The Rolling Stones. Stanley Booth

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Название The Rolling Stones
Автор произведения Stanley Booth
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783854456353



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und die der Stones zur Zusammenarbeit … wir werden uns um die Zustimmung der Stones bemühen und sie auch erhalten … durch Ihr Büro vor einer Übereinkunft mit dem Verlagshaus … die Rolling Sto­nes werden am Erlös beteiligt …“

      „Oder sind es dreizehn?“ fragte Sandison.

      „… sind wir weiterhin einverstanden, dass der fertige Text mit den Sto­nes und ihrem Management abgeklärt wird …“

      „Egal, morgen wird sich alles wahrscheinlich wieder ändern“, sagte Sandison, der von der Bar zurückkam, als ich den Brief in meinem Hemd verschwinden ließ.

      „Mich würde gar nichts überraschen“, meinte ich und ging in die Halle hinaus, wo ich Schneider traf.

      „Ich hab’ dich gesucht“, sagte er. „Wir müssen über deinen Deal reden. Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass die Jungs die Hälfte kriegen sollten.“

      „Sprich mit meinem Agenten“, sagte ich, und meinem Agenten woll­te ich untersagen, weiter mit ihm zu verhandeln. „Ich versteh’ nichts von dem Kram.“

      Am frühen Nachmittag war ich die breiten, baumgesäumten Straßen entlang nach Memphis, Tennessee, hinausgefahren, wo ich lebte. Die Land­straße außerhalb der Stadt war von Eichen überwölbt und auf dem Weg zum Flughafen kam ich durch den alten und von Highways umgebenen Stadtkern. Weiter draußen erstreckte sich neben der Straße ein breiter Streifen Land, der vor zehn Jahren, als ich zum ersten Mal nach Memphis ge­kommen war, aus drei oder vier Farmen bestanden hatte – mit einem Maultier auf dem Feld, mit einer ungestrichenen oder einer mit ziegelge­musterter Teerpappe tapezierten Hütte und mit alten Fords, die in Vor­gärten vergammelten. Alte schwarze Männer in Overalls hatten auf der Veranda eine Pfeife geraucht; alles war von Armut und Geißblatt über­wuchert gewesen und all das war jetzt längst vergangen. Als ich vorbei­fuhr, gab es dort nichts als eine ausgedehnte Schlammfläche mit kleinen Wasserlachen und einer im zeitlosen Schlick wie ein Fossil versunkenen Fernsehbildröhre. Ich musste an dem schlammfarbenen Bürogebäude vor­bei, wo Christopher während der letzten vier Jahre Reservierungen für Omega Airlines entgegengenommen hatte. Sie kann, wenn ihr danach ist, eine Persönlichkeit nach der anderen annehmen, und sie hat – es sei mir erlaubt, dieses blauäugige, wasserfarbene Einhorn vorzustellen – unserer Katze Hodge das Alphabet beigebracht. Sie war von liebenswürdigem Charakter und ihre Manieren waren um nichts weniger nett. Wenn ihr nach Fluchen zumute war, pflegte sie „Ratten und Mäuse“ zu sagen. Die Ar­beit bei Omega nahm sie jedoch ziemlich her und das beeinträchtigte unser Zusammenleben. Die letzten drei Jahre, seit Christopher und ich in den Stand der Ehe getreten waren, hatte ich Flüge zum Familientarif unter­nommen, um die Stories zu recherchieren, die ich derart langsam schrieb, dass niemand sich vorstellen konnte, wie dringend ich das Geld brauchte.

      Später saßen die Stones und ihr Anhang, alles in allem waren wir zwan­zig Leute, faul um einen in den Boden versenkten, weiß gedeckten Tisch im Yamato-E, einem japanischen Restaurant im Century Plaza Hotel, und warteten auf das Dinner. Es dauerte lange und irgend jemand – Phil Kaufman – ließ eine Handvoll Joints herumgehen. Kaufman, ein zwergenhaf­ter Germanentyp aus Los Angeles mit einem gelben Schnurrbart, hing mit Gram herum. Man hatte ihn engagiert, um mitzuhelfen, die Stones zu be­treuen, während sie in der Stadt waren. Er war wegen einer Drogenan­klage im Terminal Island Correctional Institute in San Pedro, Kalifornien, mit einem Kerl namens Charlie Manson eingesessen. Wir anderen hatten noch nichts von Manson gehört, was sich indes schon bald ändern sollte. Hingegen würde es noch einige Jahre – genau gesagt vier – dauern, bevor Kaufman in die Nachrichten kam, weil er Grams Leiche von einer Gepäckrampe des Flughafens in L. A. gestohlen und in der Mojave-Wüste verbrannte hatte. Während eines Gesprächs zwischen Gram und Phil war, einige Monate vor jener Nacht im September 1973, in der Gram eine Über­dosis Morphium und Alkohol erwischte, die Rede auf Bestattungsvor­kehrungen gekommen. Als ich einen Joint anzünden wollte, bemerkte ich, dass die anderen die ihren wegsteckten. Chip Monck, der während der letz­ten Tage herumgeflogen war, um die Licht- und Soundverhältnisse der Konzert-Locations zu überprüfen und der mir jetzt gegenüber schlafend und mit zur Seite geneigtem Kopf am Tisch saß, erwachte. Er sah mich einen Joint und ein brennendes Streichholz halten und erklärte, dass es auf dieser Tour kein Dope geben und man im Falle einer Verhaftung auf sich alleine gestellt sein würde. Dann schlief er wieder ein. Ich fand sein Ge­rede zwar blödsinnig, steckte den Joint aber in meine Tasche.

