Erich Glaubmirnix. Gregor Kastner

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Название Erich Glaubmirnix
Автор произведения Gregor Kastner
Жанр Исторические приключения
Серия
Издательство Исторические приключения
Год выпуска 0
isbn 9783961455492



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gekleidet, willensstark und zickig. Also von der „alten Schule“. Eigentlich sieht die schon aus wie ein abgemagertes Gerippe. Aber das sage ich meiner Frau lieber nicht.

      Ich konnte damals die Zeit kaum abwarten, denn ich war gespannt, wer denn alles kommen würde. Da mein Schwager Josef kommen sollte, der heißt übrigens genau so wie du, musste ich mir unbedingt seine Gertrud anschauen. Denn die ist immer und grundsätzlich unpassend gekleidet. Und sie kamen und Gertrud war unpassend gekleidet. Neulich war sie mit ihren 160 Kilo auch bei Willi zum Geburtstag. Das ist mein anderer Schwager. Und sie hatte an dem Abend einen Minirock an und der Rücken war frei. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das aussieht, wenn die Schwerkraft siegt. Egal, Josef sagt nichts mehr dazu, der hat’s schon lange aufgegeben und sich damit abgefunden. Und wenn ich das Thema anspreche, folgt der Kommentar meiner Frau: „Du sollst nicht immer über Gertrud lästern!“ Dabei lästere ich doch gar nicht.

      Da auch mein Schwager Manni unter den Gästen war, gab es natürlich wieder etwas zu lachen. Ja, mit dem trinke ich gern mal ein schönes Bierchen und er hat dabei immer mal einen lustigen Streich auf Lager. Seine Frau guckt jedes Mal böse, wenn der nach dem vierten Bier anfängt ulkig zu werden und seine Späßchen mit den Leuten macht. Da er es manchmal übertreibt, hat sie jedes Mal Angst, dass der sich vor der gesamten Verwandtschaft blamiert und sie sich dann später wieder dafür entschuldigen muss.

      Die „Gräfin“ hatte es auch mal erwischt und sie guckt jetzt noch böse, weil Manni ihr mal einen Schnaps in den Kaffee kippte. Du hättest das sehen müssen, die „Gräfin“ wäre beinahe gestorben. Die nahm wie immer die Tasse Kaffee, hob sie ganz langsam mit Daumen und Zeigefinger an, führte sie behutsam zum Mund, hob dabei die Nasenspitze, schloss die Augen und schlürfte ganz bedächtig, verschluckte sich, ließ die Tasse fallen und rang nach Luft. Die weiße Bluse wurde braun und das braune Gesicht wurde weiß. Wir konnten uns vor Lachen nicht halten. Ich sagte nur: „Manni, Manni!“

      Die Zeit des Kaffeetrinkens will ich mal überspringen und erzähle weiter von der Zeit, als das Bierchen mit dem „Osterwasser“ schon lustig schmeckte und die Gäste schon gut drauf waren, selbst bei der „Alten Gräfin“ huschte immer mal ein kurzes Lächeln über die Lippen.

      Nun ja, wie das so ist, braucht der Mensch auch mal frische Luft und ich brauchte sie auch. Vor der Gaststätte trafen sich wie immer die Raucher in ihrer geselligen Runde und eine Wolke schwebte über ihnen. War mir egal, ob sie rauchen oder nicht, ich gesellte mich dazu und erzählte meine Witze:

      „Also, ein junger Mann angelte sich eine hübsche Frau und wollte sich mit ihr einen gemütlichen Abend machen. Die Frau, die auch Lust auf ein Abenteuer hatte, weil ihr Mann seit Tagen unterwegs war, nahm ihn mit zu sich nach Hause. Wie es der Teufel will, liegen die beiden im Bett und der Ehemann kommt Heim. Um nicht erwischt zu werden, gab es für den Ehebrecher nur eine Möglichkeit, nämlich die Flucht aus dem Fenster. Splitternackt, wie der Mann nun war, wollte er sich nach Hause schleichen. Aber er wurde, ohne es zu wissen, beobachtet, denn auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand eine Nonne. Sie war zu neugierig, um wegzuschauen oder wegzugehen. Dann erblickte auch der junge Mann die Nonne und erschrak ein zweites Mal. Was tun? Wo soll ich hin? Vor ihm stand eine Nonne und hinter ihm war der wütende Ehemann. Um fliehen zu können, musste der junge Mann genau in die Richtung, wo sich die Nonne aufhielt. Es half alles nichts, er nahm allen Mut zusammen und marschierte los. Die Nonne sah den Mann kommen, fiel um und war tot!“

      Alle Blicke waren auf mich gerichtet und warteten auf die Pointe. Manni kam vorbei und hatte ein Tablett mit Osterwasser dabei. „Prost“, wurde gerufen und alle langten zu und Manni wieder: „Auf einem Bein kann man nicht stehen! Prost!“

      „Wo der Recht hat, hat der Recht!“, und ich langte noch mal zu.

      „Prost, Prost und rein in den dummen Kopf!“

      Jetzt schauten alle wieder zu mir!

