Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур Шницлер

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Название Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler
Автор произведения Артур Шницлер
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027209309



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      Wirth. Da könntest Du doch irren, mein Freund; irgend einmal kommt ja doch der Tag, wo aus dem Spaß Ernst wird – und darauf bin ich für alle Falle vorbereitet.

      Grasset. Der Tag ist nah. Wir leben in einer großen Zeit! Komm, Bürger Lebrêt, wir wollen zu den Unsern. Prospère, leb wohl, Du siehst mich als großen Mann wieder oder nie.

      Lebrêt torkelig. Als großen Mann . . . . . oder . . . . . nie –

      Sie gehen ab.

      Wirth bleibt zurück, setzt sich auf einen Tisch, schlägt eine Brochure auf und liest vor sich hin. »Jetzt steckt das Vieh in der Schlinge, erdrosselt es!« – Er schreibt nicht übel, dieser kleine Desmoulins. »Noch nie hat sich Siegern eine reichere Beute dargeboten. Vierzigtausend Paläste und Schlösser, zwei Fünftel aller Güter in Frankreich werden der Lohn der Tapferkeit sein, – die sich für Eroberer halten, werden unterjocht, die Nation wird gereinigt werden.«

      Der Commissär tritt ein.

      Wirth mißt ihn. Na, das Gesindel rückt ja heute früh ein?

      Commissär. Mein lieber Prospère, mit mir machen Sie keine Witze; ich bin der Commissär Ihres Bezirks.

      Wirth. Und womit kann ich dienen?

      Commissär. Ich bin beauftragt, dem heutigen Abend in Ihrem Lokal beizuwohnen.

      Wirth. Es wird mir eine besondere Ehre sein.

      Commissär. Es ist nicht darum, mein bester Prospère. Die Behörde will Klarheit haben, was bei Ihnen eigentlich vorgeht. Seit einigen Wochen –

      Wirth. Es ist ein Vergnügungslokal, Herr Commissär, nichts weiter.

      Commissär. Lassen Sie mich ausreden. Seit einigen Wochen soll dieses Lokal der Schauplatz wüster Orgien sein.

      Wirth. Sie sind falsch berichtet, Herr Commissär. Man treibt hier Späße, nichts weiter.

      Commissär. Damit fängt es an. Ich weiß. Aber es hört anders auf, sagt mein Bericht. Sie waren Schauspieler?

      Wirth. Direktor, Herr Commissär, Direktor einer vorzüglichen Truppe, die zulegt in Denis spielte.

      Commissär. Das ist gleichgiltig. Dann haben Sie eine kleine Erbschaft gemacht?

      Wirth. Nicht der Rede werth, Herr Commissär.

      Commissär. Ihre Truppe hat sich aufgelöst?

      Wirth. Meine Erbschaft nicht minder.

      Commissär lächelnd. Ganz gut. Beide lächeln. – Plötzlich ernst. Sie haben sich ein Wirthsgeschäft eingerichtet?

      Wirth. Das miserabel gegangen ist.

      Commissär. – Worauf Sie eine Idee gefaßt haben, der man eine gewisse Originalität nicht absprechen kann.

      Wirth. Sie machen mich stolz, Herr Commissär.

      Commissär. Sie haben Ihre Truppe wieder gesammelt und lassen sie hier eine sonderbare und nicht unbedenkliche Komödie spielen.

      Wirth. Wäre sie bedenklich, Herr Commissär, so hätte ich nicht mein Publikum – ich kann sagen, das vornehmste Publikum von Paris. Der Vicomte von Nogeant ist mein täglicher Gast. Der Marquis von Lansac kommt öfters; und der Herzog von Cadignan, Herr Commissär, ist der eifrigste Bewunderer meines ersten Schauspielers, des berühmten Henri Baston.

      Commissär. Wohl auch der Kunst oder der Künste Ihrer Künstlerinnen.

      Wirth. Wenn Sie meine kleinen Künstlerinen kennen würden, Herr Commissär, würden Sie das niemandem auf der Welt übel nehmen.

      Commissär. Genug. Es ist der Behörde berichtet worden, daß die Belustigungen, welche Ihre – wie soll ich sagen –

      Wirth. Das Wort »Künstler« dürfte genügen.

