Название | Sagenbuch der Bayrischen Lande |
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Автор произведения | Alexander Schöppner |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742772664 |
das ihn durch Geberden ersuchte, einen Ziegelstein
mit nach Hause zu tragen. Der Holzhauer nahm und
betrachtete den Ziegel und wollte eben fragen, zu welchem
Behufe er ihn mitnehmen solle, als sich das
Männchen schon wieder entfernt hatte; er glaubte nun,
man wolle ihn zum Besten haben, und warf den Ziegel
weg. Zu Hause angekommen, fragte seine Frau,
warum seine Hände und verschiedene Stellen seiner
Kleider so glänzten? Nun sah er, daß der Ziegelstaub,
welcher, während er den Ziegel betrachtete, an seinen
Händen und Kleidern geblieben war, purer Goldstaub
geworden sei. Jetzt erst wurde ihm klar, welches
Glück ihm die Erscheinung zugedacht hatte; er lief in
größter Eile zurück, um den weggeworfenen Ziegel zu
holen; allein – er war und blieb verschwunden.
Kapitel 9
161. Goldsagen vom Epprechtstein.
Der E p p r e c h t s t e i n oberhalb
K i r c h e n l a m i t z , 3 Stunden von
W u n s i e d e l . – K. Z a p f Wanderungen S. 57 ff.
Alle Jahre einmal, jedoch an keinem bestimmten
Tage, während der Pfarrer zu Kirchenlamitz das
»Vater Unser« auf der Kanzel betet, hebt sich ein Fels
und zeigt bis zum Schlusse des Gebets große Haufen
Goldes. Mit dem Worte »Amen« senkt er sich nieder
und verschlossen auf ein Jahr sind wieder die unermeßlichen
Schätze. War nun auch bis jetzt noch Niemand
auserkoren, diesen glücklichen Augenblick zu
treffen und etwas zu erhaschen, so erhielten doch Einige
vor langer Zeit auf folgende Weise mehreres von
den Reichthümern: Ein Hirte weidete einst unfern der
Ruinen seine Heerde und streckte sich sorglos auf den
weichen Rasen. Plötzlich vernahm er ein Geräusch in
seiner Nähe. Er blickte auf und gewahrte ein in sonderbare
Kleidung gehülltes Mädchen, emsig beschäftigt,
abgefallenes Laub mit seinem Rechen umzuwenden.
Sie winkte dem Hirten freundlich. Als sich dieser
schüchtern genaht hatte, steckte sie ihm alle Taschen
voll Laub und verschwand. Ein unheimliches Grauen
befiel den Hirten; er wandte sich zu seiner Heerde und
trieb dieselbe eiligst nach Hause. Bei den Seinigen
angekommen, erzählte er den seltsamen Vorgang und
griff dabei in die Tasche, um das Laub vorzuzeigen.
Aber – wer beschreibt sein Erstaunen! – Aus jedem
Blatt war ein großes blankes Goldstück geworden! –
Wäre nicht bereits die Nacht vor der Thüre gewesen,
so wäre er schnurstraks wieder auf den Berg geeilt,
um alles Laub, das er tragen könnte, zu holen. Diese
Nacht ward ihm zur längsten seines Lebens, er konnte
kein Auge schließen. Kaum graute der Morgen, so lief
er, versehen mit einem großen Sacke, den Berg hinan
und nahte sich mit klopfendem Herzen den Ruinen;
aber – Alles war verschwunden und nie in seinem
Leben erschien ihm wieder die goldspendende Frauengestalt.
162. Die Goldkapelle am Epprechtstein.
Von H e r m a n n Z a p f . – K. Z a p f , Wanderungen
S. 58 u. J. Ch. H o l t z m a n n in B. G ö r w i t z
Sagenschatz S. 123.
Es ging ein Weib in den tiefen Wald
Nach Beeren im Gebüsch und Felsenspalt,
Sie hatt' auf dem Arme ein schönes Kind,
Das koste sie oft, sie beide der Wind. –
O Mutter, wie fliehet dein Glück geschwind!
Und wie sie pflücket, da glänzt heraus
Im Dickicht ein offenes Gotteshaus,
Und viele Goldhaufen und Edelstein'
Locken sie schimmernd zu sich hinein. –
O traue, folge nicht falschem Schein!
Da stürzte hinein das thörichte Weib
Und that ihr Kleinod von ihrem Leib,
Und raffte mit Schätzen die Schürze voll,
Und lief durch den Wald nach Haus wie toll –
Wo hast du dein Kindlein, so schönheitsvoll?
Und freudetrunken wirft sie zu Haus
Gold und Demanten zu Haufen heraus,
Und labt die Augen an dieser Pracht,
Schön, wie Sterngefunkel zu Nacht. –
Der schönste Demant dir wohl nimmer lacht!
Da dämmerts in ihrem Herzen alsbald,
Sie rast zurück in den düstern Wald,
Da war zu finden kein Gotteshaus,
Da lachte kein lallendes Kind heraus –
Tröste dich bei deinem Golde zu Haus!
Seit schallet im Walde ihr Jammerton:
Gebt mir meines Lebens Lust und Kron',
Was kann mir ersetzen mein Kind in der Welt
Da mir sind meine Tage vergällt?
Und spottend antwortet der Wald ihr: Geld!
Am Johannistage öffnete sich die geheime Thüre
dieser Kirche. Als nun der nächste Johannistag kam,
erzählt H o l t z m a n n weiter, da eilte die arme Mutter
abermals der Goldkapelle zu; sie überschreitet die
Schwelle und ein Freudenschrei entfährt ihrer Brust:
ihr Knäblein, lebend und wohlgenährt, lacht ihr vom
Altar der Kirche, auf welchen sie es vor einem Jahre
gesetzt hatte, entgegen. Hastig ergreift sie die theure
Last und eilt hinaus, ohne weiter nach Gold zu fragen.
163. Das Goldlaiblein.
Erzählt v. J. Ch. H o l t z m a n n in B. G ö r w i t z
Sagenschatz S. 125.
Einst hüteten am Ochsenkopfe zwei Knaben und ein
Mädchen. Die Knaben waren Kinder wohlhabender
Landleute; des Mädchens Aeltern aber waren arm.
Die kleinen Gefährten erzählten sich allerlei Märlein,
die sie von den Geistern des Ochsenkopfes wußten.
Da gesellte sich zu ihnen ein graues Männchen, welches
aufmerksam ihren kindlichen Gesprächen zuhörte.