäbiges Gesicht mit einer dicken Nase. Im geschlitzten Mund steckte eine Pfeife. Das war der Schiffer.

      Und hinter ihm stand ein zweiter Mann. Travers hielt das Gewehr ruhiger, bei der starken Vergrößerung genügte der Pulsschlag in seiner Hand, um das Bild zittern zu lassen.

      Er erkannte den Albaner an seiner gebeugten Haltung und den eingefallenen Wangen, und selbst auf diese Entfernung glaubte er, den verschlagenen Ausdruck in den tiefliegenden Augen erkennen zu können.

      Die >Geldermalsen< war noch eine halbe Meile entfernt. Travers brauchte die Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Er tastete nach den Handgranaten unter dem Parka und nach der Bazooka, die vor ihm am Baumstamm lehnte. Er setzte das Gewehr einen Augenblick ab, um seine Augen nicht allzu sehr anzustrengen. Die Positionslaternen, rot an Backbord, grün an Steuerbord, funkelten wie Edelsteine. Travers sah nach Westen. Kein anderes Schiff befand sich in Sichtweite.

      Travers blickte noch einmal durch das Zielfernrohr. Travers musste sich etwas einfallen lassen.

      Er schloss eine Hand um das kühle Metall der Bazooka, stellte schließlich das Savage griffbereit an den Baum und hob die Raketenwaffe. Er klappte das Visier in die Höhe und stellte es auf achtzig Yard. Dann hob er die Waffe an seine Schulter, presste die Schulter gegen den Stamm und stemmte seine Füße fest in den weichen Boden. Ruhig wartete er auf den Moment, in dem die >Geldermalsen< den Rahmen der Visiereinrichtung durchschnitt.

      Langsam und weich löste er die Zündung des Raketengeschosses aus.

      Der dosenähnliche Kopf fauchte davon. Die Treibladung hinterließ einen dünnen, weißen Nebel in der kühlen Luft. Travers ließ das jetzt nutzlose Rohr fallen und riss das Savage an seine Schulter. Er blickte durch das Zielfernrohr.

      In diesem Augenblick traf das Geschoss den hölzernen Aufbau an der rechten Ecke in halber Höhe. Die Detonation war nicht laut, aber die Hütte zerbarst förmlich mit einem trockenen Knall. Latten fetzten heraus, wirbelten hoch durch die Luft; die linke Seitenwand und die Rückwand krachten zusammen. Es staubte ein wenig, doch die Lichtstärke des Zielfernrohrs reichte aus, um den leichten Schleier zu durchdringen.

      Travers sah das ausgemergelte Gesicht des Albaners, seine in stummem Entsetzen weit aufgerissenen, glühenden Augen. Travers zielte auf eine Stelle neben Bogadcons Beinen und zog den Abzug durch.

      Die Magnesiumpatrone zerplatzte mit einem dumpfen Knall an der stehengebliebenen Steuerbordwand des Ruderhauses und übergoss den Albaner mit einem rot sprühenden Funkenregen.

      Travers hörte seine Schreie. Auch der Schiffer hatte offenbar etwas mitbekommen, als die Bazooka die halbe Kabine um ihn herum in Trümmer legte. Die brennende Magnesiumpatrone ließ ihn wie eine Gestalt aus Dantes Inferno erscheinen. Ein Mann im Höllenfeuer. Es war ein aufregendes Schauspiel. Der Schiffer hing unter dem mächtigen Steuerrad, eine Hand in die Speichen verkrallt.

      Er sah dem Schiff nach. Der Schiffer bewegte sich, er zog sich am Steuerruder in die Höhe, schaffte es noch nicht. Das Rad wirbelte herum, und der Bug des Kahns schwang nach backbord. Travers zog den Reißverschluss des Parka hoch. Er blieb stehen, bis sich der Bug der >Geldermalsen< laut knirschend in das schwarze Basaltgestein der Uferböschung bohrte und das Heck herumschwang. Die Schraube quirlte das dunkle Wasser zu weißem Schaum auf, bis es hässlich krachte und der Kahn quer im Kanal festsaß.

      Ungesehen erreichte Travers seinen Wagen, stieg ein und fuhr davon.

      In Hasselt nahm Travers ein Zimmer im besten Hotel. Er schaltete sofort das Radio ein, bestellte sich etwas zu essen aufs Zimmer, duschte und rasierte sich.

      Der erste Bericht, der sich mit dem seltsamen Anschlag auf ein Binnenschiff befasste, kam erst in den Mitternachtsnachrichten. Travers merkte auf, als der Sprecher das Krankenhaus erwähnte, in das man den leicht verletzten Schiffer und den schwer verletzten Mitfahrer — Mitfahrer! — gebracht hatte. Travers konnte sich die Aufregung des Albaners vorstellen, der einerseits um sein Leben fürchtete, andererseits jedoch die millionenschwere Ladung nicht allein lassen durfte. Bogadcon würde bestimmt eine schlaflose Nacht verbringen.

      Eine Viertelstunde nach Mitternacht klopfte es an seine Tür. Travers öffnete und ließ Greg ins Zimmer.

      »Ich hätte mir ja gleich denken können, dass Sie dahinterstecken«, sagte er vorwurfsvoll. Er ließ sich ein Glas Bourbon einschenken und warf sich in einen der beiden Plüschsessel. »Wie geht es jetzt weiter? Was soll ich hier?«

      »Wird das Schiff noch bewacht?«

      Greg schüttelte den Kopf. »Die Provinzialpolizei hat alles abgesucht und das Schiff freigegeben. Man vertritt die Ansicht, dass irgendwelche jungen Burschen eine Panzerfaust aus dem letzten Krieg gefunden und das Ding ausprobiert haben. Ein Schleppkahn hat die >Geldermalsen< aus der Fahrrinne gezogen und in die nächste Ausweichbucht geschleppt. Dort liegt sie jetzt.«

      »Ist jemand an Bord?«

      Greg schüttelte den Kopf.

      »Prima. Besorgen Sie siebenhundert Pfund Puderzucker und tauschen Sie das Zeug gegen das Heroin aus. Das Heroin schicken Sie nach Washington. Als Diplomatensendung.« Travers kritzelte eine von Smiths Deckadressen auf einen Zettel.

      Gregs volle Wangen erschlafften. »Mensch, wo soll ich mitten in der Nacht siebenhundert Pfund Puderzucker herbekommen?«

      »Klauen Sie's notfalls. Mir ist es egal. Rufen Sie Ihren Boss an. Ihm wird schon etwas einfallen.« Travers dachte an die Pflaume, mit der er gestern Abend nach seiner Ankunft in Brüssel gesprochen hatte, und war davon überzeugt, dass Greg das Zeug lieber selbst besorgen würde.

      »Vorher aber«, sagte er, »lotsen Sie mich nach Diest. Ich habe keine Lust, mir selbst den Weg zu suchen.«

      Greg kniff die Lider zusammen. »Da liegen die beiden Verletzten?«

      Travers grinste. »Genau. Ich muss jemandem nämlich noch etwas Dampf unterm Hintern machen.«

      »Das haben Sie doch schon gründlich besorgt«, sagte Greg.

      »Schon, aber der Hundesohn soll wissen, wem er das Ding zu verdanken hat.«

      »Einem Burschen von einer Sonderabteilung der amerikanischen Spionageabwehr? Mac, jetzt verstehe ich gar nichts mehr!«

      »Das