      Als Keith von der Toilette zurückkam, gingen ein Mann und eine Frau hinter ihm vorbei und die Frau sagte, als sie seine struppige schwarze Mähne sah, mit einer lauten, betrunkenen Stimme: „Du wärst süß mit getönten Haaren.“

      Keith drehte sich lächelnd um und zeigte seine Hauer. „Du wärst süß mit getönter Möse“, sagte er.

      Einige Mitglieder des Grüppchens sangen, angeführt von Jo Bergman, „Happy Birthday“. Ronnie Schneider war heute sechsundzwanzig. Ich war siebenundzwanzig. Ich sang nicht. Die Stones auch nicht.

      Nach dem Essen fuhren wir mit einer Flotte von Cadillacs zu einem kleinen Club namens Ash Grove, in dem der alte Blues-Sänger Big Boy Crudup gemeinsam mit dem jungen Blues-Sänger Taj Mahal das Pro­gramm bestritt. Da das Lokal total überfüllt war, standen wir im Durch­gang herum, um besser zu sehen, als ein großer, rothaariger und som­mersprossiger Cowboyjunge an uns herantrat, sich als Tajs Roadmanager vorstellte und seiner Freude darüber Ausdruck verlieh, dass die Stones in L. A. waren. Er erinnerte sich daran, wie freundlich sie gewesen waren, als Taj sich in London aufgehalten hatte. Hinter der Bühne bekamen wir Gras, Koks, Scotch, Wein, alles was wir wollten.

      Dann bezogen wir wieder im Durchgang Stellung. Crudup sang mit der Band von Taj Mahal, in der zwei Weiße, ein Schwarzer und ein Indianer zusammen spielten, „That’s All Right, Mama“, und ich spürte ge­rade jede einzelne Schwingung der Musik mit sämtlichen spinnenartigen Verästelungen meines Nervensystems, als der Roadmanager zu mir sagte: „Weißt du, es ist schwer, für Nigger zu arbeiten.“

      Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Mit einer Kopfbe­wegung deutete er auf den Rest der Band: „Und dieser Bassist, der Gi­tarrist und der Schlagzeuger – die sehen vielleicht wie, ähm, Kaukasier aus, aber in ihren Herzen sind sie auch Nigger.“

      Ich wusste auch darauf nichts zu sagen. Dann beendete er seinen Ge­dankengang: „Aber weißt du, mit Niggern kannst du mehr Spaß haben als mit irgend jemand anderem auf der Welt.“

      2

      Musik is’ Musik. Wenn wir aber drüber reden, eine Show in New York abzuziehen, dann werd’ ich mich aufführ’n wie ’n Affe, denn ich geh’ da nicht hin. Es gibt jetzt so viele Schießereien und Morde und so Sachen. Und dann ist dort alles überfüllt, all die Leute, und man weiß einfach nicht, was als nächstes passieren wird. Stimmt’s oder hab’ ich recht? Du weißt nie, mit was für Typen du es zu tun hast, Junge. Und dann, Mann – überall Heckenschützen. Ich will mich ja nicht davor verstecken. Aber ich kann mich gut erinnern, dass drei oder vier Jungs umgebracht wurden, nur weil sie ihre Musik spielten. Ich und du, wir sind Partner – ich hab’ dich dabei – wir spiel’n zusammen – du weißt, was ich meine. Und, na ja, wir haben sie eh überlebt. Deswegen will ich jetzt keine Namen nen­nen; sie sind ja tot – einer vergiftet, der andere auch umgebracht. Die haben’s gemacht, weil er besser als sie spielen konnte. Ich sag’ dir jetzt, was ich weiß. Ich würd’ keinen umbringen, nur weil er bei irgend etwas besser ist. Jawoll. Und hab’ ich nicht recht? Aber ir­gendwer wird mich umbringen, weil ich und du ein wenig besser klarkommen als sie. Sie machen uns die ganze Zeit blöd an. Wir sie nicht. Wir geh’n; wir sagen, dass wir geh’n, also geh’n wir. Wir spielen dort drüben, und die geh’n auf uns los und geben’s uns. Sie geben’s dir, Junge. Und noch was: Wenn du dich schon in solchen Lokalen aufhältst, dann trink nicht viel. Trink vor allem nicht viel Whiskey. Spiel’ einfach weiter. Die machen dich dumm an, bevor du weißt, wie dir geschieht. Und sie haben jetzt eine Bande bei­sammen. Versuch’s nur – du wirst schon sehen, sie geben’s dir, Junge. Nimm mal zum Beispiel Buck Hobbs: Der hatte ein paar so­genannte Freunde, nein, ich werde keine Namen nennen, und er konnte spielen, wie sie es einfach nicht konnten. Der gleiche Song, den ich spiele,