Название | Parzival |
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Автор произведения | Wolfram Von Eschenbach |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754175200 |
[1]Wem Zweifel an dem Herzen nagt,1
Dem ist der Seele Ruh versagt.
Geziert ist und zugleich entstellt,
Wo Unlautres sich gesellt
5Zu des kühnen Mannes Preis
Wie bei der Elster Schwarz zu Weiß.
Doch oft gelangt er noch zum Heil,
Denn beide haben an ihm Theil,
Der Himmel und der Hölle Schlund.
10Wer Untreu hegt in Herzensgrund,
Wird schwarzer Farbe ganz und gar
Und trägt sich nach der finstern Schar;
Doch fest hält an der blanken
Der mit stätigen Gedanken.
15Dieses flüchtge Gleichniss,
Den Blöden ists zu schnell gewiss,
Sie faßen nicht der Lehre Sinn.
Es huscht im Saus vor ihnen hin
Wie ein brünstiger Hase.
20Zinn verlöthet hinterm Glase
Täuscht wie des Blinden Traumgesicht.
Sie weigern flüchtgen Anblick nicht;
Doch beständig kann nicht sein
Dieser trübe, leichte Schein,
25Seine Freud ist kurz fürwahr.
Wer rauft mich, wo mir niemals Haar
Wuchs, in hohler Hand so bloß?
Der hat zu nahe Griffe los.
Schrei ich doch auf vor solcher Noth,
So ist mein Verstand wohl unbedroht.
[2]Wie werd ich Treue finden,
Wo sie sicher muß verschwinden
Wie das Feuer in dem Bronnen,
Wie der Thau vor der Sonnen?
5Auch kannt ich nie so weisen Mann,
Der nicht gern Kunde hätt empfahn,
Wie hienach zu leben frommt
Und was daraus für Lehre kommt.
So beschieden wird er nie verzagen
10Bald zu fliehen, bald zu jagen,
Nun zu weichen, nun zu kehren,
Jetzt zu tadeln, jetzt zu ehren.
Wer mit dem allen umgehen kann,
An dem hat Weisheit wohlgethan,
15Der sich nicht versitzet noch vergeht
Und sonst auch wohl Bescheid versteht.
Des wandelbaren Freundes Sinn
Führt zum Höllenfeuer hin,
Verhagelt hoher Ehren Glanz.
20Seine Treue war so kurz von Schwanz,
Daß sie kaum den dritten Stich vergalt,
Wenn sie von Bremsen litt im Wald.
Aber nicht allein den Mann
Gehn alle diese Lehren an;
25Dieß Ziel steck ich den Frauen:
Die meinem Rath will trauen,
Die wisse wohl, wohin sie kehre
Ihren Preis und ihre Ehre
Und welchem Mann sie sei bereit
Ihrer Lieb und Würdigkeit,
[3]Auf daß sie nicht gereue
Ihrer Keuschheit, ihrer Treue.
Von Gott erfleh ich gutem Weibe,
Daß sie dem Maß getreu verbleibe.
5Aus Scham fließt alle gute Sitte:
Dieß Heil ists, das ich ihr erbitte;
Die Falsche lohnt nur falscher Preis.
Wie lange währt ein dünnes Eis,
Wenn des Augustmonds Sonne schien?
10So fährt auch bald ihr Lob dahin.
Viel Schöne preist die weite Welt;
Ist deren Herz nicht wohlbestellt,
Die lob ich, wie ich loben wollt
Ein blaues Glas, gefaßt in Gold.
15Des Missgriff auch ist nicht gering,
Der in den schlechten Messing
Verwirkt den köstlichen Rubin,
All seines Glückes Vollgewinn:
Dem gleich ich rechten Frauenmuth.
20Die weiblich denkt und weiblich thut,
Nach deren Aussehn frag ich nicht,
Noch ob ihr Herzensdach besticht:
Ist sie innerhalb der Brust bewahrt,
Bleibt volles Lob ihr ungespart.
25Sollt ich euch nun Weib und Mann
So gründlich schildern als ichs kann,
So würd uns Zeit und Weile theuer;
Hört