Название | Gargoyles |
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Автор произведения | Maria Spotlight Bennet |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783985103010 |
„George, ich weiß, ich kann es nicht mehr gut machen, dass ich dich über mein wahres Wesen belogen habe“, sprach Abigail zum Himmel gewandt, „doch diese Quelle soll fortan als Heilungschance für deine Gargoyles dienen. Vom heutigen Tage an, soll sie als die Quelle von Samhain bekannt sein. Ihr Wasser kann den nahenden Tod vertreiben oder menschliches Leben schenken.“
Um neugierige Augen von der Quelle fernzuhalten, legte Abigail einen Schutzzauber um den Ort. Sie vollendete ihr Werk damit, dass sie die Quelle für eine sehr lange Zeit versiegelte. Die Gargoyles hatten sich auf und davon gemacht. Weder der Wind noch die Vögel sahen sie und Abby blieb über ihren Verbleib im Dunkeln. Im nächsten Jahr gebar sie ihren und Georges Sohn. Als alleinerziehende Witwe reiste sie mit Christopher in den Süden Englands, wo sie sich auf einer Farm niederließ und ihren Sohn standesgemäß großzog. Christopher ahnte, dass seine Mutter etwas Besonderes war, fand aber nie den Mut, sie nach ihrer wahren Herkunft zu fragen. Als er zum Mann herangereift und alt genug für eine eigene Familie war, erkrankte Abigail. Am Abend vor ihrem Tod setzte sie sich vor den Kamin und die Flammen übermittelten ihr eine Vision. Sie sah die Gargoyles und dass es zwischen ihnen zum Krieg kommen würde. Mit letzter Kraft schrieb sie eine Prophezeiung nieder.
sie machte eine kurze Pause, steckte die Feder zurück in das Tintenglas und starrte geradeaus. Wieder sah sie Bildfetzen vor ihrem geistigen Auge. Mehrere Figuren in der fernen Zukunft offenbarten sich ihr in dieser Vision. Ihre Hand verkrampfte sich um die Schreibfeder, so heftig, dass sie das Ende mit der Feder abbrach. Die Bilder vor ihrem geistigen Auge wurden schwächer, die Vision war abgeklungen. Die Hexe schürte nochmals ihre verbliebenen Kräfte, nahm die kaputte Schreibfeder und führte ihre Prophezeiung zu Ende. Dann legte sie sich in ihr Bett. Die Flammen hatten ihr nicht verraten, wo die Gargoyles sich befanden. Ohnehin war Abigail zu krank, um sich auf eine erneute Abenteuerreise zu begeben. Und die Zeit der Gargoyles war noch nicht gekommen. Ebenso hatte sie ein weiteres wichtiges Detail über die Zukunft erfahren, was ihre und Georges Blutlinie betraf. Es beruhigte ihr Gewissen. Am Abend des 23. Julis 1622 machte Abigail Lane noch zwei Atemzüge und starb in ihrem Bett. Christopher fand ein an ihn adressierten Brief eine Woche nach dem Tod seiner Mutter, der den Schlüssel zur Erlösung der Gargoyles enthielt.
Freya
Die Luft war stickig am Abend des 04. Augusts. Sie fühlte sich wie ein dicker Brei an, der so zäh in seiner Konsistenz war, dass man ihn nur mit sehr viel Flüssigkeit und durch Würgen die Kehle hinab bekam und dabei hoffte, nicht zu ersticken. Freya, Viktors und Lavendias Zweitgeborene, kümmerte das nicht. Wie immer zog sie über der St. Paul’s Cathedral ihre Kreise. Der Klan der Grimm hatte die Kirche zu einem ihrer sicheren Zufluchtsorte gemacht. Unter der Kathedrale hatten die Grimm sich einen Stützpunkt errichtet, einer von vielen. Die Grimm konnten zwar mehr Standorte verzeichnen als ihre Feinde, aber es fehlte ihnen an Besatzung. Vieler dieser Gargoyles waren im Kampf gegen die Pearce gefallen, denn sie hatten die besseren Krieger. Freya war weder eine Wächterin noch diente sie im Rat. Ihr Herz war frei, ebenso ihr Geist und sie kannte keine Furcht. Freya wusste um die Risiken ihrer nächtlichen Streifzüge und dass sie jederzeit einem Feind in die Arme laufen konnte. Doch aus einem unbestimmten Grund schien sie für die Wächter der Pearce unsichtbar zu sein. Sie hatte es in der Vergangenheit immer wieder geschafft, von Punkt zu Punkt zu fliegen, ohne dabei von Beobachtern gesehen zu werden oder gar in eine Falle zu tappen. Entweder war es stets nur unverschämtes Glück gewesen oder sie hatte tatsächlich einen qualifizierten Schutzengel an ihrer Seite. Heute Nacht schwebte die dunkelhaarige Schönheit über einem ihrer liebsten Orte. Sie mochte die St. Paul’s Cathedral mehr als Westminster Abbey. Wenn es nach ihr ginge, würde sie fortan lieber dort hausen. Einesteils, weil ihr die Machart des Gebäudes mehr zusagte, anderseits wäre sie dann endlich frei von dem nervigen Schutz ihres Vaters. Viktor sah es nicht gerne, wenn Freya sich herausschlich und auf eigene Faust die Stadt erkundete. Er fand ihr Verhalten grob fahrlässig und hatte sie schon Dutzende Male für ihre Vergehen bestraft. Aber keine Strafe dieser Welt konnte Freya von ihrem Drang nach Freiheit abhalten. Dass andere sich unnötig für sie in Gefahr brachten, war ihr nie in den Sinn gekommen. Als jüngstes von drei Kindern und somit dem untersten Rang entsprechend, musste Ash regelmäßig ausfliegen, um seine Schwester zurück an die Leine zu nehmen wie ein entflohener Hund. Das letzte Mal war er einem gegnerischen Wächter begegnet und es war zum Kampf gekommen. Ash hatte zwar gesiegt, aber der andere muss wohl erst mit seinem Training begonnen haben und war seinem Kontrahenten nicht gewachsen gewesen. Ash hatte bedauert, den Jungen getötet zu haben und seine Leiche zwischen den Mülltonnen in einer engen Seitengasse liegen gelassen zu haben. Er hatte Freya, die er bei der All Hollows by the Tower Kirche gefunden hatte, angebrüllt, ihr seine blutigen Hände gezeigt und sie gefragt, ob es das wert sei? Dass man sich ihretwegen in Gefahr begeben musste, nur weil ihr der Arsch nach Abenteuer in Londons Straßen juckte? Sie hatte verstohlen gelächelt, war zwei Wochen unterhalb Westminster Abbey geblieben, ehe sie erneut das Weite gesucht hatte.
