Название | Sagenbuch der Bayrischen Lande |
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Автор произведения | Alexander Schöppner |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742772664 |
Daß ihr mich habt erreichet, half List euch mehr als
Kraft,
Im gleichen Waffentanze hätt' ich mich euch entrafft.«
Und hin zu seinem Rosse ging er mit stolzem Gang,
Das dem gewohnten Helden das Haupt
entgegenschwang;
Hell sprühen seine Augen, die Mähne flattert hoch,
Es scharret wild im Boden, daß weit der Sand entflog.
»Ihr seid ein kühner Reiter,« sprach drauf der Herr
von Stark,
»Wer solchen Hengst besteiget, darf sein nicht
schwach von Mark;
Von uns blieb Keiner oben, so reitet ihn mir vor,
Ihr werdet nicht entrinnen, verschlossen ist das Thor.«
Der Alte löst die Zügel. Keck schwingt der Held sich
auf,
Es dreht sich rasch im Kreise der Hengst zu
schnellem Lauf;
Hoch wirft er seinen Nacken und freut sich seiner
Last,
Und rasch hat auch der Reiter den feinsten Plan
erfaßt.
In immer weitern Bogen spornt er das edle Roß,
Daß weit zurück sich wendet der gaffenden Knechte
Troß.
Der Alte freut sich weidlich; Eins scheut hier Roß und
Held,
Er denkt an die Gestalten der fabelhaften Welt.
Der Reiter nimmt die Länge des Hofes fest in's Aug',
Er scheint sich zu gefallen in edler Reitkunst Brauch.
Doch späht verborg'nen Blickes er über des Grabens
Rand,
Sein Herz sehnt rachedurstig sich nach dem freien
Land.
Er wagt's! des Thieres Sehnen darf er gewiß vertrau'n,
Auf seiner Hufe Fliegen den Plan der Freiheit bau'n;
Jetzt rasch im wilden Sprunge zur Mauer mit Gewalt
Sprengt er und über den Graben, daß Huf und Stein
erschallt.
»Soll's gelten Tod und Leben, so gelt' es dir und
mir!«
Es flog wie durch die Lüfte ein Pfeil das edle Thier,
Und glücklich hat er jenseits des Grabens Rand
erreicht,
Als den erstaunten Bürgern der Schreck die Wange
bleicht.
»Der Teufel sitzt im Rappen!« – ruft die verblüffte
Schaar,
Kaum weiß der Bürgermeister, wie's recht geschehen
war.
»Bei Gott! der ist entronnen selbst bei verschloss'nem
Thor,
Rasch auf zu Roß, ob einer dem Flüchtling kommt
zuvor.«
»Der Rath wird schwer den lohnen, der ihn, wenn todt
auch, fängt« –
Und Alles rasch auf Pferden zum Thor hinaus sich
drängt.
Wie Donner hallt die Brücke, die Rosse fliegen wild,
Es jagt die Schaar zerstreuet in's niedere Gefild.
Der Ritter hört der Rosse und Reisigen Geklirr,
Ihr Fluchgeschrei umtobet ihn rechts und links so
wirr.
Ihm fehlet Schild und Lanze, die Faust vermißt das
Schwert,
Nur durch des Renners Eile ist Rettung ihm beschert.
Er rast mit Windesflügeln den wohlbekannten Pfad,
Nichts hemmt den kühnen Flüchtling, des Rosses
Sprung schafft Rath;
Doch scheint es zu ermatten, es stöhnt in Staub und
Schweiß,
Den Ritter packt's mit Grausen, das Blut wird ihm so
heiß.
»Greif aus, mein Rapp', mein Retter! – greif aus zum
letzten Ritt,
Laß mich nicht elend sterben, der Ruhm mit dir
erstritt,
O hauche nicht dein Leben vor meiner Grenze aus! –
Dort ragen meine Thürme, Glück auf, wir sind zu
Haus!«
Und vor der letzten Brücke, mit Schweiß und Blut
bedeckt,
Das Roß todtmatt im Grase die starken Glieder
streckt;
Doch oben grüßt den Ritter sein sich'res Gailenreuth,
Man kennt ihn, lautes Jauchzen ihm Gruß
entgegenbeut.
Ist es der todt Geglaubte, der längst gesuchte Held? –
Wie an der Mühle Steinbank er keuchend niederfällt,
Vermag er kaum zu sprechen: »Sorgt nur für meinen
Hengst,
Denn wär' er nicht gewesen, ich wär' gestorben
längst.«
Das Roß hebt Kopf und Augen zu seinem Herren auf,
Der trauernd denkt, hier endet das Thier den letzten
Lauf;
Die Nüstern schnauben matter. – »Hab' Dank,«
spricht Eppelein,
»Mein Retter, du sollst ruhmvoll allhier begraben
sein.«
152. Eppelins Roß.
G.v. H e e r i n g e n , Franken S. 126.
Eine schöne, adelig gekleidete Frau mit drei Knaben,
die sie umsprangen, und einem Mägdlein, welches sie
an der Hand führte, kam den Burgpfad herab und
setzte sich auf die Bank vor der Sachsenmühle. Aber
so schön sie war, tiefer Kummer wohnte in ihrem
Antlitz und Thränen rieselten, wie sie da saß, über
ihre Wangen. »Springt nur,« sagte sie zu den Knaben,
»ihr seid doch arme Waisen. Euer Vater wird nimmer
zurückkehren aus der Haft, denn den Tod hat ihm die
Reichsstadt geschworen. Ach, vielleicht lebt er schon
nicht mehr, denn sie machen gar kurzen Prozeß da
drinnen gegen gefangene Ritter.« Und kaum hatte sie
das Wort gesprochen, als aus dem Dickicht ein Mann
hervorbrach, athemlos und mit verstörten Zügen. Sein
eilender Gang war nach der Mühle gerichtet, an deren
kleines Fenster er heftig klopfte. »Brod!« rief er der
Müllerin entgegen, welche erschrocken heraussah,
»Brod und Wein! und Linnen zum Verband! Geschwind,
Weib! eilet euch, es ist kein Augenblick zu