Gargoyles. Maria Spotlight Bennet

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Название Gargoyles
Автор произведения Maria Spotlight Bennet
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783985103010



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zur Witwe geworden, als er achtzehn und sein Bruder Hamilton sechzehn gewesen waren. Jetzt war er zweiundzwanzig, sein Vater seit vier Jahren unter der Erde und sein Bruder immer noch ein Nichtsnutz. Judith hatte Alex zum Abschied 100 Dollar zugesteckt, für ihre Verhältnisse sehr viel. Das Geld war im Nu aufgebraucht. Alex war zwar kein Prolet, der mit Asche um sich warf und alle seine Freunde in der Bar auf eine Runde einlud. Aber das Leben war teuer und Judith hatte ihrem Sohn auch keine weitere finanzielle Unterstützung zukommen lassen. Sie hätte es können, wenn sie einen guten Job gehabt hätte. Aber sie arbeitete in McFry’s Frittenbude an der 45. Eine fiese Absteige, die bekannt dafür war, ihr Frittierfett nicht allzu oft zu wechseln und es auch sonst nicht mit der Hygiene hatten. Wo schmierige Typen auf einen mittelmäßigen Burger, zu Tode frittierte Pommes frites, einem geschmacklosen Milchshake und lauwarmen Kaffee vorbeikamen, sich auf die ramponierten Barhocker am Tresen setzten und ihnen der Arsch aus der Hose hing. Und wenn die Tür dieser Spelunke aufflog, stieß einem immer der Geruch aus altem Bratfett und Zigarettenrauch ins Gesicht. Der Betreiber, genannt Jon Hugh, war ein widerliches Arschloch, ein fetter Kerl, dessen von Burgern und Speck geschwängerter Ranzen über die zu eng zugezogene Hose baumelte wie ein zwanzig Kilo schwerer Sack Kartoffeln. Er zahlte nicht annähernd so viel, wie er eigentlich hätte sollen. Aber Judith und ihre Kolleginnen waren froh, überhaupt einen Job zu haben bei ihren Qualifikationen. Nachdem Paul, Alex und Hamiltons Vater, von ihnen gegangen war, hatte die Frau plötzlich für die Familie sorgen müssen. Sie hatte keinen Schulabschluss, hatte mit vierzehn die Schule geschmissen und sich durchs Leben geboxt. Dann war sie Paul begegnet und er hatte sie gezähmt. Hatte sie von ihrem Trip heruntergeholt. Er hatte sie auf Händen getragen und ihr versprochen, für immer und ewig für sie zu sorgen. Ein Versprechen bedeutet nichts, wenn sich der Allmächtige dazu entschließt, einen rechtschaffenen Bürger zu sich zu holen. Judith hätte wieder arbeiten gehen können, nachdem ihre beiden Jungs groß genug gewesen waren. Aber sie war faul, sie war faul und Pauls Einkommen war immer genug gewesen. Alex Bruder Hamilton war ganz nach seiner Mutter gekommen, während er in die Fußstapfen seines Vaters getreten war. Schlau, zielstrebig, mit Stolz hatte Judith den Werdegang ihres ältesten Sohnes verfolgt, wie er seinen Collegeabschluss mit Bestnoten gemacht und vor zwei Jahren die Zusage für die Aufnahme an der Uni bekommen hatte. Sie war besorgt gewesen, Alex hatte zwar ein Stipendium erhalten, aber es deckte nicht sämtliche Kosten. Ihr Sohn hatte sich durch Ferienjobs und andere Tätigkeiten in der Nachbarschaft ein kleines finanzielles Polster geschaffen. Tja, die Realität hatte ihn hart getroffen wie ein Schläger einen Baseball. Von Luxus konnte er nur träumen. Und Kunst? Warum musste es ausgerechnet Kunst sein, hatte Judy sich gedacht. Warum konnte er nicht ein Studium beginnen, von dem er später gut leben konnte, wie beispielsweise ein Medizinstudium? Sein Bruder hatte ihn damit aufgezogen, was für eine Schwuchtel er doch sei, etwas wie Kunst zu studieren.

      „Das ist was für Schwanzlutscher, hälst du dich für was Besseres?“

      Was Karriere und Zukunftspläne betraf, war Hamilton ebenso ein Versager wie seine Mutter, nur das diese wenigstens einen Job hatte, wenn auch gezwungenermaßen. Alex Bruder war von der Schule aufgrund schlechten Benehmens, den andauernden Verwarnungen und ständigen Raufereien mit seinen Mitschülern geflogen. Des Öfteren war er mit der Polizei in Berührung gekommen, hatte die eine oder andere Nacht in der Ausnüchterungszelle verbracht. Er war der Schandfleck und der Dorn in Pauls Auge, der es aufgegeben hatte, sich mit ihm abzumühen und sich stattdessen auf Alex konzentrierte. Er nahm ihn zu sich, wenn er in seiner kleinen Werkstatt hinter dem Haus werkelte, hämmerte und zimmerte. Es war sein Zufluchtsort vor der Realität, dort konnte Paul seiner künstlerischen Ader freien Lauf lassen. Alex hatte nie verstanden, was sein Dad an seiner Mom fand und sie geheiratet hatte, immerhin konnten sie nicht unterschiedlicher sein. Bis er herausfand, dass er der Grund gewesen war. Judith war ungeplant von Paul schwanger geworden und hatte ihm so gehörig die Suppe versalzen. Pauls Ehre bedeutete ihm allerdings zu viel, deshalb war er bei ihr geblieben und hatte sie geehelicht. Als Hamilton dann zur Welt kam wurde alles nur noch schlimmer, bis Paul vor Kummer erkrankte und starb. Nach dem Tod ihres Mannes musste Judith die Zügel in die Hand nehmen und ihr jüngstes Kind war ihr dabei keine Hilfe gewesen. Im Gegenteil, manchmal stahl er seiner Mutter das letzte bisschen Geld und versoff es. Wenn Arbeiten am Haus entstanden, sie mal wieder pleite war, fand Judith eine andere Lösung, ihre Schulden zu begleichen, indem sie ihre Beine breitmachte. Schon bald hieß es in Salem, im Hause Lane würde eine Hure hausen und sie würden ihr die rote Laterne vor die Tür hängen. Ein weiterer Grund für Alex, aus Salem abzuhauen. London war anders als seine Heimat. Die Stadt gefiel ihm richtig gut, nicht zuletzt, weil es dort so vieles an Kunst und Kultur zu entdecken gab. Auch wenn er in dieser mickrigen Pissbude hauste, immerhin hatte er es geschafft und er hatte ein Dach über dem Kopf. Es war hier so vieles besser, er würde fast sagen, er hatte sich in die Metropole verliebt. Und wenn seine Mutter zuweilen anrief oder er sie, was selten vorkam, dann spürte er kein Heimweh.