Jetzt tanzte sie einen letzten Reigen über den Dächern der St. Paul’s Cathedral, während über ihr die blassblauen Sterne zu ihr hinabblickten wie Glitzersteine an einem Samtvorhang. Anmutig drehte sie sich hoch oben in der Luft wie eine graziöse Tänzerin in einer Ballettaufführung. Ihre schwarzen Locken folgten den sanften Bewegungen ihrer Kreise. Sie trug ihr perlweißes Spitzenkleid, das an den Hüften glockenförmig auseinanderging und kurz unterhalb ihrer Knie aufhörte. Freya genoss die kühle Nachtluft auf ihrer Porzellanhaut. Sie fror nicht, allgemein tat ihre Spezies das nicht. Viktors Tochter liebte es, wie ihre Flügel die Luft beiseite drängten, sie sich fallen lassen konnte und im letzten Moment ihren Rettungsschirm aufspannte, der sie wie eine Feder im Wind gleiten ließ. Freyas Flügel waren ebenso missgestaltet wie die der anderen Gargoyles. Ledern, an den Ecken zerfressen, als hätte ein Nagetier daran gekaut und zwischen drin spannte sich ein scharlachrotes Netzwerk aus kleinen Äderchen auf. Es ruinierte jedes Mal das Gesamtbild. Und wäre sie nicht mit makelloser Schönheit gesegnet gewesen, hätte man sie in der Tat für einen von Gott gesandten Engel gehalten. Anders als Ash empfand Freya beim Anblick ihrer dämonengleichen Flügel keine Abstoßung. Sie war, wie sie war, daran konnte sie nichts ändern. Auch eine lächerliche Prophezeiung konnte daran nichts ändern. Und Freya hatte keine Zeit, einer sinnlosen Legende hinterherzujagen oder sich über ihren größten Makel zu sorgen. Sie ignorierte die Zeichnung durch des Teufels Hand, die auf ihrem Rücken mit ihr verbunden war wie siamesische Zwillinge. Stattdessen suchte sie die Freiheit, die ihr Vater ihr verwehren wollte. Regelmäßig widersetzte sie sich Viktor. Bei der St. Paul’s Cathedral war sie ebenso sicher wie bei Westminster Abbey. Viktor zog es allerdings vor, sie in seiner Nähe zu wissen. Freya erkannte es nicht als väterliche Fürsorge an, sondern als eine Art Kontrollzwang. Nicht sie war schuld an der Misere, aber Viktor und er wiederum ließ Ash dafür bezahlen. Etwas an Westminster störte sie. Sie wusste nicht, ob es der Geruch war, die Menschen, die dort vorbeikamen und die sie manchmal schon beobachtet hatte. Oder die vielen Gräber von berühmten Persönlichkeiten wie Heinrich dem Dritten, Charles Dickens, Georg Friedrich Händel und nicht zu vergessen dem Denkmal für William Shakespeare. Bei dem Anblick der Begräbnisstätten und selbst dem Gedanken daran bekam sie das Fürchten. Also war einer ihrer liebsten Zufluchtsorte seit jeher derselbe. Freya zog ihre Flügel ein und ließ sich wie ein Adler im Sturzflug nach unten fallen. Wie ein Segelschirm öffneten sich ihre ledernen Flügel, die wie die eines Drachen aussahen, rot und schwarz gefärbt waren und fingen sie in letzter Sekunde auf. Sie landete auf dem kuppelförmigen Dach der Kathedrale, faltete ihren Rettungsschirm ein und stieg die Treppen hinab in die Kirche.
Alex
Alex Lane saß in seiner viel zu kleinen Studentenwohnung. Hier hatte er nicht einmal genügend Platz für einen Fernseher, geschweige denn für ein Bücherregal. Das Zimmer bestand nur aus einem Bett, einem Schreibtisch mit einem Stuhl und einem Fenster, das auf eine Hausmauer zeigte. Als er vor zwei Jahren von Salem nach London gezogen war, um