      Commissär. Ich werde mich zu dem Wort »Subjekte« entschließen – daß die Belustigungen, welche Ihre Subjekte bieten, in jedem Sinne über das Erlaubte hinausgehen. Es sollen hier von Ihren – wie soll ich sagen – von Ihren künstlichen Verbrechern Reden geführt werden, die – wie sagt nur mein Bericht? Er liest wie schon früher in einem Notizbuch nach – nicht nur unsittlich, was uns wenig geniren würde, sondern auch höchst aufrührerisch zu wirken geeignet sind – was in einer so erregten Epoche, wie die ist, in der wir leben, der Behörde durchaus nicht gleichgültig sein kann.

      Wirth. Herr Commissär, ich kann auf diese Anschuldigung nur mit der höflichen Einladung erwidern, sich die Sache selbst einmal anzusehen. Sie werden bemerken, daß hier gar nichts Aufrührerisches vorgeht, schon aus dem Grunde, weil mein Publikum sich nicht aufrühren läßt. Es wird hier einfach Theater gespielt – das ist alles.

      Commissär. Ihre Einladung nehme ich natürlich nicht an, doch werde ich kraft meines Amtes hierbleiben.

      Wirth. Ich glaube, Ihnen die beste Unterhaltung versprechen zu können, Herr Commissär, doch würde ich mir den Rath erlauben, daß Sie Ihre Amtstracht ablegen und in Civilkleidern hier erscheinen. Wenn man nämlich einen Commissär in Uniform hier sähe, würde sowohl die Naivetät meiner Künstler als die Stimmung meines Publikums darunter leiden.

      Commissär. Sie haben recht, Herr Prospère, ich werde mich entfernen und als junger eleganter Mann wiederkehren.

      Wirth. Das wird Ihnen leicht sein, Herr Commissär, auch als Hallunke sind Sie mir willkommen – das würde nicht auffallen – nur nicht als Commissär.

      Commissär. Adieu. Geht.

      Wirth verbeugt sich. Wann wird der gesegnete Tag kommen, wo ich Dich und Deinesgleichen . . . . . . . .

      Commissär trifft in der Thür mit Grain zusammen, der äußerst zerlumpt ist und erschrickt, wie er den Commissär sieht. Dieser mißt ihn zuerst, lächelt dann, wendet sich verbindlich zu Prospère. Schon einer Ihrer Künstler? . . . . Ab.

      Grain spricht weinerlich, pathetisch. Guten Abend.

      Wirth nachdem er ihn lang angesehen. Wenn Du Einer von meiner Truppe bist, so will ich Dir meine Anerkennung nicht versagen, denn ich erkenne Dich nicht.

      Grain. Wie meinen Sie?

      Wirth. Also keinen Scherz, nimm die Perrücke ab, ich möchte doch wissen, wer Du bist. Er reißt ihn an den Haaren.

      Grain. O weh!

      Wirth. Das ist ja echt – Donnerwetter . . . . . wer sind Sie? . . . . . Sie scheinen ja ein wirklicher Strolch zu sein?

      Grain. Jawohl.

      Wirth. Was wollen Sie denn von mir?

      Grain. Ich habe die Ehre mit dem Bürger Prospère? . . . . Wirth vom grünen Kakadu?

      Wirth. Der bin ich.

      Grain. Ich nenne mich Grain . . . . zuweilen Carniche . . . in manchen Fällen der schreiende Bimsstein – aber unter dem Namen Grain war ich eingesperrt, Bürger Prospère – und das ist das Wesentliche.

      Wirth. Ah – ich verstehe. Sie wollen sich bei mir engagieren lassen und spielen mir gleich was vor. Auch gut. Weiter.

      Grain. Bürger Prospère, halten Sie mich für keinen Schwindler. Ich bin ein Ehrenmann. Wenn ich sage, daß ich eingesperrt war, so ist es die volle Wahrheit.

      Wirth sieht ihn mißtrauisch an.

      Grain zieht aus dem Rock ein Papier. Hier, Bürger Prospère. Sie ersehen daraus, daß ich gestern nachmittags vier Uhr entlassen wurde.

      Wirth. Nach einer zweijährigen Haft – Donnerwetter, das ist ja echt! –

      Grain. Haben Sie noch immer gezweifelt, Bürger Prospère?

      Wirth. Was haben Sie denn angestellt, daß man Sie auf zwei Jahre –

      Grain. Man hätte mich gehängt; aber zu meinem Glück war ich noch ein halbes Kind, als ich meine arme Tante umbrachte.

      Wirth. Ja, Mensch, wie kann man denn seine Tante