      Hi, wie geht es dir, Alex? Läuft alles gut?

      Ja, Mom, ich kann mich nicht beschweren. Wie geht es dir? (Kein Wort über Hamilton)

      Mir geht es auch gut.

      Lange Stille…

      Okay, wir hören voneinander.

      Das Geräusch eines Telefonhörers, der aufgelegt wird.

      Als Alex nach London gezogen war, hatte er die letzten Reste seines Vaters mitgenommen und Judith war in ihrem Trott geblieben. Morgens aufstehen, Kaffee kochen, kurz nachsehen, ob Hamilton noch lebte oder ob er mal wieder in einer Ausnüchterungszelle saß. Zur Arbeit fahren, den Leuten minderwertiges Essen servieren, am Abend heimkommen und nach Fritteuse stinken. Alex war sich sicher, inzwischen musste ihr Haus wie eine Müllhalde aussehen und sie und Hamilton waren die Waschbären, die darin hausten. Er begann mehr und mehr, seine Wurzeln zu vergessen. Jetzt saß er hier, auf seinem Klappbett, hatte die Beine zu einem Schneidersitz geformt und ein Buch auf seinem Schoß aufgefaltet. Seine Finger berührten den Anhänger, der an einer vergoldeten Kette um seinen Hals hing. Es war ein rechteckig geschliffenes Medaillon, mit einem Verschluss an der Seite. Bizarrerweise ließ er sich nicht mehr öffnen, das Schmuckstück war so gut verschlossen, als hätte es jemand von innen heraus zugeschweißt. Es war ein Erbstück seines Großvaters und seit vielen Jahrhunderten im Besitz der Familie Lane, war immer an den nächsten weitergegeben worden. Als ältestem Nachkommen hatte Adam Lane, Alex Großvater, den Anhänger zunächst Paul gegeben und der hatte ihn Alex vermacht, mit den Worten, das Schmuckstück würde ein großes Geheimnis enthalten. Als die Rechnungen sich wieder gestapelt hatten, spielte Judith mit dem Gedanken, das schmucke Teil zu versetzen, immerhin sah es wertvoll aus. Aber sie konnte es nicht und schämte sich zutiefst, überhaupt daran gedacht zu haben.

      Du blöde Kuh weißt doch, was er deinem Sohn bedeutet, was er deinem Mann bedeutet hat.

      Alex hatte sie weinend am Küchentisch gefunden und ihr von seinem Ersparten gegeben, damit sie zumindest die Rechnungen bezahlen konnte, bei denen sie bereits die zweite Mahnung erhalten hatte. Dafür hatte er von Hamilton aufs Maul bekommen.

      Du Arschloch lässt mich dastehen, als wäre ich der schlimme Bruder.

      Du Penner, das bist du ja auch, hatte Alex sich gedacht, es aber nicht laut ausgesprochen.

      Der junge Mann ließ von dem Medaillon ab. Er richtete seine graublauen Augen auf die nächste Seite in seinem Buch, welches ihm die großen Geheimnisse der Kunsthistorie offenbarte und ihn vergangenes Semester ein kleines Vermögen gekostet hatte. Eine Strähne seines weizenblonden Haares fiel ihm ins Gesicht und er streifte sie mit zwei Fingern beiseite. Ihm war langweilig, seine Augen wurden vom Lesen immer schwerer und er hatte erst die Hälfte durch. Was sollte er als Nächstes tun? Ihm war nicht danach, sich auf einem der zahlreichen Streamingdienste auf seinem Computer einen Film oder einen kostenlosen Porno anzusehen und dazu zu onanieren. Er blickte durch das Fenster, es war bereits Nacht. Diese scheiß Mauer, dachte er bei sich, stand vom Bett auf, schnappte sich seine Schlüssel aus dem Kästchen neben der Tür und ging hinaus. Auf dem Flur sah er Terry aus dem Gemeinschaftsbadezimmer kommen. Er hatte nur ein Handtuch um seinen Lendenbereich gewickelt, der Rest von ihm war nackt. Feine Wasserperlen glitzerten im Schein der Neonröhren auf Terrys stählernem Körper.

      „Hi Alter“, grüßte er Alex kurz, schloss die