Название | Das Herz des Zauberers |
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Автор произведения | Betty Kay |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960895077 |
»Wir werden beratschlagen, ob wir das für eine gute Idee halten«, sagt Sikiwer. In seinen Augen ist deutlich zu lesen, dass er meinem Plan ablehnend gegenübersteht. Er traut mir noch immer nicht viel zu.
Oder beeinflusst meine eigene Unsicherheit meine Wahrnehmung?
Ich nicke ihnen zu und transportiere mich dann zu dem Lager unserer Feinde, das sich am weitesten entfernt von unserer Basis befindet. Obwohl ich mich mit einem Spruch unsichtbar gemacht habe, ducke ich mich hinter einen Busch. Jetzt wird sich zeigen, ob ich ohne Umocks Anwesenheit auf die gleiche Macht zurückgreifen kann.
Unsere Gegner hocken immer noch um die Feuer des Lagers herum. Inzwischen haben sie einige Bäume gefällt, um sie als Sitzmöglichkeit zu nutzen. Dennoch scheint es nicht, als hätten sie seit meinem letzten Besuch irgendetwas unternommen, um einen baldigen Aufbruch vorzubereiten. Ich wünschte, ich könnte herausfinden, was sie tatsächlich planen. Doch die fremden Soldaten sind nicht so nett, sich laut darüber zu unterhalten.
Tatsächlich fällt mir wieder auf, dass sie nicht mit Worten kommunizieren. Ich kann keine Laute hören, die ich aus unserer Sprache höre. Da wird nur gegrunzt und geschnaubt, schmutzig gelacht und gegrölt. Einzelne Worte meine ich allerdings nichts zu erkennen.
Wo diese Männer wohl herkommen? Das überlege ich, seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Nein, eigentlich habe ich mir darüber bereits Gedanken gemacht, nachdem mein Großvater mir die Bilder seiner Vision geschickt hat. Schon damals hat mich interessiert, aus welchem Land diese unmenschlich wirkenden Gestalten stammen. Oremazz war der Meinung, das würde keine Rolle spielen, aber ich hätte diese Information gerne, um sie näher zu verstehen. In dem, was wir von unserer Welt wissen, kommen keine Erzählungen über ein fremdes Land außerhalb unseres Kontinentes vor. Wir sind kein Seefahrervolk, keine Eroberer, keine Entdecker. Das könnte uns jetzt zum Verhängnis werden.
Geduckt bewege ich mich um das Lager herum auf der Suche nach dem Soldaten unserer Armee, den Umock hier abgesetzt hat. Ich muss beinahe das gesamte Lager umrunden, bevor ich ihn hinter einem Busch entdecke. Obwohl ich nicht sonderlich gut im Anschleichen bin und immer wieder ein Ast unter meinen Füßen knackt, bemerkt der Soldat mich nicht. Ob ich ihn dafür tadeln sollte? Ich bin nur froh, überhaupt in der Lage zu sein, ihn zu sehen.
Im vollen Bewusstsein, ihn zu erschrecken, lege ich ihm eine Hand auf die Schulter und gebe mich sofort zu erkennen.
Der Arme zuckt dennoch zusammen, als würde er befürchten, von einem unserer Gegner erwischt worden zu sein. Da ich mich direkt hinter ihm befinde, kann ich hören, wie er nach Luft schnappt. Zum Glück ist er allerdings klug genug, nicht laut aufzuschreien.
»Tut mir leid, Euch in Aufruhr versetzt zu haben«, murmle ich. »Könnt Ihr mich sehen?«
»Ja, das kann ich.« Der Soldat nickt bekräftigend.
»Alles in Ordnung hier?«
»Keine auffälligen Bewegungen. Diese Männer sind mir unheimlich. Sie machen aber keine Anstalten, sich auf eine Schlacht vorzubereiten. In regelmäßigen Abständen treten sie gegeneinander in Zweikämpfen an, um ihre Fähigkeiten zu trainieren. Ansonsten könnten sie genauso gut planen, sich hier häuslich niederzulassen.«
Kein Gedanke, der mir gefällt. Auch wenn ich aus dem Verhalten der Truppen nicht schlau werde, erhalte ich damit die Sicherheit, dass es sich um keinen Trick handelt, um uns in eine Falle zu locken. Sie können nicht wissen, von uns beobachtet zu werden. Was sie tun, mag einen Grund haben, der sich mir nicht erschließt. Sollten sie allerdings versuchen, uns auf eine falsche Fährte zu locken, würden sie das wohl gänzlich anders anstellen.
»Ich werde Euch noch eine Zeit lang hier benötigen«, erkläre ich dem Kundschafter. »Damit Ihr mich über Änderungen informieren könnt, falls sich an der Situation hier etwas ändert, werde ich einen Zauber versuchen.«
»Ihr habt ihn noch niemals angewendet?« Er klingt besorgt.