      „Das ist ganz einfach!“

      „Die Nonne ist ertrunken!“

      Und jetzt glotzten alle ein bissel blöde zu mir rüber und ich erzählte weiter:

      „Der Nonne ist bei dem Anblick des nackten Mannes das Wasser im Mund zusammengelaufen!“

      Alle haben damals gelacht und Erich schaute zu Leo und siehe da, Leo lachte auch.

      Erich erzählte weiter:

      Plötzlich und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit kamen eine Katze und ein Hund an mir vorbei gerannt. Die Katze vorweg und der Hund hinterher. So schnell konnte ich gar nicht reagieren. Ich schaute hinterher und stellte fest, dass ich mich geirrt hatte. Unglaublich, denn es war keine Katze, es war ein Hase, nein, der Osterhase. Der hatte einen geflochtenen Korb auf dem Rücken und der war mit bunten Eiern gefüllt. „Das glaub ich jetzt nicht! Hier will mich wohl einer veräppeln! Das ist bestimmt wieder so ein Streich von Manni? Denn es gibt, wie jeder weiß, keine Osterhasen!“

      Egal, der Hase war da und daran gab es nichts zu rütteln. Ich konnte ihn ganz deutlich sehen. Er blieb in einiger Entfernung stehen und schaute zu mir rüber. Er hatte Angst. Es sah auch so aus, als wollte der Hase zu mir sagen: „Rette mich vor dem Hund!“ Er winkte mit dem linken Ohr und ich ging hin. Ich war noch nicht richtig bei ihm, als er sich aufrichtete und in Richtung Wald hoppelte.

       Ich hinterher.

      Am Waldrand drehte er sich noch mal um, sah mich kommen und hoppelte weiter bis in den Wald hinein. Ich rief: „Hab doch keine Angst! Nun bleib doch endlich stehen! Ich will doch nur helfen!“

      Im Wald ging es weiter. Hier sah ich einen Jäger, der den Hasen fangen wollte. Das konnte ich doch nicht zulassen! „He, hau ab! Verschwinde aus meinem Dunstkreis und lass den Hasen in Ruhe!“ Keine Reaktion. Ich sprang den Jäger an und schubste ihn beiseite. Der Hase war mir dankbar und hoppelte weiter.

       Ich hinterher.

      Nach einiger Zeit hatte ich echte Mühe dem Hasen zu folgen und rang vor Erschöpfung nach Luft. Es kam noch schlimmer, denn das Unterholz wurde immer dichter. Ich musste immer häufiger die Äste beiseite schieben. Manchmal kam es mir so vor, als würden sich die Bäume über mich unterhalten, was natürlich Quatsch ist.

      Und plötzlich stand eine alte knorrige Eiche im Wege. Der Hase hatte es gut, der hüpfte flink vorbei und mich wollte der Baum nicht vorbeilassen. Seine Äste schnappten nach mir. Ein ungleicher Kampf entbrannte. Nach dem mich der Baum mehrmals angegriffen hatte, versuchte ich seine Äste abzubrechen. Bei meiner Aktion schnippte ein Ast zurück und traf mich so unglücklich, dass ich in die Knie ging. Das war natürlich auch meine Chance. Ich machte mich auf allen Vieren am Baum vorbei und stand vor dem Eingang einer Höhle. Der Hase sprang hinein. Ich drehte mich noch mal um, nur um zu sehen, ob mir auch keiner der Gäste gefolgt war. Da ich keinen sah, bückte ich mich wieder und kroch in die Höhle. Die Kneipe mit der Geburtstagsfeier war für mich jetzt weit weg.

      Hier sah es ulkig aus, links und rechts lauter Baumstämme. Das war wohl die ungewöhnlichste Höhle, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Bei genauerem Hinsehen bemerke ich auch, dass sich die Bäume ehrfürchtig von mir weg bewegten. Die wollten bestimmt Platz machen, damit ich besser durchkriechen kann.

      Das Erstaunlichste in der Höhle war, dass ich verschiedene Düfte wahrnahm. Es duftete ganz toll, unbeschreiblich toll. Am Schönsten waren die Düfte bei den Bäumen mit rosa Rinde. Da ich bis jetzt noch keine Bäume mit rosa Rinde gesehen hatte, wollte ich der Sache auf den Grund gehen, denn ich bin ja bei der Bundespolizei und das Ermitteln liegt mir im Blut! Ich nahm die Witterung auf und kroch auf zwei dieser Bäume zu. Als ich näher kam, rückten die Bäume zusammen und versperrten mir den Weg. Ich kroch zu den nächsten Bäumen. Hier duftete es ebenso herrlich. Aber wie sollte es wohl sein bei meinem „Glück“, auch diese Bäume rückten zusammen! Ich wollte mir das nicht gefallen lassen und versuchte die Bäume auseinanderzudrücken, als plötzlich hinter mir ein mächtiger Bär auftauchte. Der Bär packte mein Bein und wollte mich aus der Höhle zerren! Da half nur eine Drehung auf den Rücken. Dann nahm ich mein anderes Bein zu Hilfe und trat zu. Der Bär fiel um. „Das ging aber leicht. Wusste gar nicht, dass Bären so schnell umfallen! Schade,