Abenteuertour Afrika. Walter Odermatt

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Название Abenteuertour Afrika
Автор произведения Walter Odermatt
Жанр Книги о Путешествиях
Серия Abenteuertour
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783347102750



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wie sie den rot schimmernden Vollmond umhüllen. Wirklich ein idyllischer Fleck abseits des Mainstream.

      Direkt am Kasanka River schlagen wir die Zelte auf. Wir befinden uns im gleichnamigen Nationalpark, der bekannt ist für seinen Weltrekord an Säugetieren.

      Beinahe wäre dieser Park geschlossen worden, weil in der Vergangenheit derart gewildert worden ist, dass viele Tierarten vor der Ausrottung standen. In Privatinitiative wurde daraufhin der Kasanka Trust gegründet und ein Schutzprogramm entwickelt. Nun erholt sich der Park wieder und schon beim Park-Office können wir die seltenen Sitatunga-Sumpfantilopen beobachten. Diese äußerst scheuen Antilopen halten sich gerne im Kapani-Sumpf auf. Daneben grunzen Nilpferde und etliche exotische Vögel schwirren umher. Tatsächlich scheinen die Tiere langsam wieder zurückzukommen.

      Doch die eigentliche Sensation sind die unzähligen Palmflughunde – Fledermäuse, die allabendlich pünktlich zum Sonnenuntergang in gigantischen Schwärmen auf Futtersuche ausfliegen. So begeben wir uns um halb sechs zum sogenannten Fibwe Hide, einer Plattform auf zwölf Meter Höhe in einem Mahagonibaum direkt am Waldrand.

      Kurz bevor die Sonne versinkt, erspähen wir die ersten Flughunde am Horizont. Wenig später verwandelt sich das Flapp-Flapp einzelner Flugobjekte plötzlich in ein Rauschen. Vereinzelte schwarze Schleier tanzen über unseren Köpfen, bis sich plötzlich, wie ein Gewitter, der Himmel verdunkelt: Sie haben die Flugrichtung geändert und halten direkt auf uns zu. Instinktiv ziehen wir die Köpfe ein, denn schließlich wollen wir nicht von den mysteriösen Flatterwesen mit den scharfen Krallen gestreift werden. Bei genauerem Hinsehen erkennt man die putzigen Fellbündel mit ihren spitzen Ohren, einer Schnauze wie bei einem Fuchs und großen Froschaugen. Speziell ist ihre bleiche, durchsichtige Haut, die von gespensterhaft knochigen Fingerchen zu Flügeln mit einer Spannweite von fast einem Meter aufgespreizt wird.

      Nicht Dutzende, Hunderte oder gar Tausende von Flughunden erbeben sich fast zeitgleich von ihren Schlafplätzen in den Bäumen, nein, es sind unglaubliche 8-10 Millionen. Es ist die größte Säugetierversammlung der Welt, die wie eine Armada über die süßen wilden Baumfrüchte herfällt. Wenn Ende Dezember alles abgeerntet ist, begibt sich die Gruppe wieder zu ihren angestammten Plätzen im tiefen Urwald des Kongo.

      Was die Zahl der Tiere und ihre Reisestrecke betrifft, ist die ostafrikanische Great Migration zwischen der Serengeti und der Masai Mara in Kenia, mit ihren Tausenden von Gnus, dagegen ein Klacks. Diese Flughunde halten bis auf Weiteres den Weltrekord der Säugetiere.

      Nach dem Ende des himmlischen Spektakels hören wir wieder das zaghafte Zirpen der Grillen. Der Vollmond ist nun vollends hinter dem Horizont verschwunden. Fast alleine steigen wir vom Hochsitz hinunter, hier im Norden Sambias, wohin sich pro Jahr nur wenige Touristen verirren. Ein weiteres Highlight auf unserer Reise.

      Elefanten zertrümmern das Fenster

      200.0 Kilometer on the road – wenn das kein Grund zum Feiern ist: Noch 200 Meter, noch 100 Meter … jetzt springt die erste Ziffe auf die Zwei – wir haben exakt 200.000 Kilometer auf dem Tacho! Ich fahre auf den Pannenstreifen, stelle den Motor ab und nehme meine Frau in die Arme.

      Im ersten Moment weiß sie nicht, wie ihr geschieht, bis ich ihr zu diesem Ereignis gratuliere. Das muss mal gesagt werden: Welche Frau macht so was mit? 200.000 Kilometer durch Nord-, Mittel- und Südamerika, ein Jahr danach über die Seidenstraße bis Indien und weiter nach Afrika. Jahre der Entbehrungen, Jahre der Freude, Jahre des Abenteuers. So eine Frau habe ich an meiner Seite. Was bin ich für ein Glückspilz. Bei dieser Gelegenheit ein herzliches Dankeschön an dich, liebe Ruth, dass du das alles mitmachst.

      Am Abend stoßen wir dann richtig an, bei einem Glas Wein: Auf die nächsten 100.000 Kilometer.

      Wir befinden uns direkt am träge dahinfließenden Luangwa River. Sein Flussbett ist von 200 Metern in der Regenzeit auf knapp 30 Meter Breite zusammengeschmolzen. Wie gesagt, wir befinden uns am Ende der Trockenzeit und alle, Mensch und Tier, warten sehnlichst auf den ersten Regen.