»Kein Grund, beunruhigt zu sein. Es wird Euch nichts passieren.«
Offensichtlich ist der Mann nicht davon überzeugt. Er setzt sich allerdings auch nicht gegen mich zur Wehr. Was hat er schon für eine Wahl? Auch wenn er sich für diese Aufgabe nicht freiwillig gemeldet hat, ist er bereit, alles zu tun, um unserem Volk zu helfen.
Im Zauberbuch meines Großvaters habe ich keinen entsprechenden Spruch entdeckt. Ein Zauber, den ich darin gelesen habe, dient zur Kommunikation eines Zaubermeisters mit einem Nichtmagier. Eigentlich bin ich über den Status des Zauberlehrlings noch nicht hinausgewachsen. Ob das zu einem Problem werden wird, können wir womöglich gleich feststellen.
Ich bemühe mich um einen aufmunternden Gesichtsausdruck und murmle die Worte, die ich zum Glück aus meiner Erinnerung abrufen kann. Danach warte ich angespannt, was weiter passiert. Im ersten Moment scheint ihm nichts zu fehlen. Ob der Zauber funktioniert hat, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
Mit gerunzelter Stirn beobachtet der Mann jede Regung in meiner Miene. Vermutlich bin ich ähnlich nervös wie er. »Wir starten einen Test«, bestimme ich. »Wenn ich verschwunden bin, zählt bis zehn. Dann versucht, mir eine Nachricht zu übermitteln. Konzentriert Euch ganz auf mich. Verdrängt alle anderen Gedanken. So sollte es möglich sein, mich zu erreichen, ohne gleichzeitig jede Eurer Überlegungen an mich zu schicken.«
»Ganz wie Ihr wünscht.«
Nach einem Nicken in seine Richtung transportiere ich mich ein paar Fuß weiter weg. Immer noch befindet er sich in Sichtweise, doch ich bin für ihn nicht sichtbar hinter einem Busch versteckt. Wie von mir gefordert, dauert es zehn Sekunden, bis die Worte des Soldaten in meinem Ohr erklingen.
»Könnt Ihr mich hören?«, fragt er mit angespannter Stimme.
»Ja, die Verbindung funktioniert ohne Schwierigkeiten«, antworte ich. »Haltet die Stellung, und sagt mir Bescheid, sobald es Neuigkeiten gibt.«
Ich warte die Bestätigung des Soldaten ab, bevor ich zum nächsten Lager unserer Gegner springe. Dort informiere ich den nächsten Soldaten, der sich verborgen hält und unsere Feinde beobachtet. Auch zu ihm stelle ich eine Verbindung her. Langsam arbeite ich mich durch alle Lager, bis mir nur noch eines übrig bleibt.
Die Truppe, in deren Besitz sich das seltsame Gerät befindet, habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Meine Beunruhigung hat jetzt eine neue Ebene erreicht. Ich sehe die Umgebung jetzt mit ganz anderen Augen.
Hier soll der Überfall auf unsere Gegner stattfinden. An diesem Ort wird sich entscheiden, ob wir unsere Übermacht und das Überraschungsmoment nutzen können, um unsere Feinde auszuschalten. Wenn es mir gelingt, die Maschine zu zerstören, wird das möglicherweise unserer Sache von Nutzen sein. Doch wenn ich mich irre, wenn ich dadurch alles nur noch schlimmer mache, weil die Magie sich ungestört ausbreiten kann, und von den Füßen fegen kann …
Eigentlich kann es nicht schlimmer werden, als es jetzt ist. Wir müssen unseren Vorteil nutzen, solange er noch besteht. Besonders, da nach Umocks Verschwinden die Gefahr besteht, dass unsere Feinde uns nun doch ausfindig machen können. Deshalb kehre ich in unsere Basis zurück, um mich bei Manekas’ Ratgebern über den Verlauf der Vorbereitungen zu erkundigen. Im Gegenzug berichte ich von der erfolgreichen Visite bei unseren Feinden.
»Wir brauchen noch etwas Zeit«, stellt Sikiwer fest. »Könnt Ihr unsere Verbündeten über unseren Plan informieren?«
Ein Danke für meine Mühe wäre nett. Nachdem ich seit Stunden meine Magie einsetze, breitet sich langsam Müdigkeit in mir aus. In der letzten Nacht habe ich dank Umock zwar meine Überwachungstätigkeit ruhen lassen können. Zum Schlafen bin ich durch seinen unerwarteten Besuch allerdings auch nicht gekommen. Wenn man bedenkt, wie erschöpft ich bereits gestern gewesen bin …
Ich nicke und transportiere mich zuerst in meine Hütte. Dort beuge ich den Oberkörper vor und stütze mich auf meine Oberschenkel. Alles in mir drängt mich, Umock zu rufen. Möglicherweise erscheint er, wenn ich ihn darum bitte. Mein Stolz verbietet mir dies allerdings. Solange ich das Gefühl habe, die Situation würde mir nicht gänzlich entgleiten, werde ich mich vor