      Zusammen mit Ulla und Rainer, ebenfalls schon viele Monate mit ihrem eigenen Fahrzeug in Afrika unterwegs, trinken wir im Croc Valley Camp ein kühles Bier. Doch auch dies mag unseren Körper nicht zu kühlen. Langsam geht die Sonne unter und wir haben immer noch 42 Grad im Schatten.

      Unter uns, im seichten Wasser des Luanga-Flusses, rekelt sich genüsslich eine Flusspferdfamilie. Sie reißen ihre Mäuler auf, dass man deutlich ihre riesigen Hauer sieht. Es herrscht ein Rülpsen und Grunzen wie in einem Schweinestall.

      »Passt auf«, meint Tom, der südafrikanische Tour-Guide des Camps, »nachts kommen sie gelegentlich auf den Platz und grasen zwischen den Autos. Kommt ihnen einfach nicht in die Quere. Aber, was noch viel wichtiger ist«, er zeigt dabei auf unseren Tisch mit den frischen Äpfeln, »versorgt das Obst gut in der Kühlbox, damit die Elefanten es nicht riechen können. Im Moment steht eine kleine Herde direkt vor dem Campeingang. Gestern Abend kamen sie ins Camp und haben die Scheibe eines Mietautos zertrümmert, damit sie an die Äpfel kommen. Geschlossene Türen und Fenster sind für Elefanten kein Hindernis.«

      Wie von der Tarantel gestochen schießt Ruth aus dem Campingstuhl. »Bei uns befinden sich über fünf Kilo Äpfel im Wohnmobil. Nächstens will ich einen Apfelkuchen backen und der Kühlschrank ist voll. Ich könnte keine Minute ruhig schlafen, wenn ich weiß, dass Elefanten in der Nähe sind, die unser Obst riechen.«

      »Bring sie doch einfach zur Bar«, meint Tom, »wir haben einen großen Kühlschrank und ihr könnt sie da sicher verstauen.«

      Gerne nehmen wir sein Angebot an. In diesem Moment sehen wir schon einen stattlichen Elefantenbullen, wie er am Camp entlangschreitet. Man muss wissen, dass die Campingplätze am Rande des Nationalparks nicht eingezäunt sind, somit haben die Tiere uneingeschränkten Zutritt.

      »Früher haben massive Tore die Einfahrt zum Camp verbarrikadiert«, sagt Tom, »aber für die Elefanten war das kein Problem. Sie haben sie einfach aufgedrückt.«

      Am späteren Abend erzählen uns Sandra und Rainer ihre tragische Geschichte von Tansania. Sie seien langsam durch ein Dorf gefahren und plötzlich wären hinter einem Lkw drei kleine Kinder herausgeschossen, direkt vor ihr Auto. Sie hatten keine Chance zu bremsen. Zwei von ihnen konnten noch vorbeispringen, aber eines hätten sie erwischt und überfahren. Es war sofort tot. Damit sie von der aufgebrachten Dorfbevölkerung nicht gelyncht wurden, sind sie weitergefahren bis zum nächsten Polizeiposten und haben dort den Vorfall gemeldet. Die nächsten Tage und Wochen waren die Hölle. Es gab Aussprachen mit der Familie des toten Mädchens über die Höhe des Schmerzensgeldes. Polizisten, Zeugen und Richter mussten bezahlt werden und anschließend gab es eine Gerichtsverhandlung wie im Fernsehen. Mit großem Glück wurden sie freigesprochen, denn ein Zeuge sagte aus, dass sie wirklich keine Schuld an diesem tragischen Unfall traf.

      Dieser Vorfall hat uns lange beschäftigt. Afrika wimmelt nur so von Menschen und man weiß nie, wann einem dasselbe passiert. Es gibt nur eins: Immer volle Konzentration, langsam durch die Dörfer fahren und sich immer in die Leute hineinversetzen, die am Straßenrand stehen, damit wir bei einer urplötzlichen Bewegung sofort auf die Bremse treten können.

      South Luangwa Nationalpark, einer der großartigsten Parks Afrikas

      Schon morgens um sechs Uhr starten wir den Motor. Es ist ein Game Drive, eine sogenannte Tierbeobachtungsfahrt angesagt. An der Schranke zum South Luanga bezahlen wir den stolzen Eintrittspreis von 75 US-Dollar für zwei Personen und rollen gespannt über den Luanga-Fluss in das viel gelobte Tierparadies.

      Wirklich, hier im Luangwa-Tal ist die Tierwelt überaus artenreich. Links und rechts der Piste weiden an den fruchtbaren Lagunen Hunderte von Impalas, Wasserböcke und Zebras.

      Wir parken unseren Suri im Schatten eines weit ausladenden Maopane-Baumes. Der ideale Platz, um zu frühstücken. Plötzlich meint Ruth: »Warum sind die Impalas alle so aufgeregt, schauen in die gleiche Richtung und geben mit heiserem Bellen und aufgestelltem Schwanz so komische Geräusche von sich?«

      Die Antwort zeigt sich sogleich, als direkt vor unserem Auto eine Löwin vorbeischlendert und es sich unter dem schattigen