Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

Читать онлайн.
Название Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740971656



Скачать книгу

ihre Richtung, und auch der Florian wandte sich nicht um, um nach ihr Ausschau zu halten.

      Achtsam beobachtete Alexandra den Florian und die Monika Thiemann weiter. Wie es aussah, schienen sie sich recht gut zu unterhalten. Alex versuchte auch, etwas von dem Gespräch mitzubekommen, doch die Distanz war zu groß. Sie konnte kein Wort verstehen. Ab und zu aber lachten sie laut auf, und das genügte, um die Eifersucht des Madels ins Unermeßliche steigen zu lassen.

      Wie gut sie sich amüsieren, dachte Alex. Wirklich wunderbar! Erst macht dieser Hallodri sich an mich ran, dann vergnügt er sich wieder mit seiner Ex!

      Eine ganze Weile hockte Alex weiter hinter dem Busch. Beobachtete, wie die zwei sich amüsierten und hatte Mühe, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

      Dann sah sie, wie der Florian beim Kellner die Rechnung beglich. Sobald der Kellner sich wieder zurückgezogen hatte, erhoben sich der Florian und die Monika.

      Er half ihr in die Jacke, wobei sich beide drehten, so daß die Monika der Alexa jetzt den Rücken zuwandte, während der Florian in ihre Richtung blickte.

      Rasch duckte sich Alex. Einen Moment lang verbarg sie sich ganz hinter dem Busch, konnte so auch nicht sehen, was sich weiter abspielte.

      Tief atmete sie durch.

      Dann wagte sie einen weiteren Blick, kam hoch und lugte hinter dem Busch hervor.

      Und was sie jetzt zu sehen bekam, versetzte ihr einen Stich mitten ins Herz.

      Eng hatte die Monika die Arme um Florians Hals geschlungen, und sie küßten sich!

      Alexandra war, als hätte sich eine unsichtbare Kralle um ihr Herz gelegt, die jetzt unbarmherzig zudrückte.

      Tränen schossen ihr aus den Augen. Hastig wandte sie sich um und rannte, so schnell ihre Füße sie tragen konnten, davon.

      »Was ist denn los?« fragte die Monika Thiemann, als Florian sich hastig von ihr löste.

      Der Bursche hatte das Gefühl, sein Herzschlag müsse aussetzen. Alles war so schnell gegangen. Die Monika hatte ihm ihre Lippen auf den Mund gepreßt, ohne daß er es eigentlich gewollt hatte. Sicher, er hatte es geschehen lassen, hatte sich nicht gewehrt, und das war ein Fehler gewesen. Ein folgenschwerer Fehler.

      Während sie sich geküßt hatten, hatte er über Monikas Schulter hinweg die Alexandra Gruber hinter einem der nahen Büsche entdeckt. Nur einen Moment hatte er ihr Gesicht gesehen, dann hatte sich das Madl umgedreht und war davongerannt, als sei der Leibhaftige hinter ihr her.

      Florian zuckte zusammen. Plötzlich wurden seine Knie weich wie Pudding. Was hatte er bloß getan? Wie hatte er es zulassen können, sich von der Monika die Lippen auf den Mund pressen zu lassen? Und das Madl, das er liebte, war Zeuge dessen geworden und lief nun weinend davon.

      »Laß mich in Ruh’!« fuhr der Florian die Monika an. »Ich hab’ dir gesagt, daß ich nix mehr von dir will. Du kamst vorhin zu mir, um mit mir in aller Ruhe zu reden, weil auch du Freundschaft willst. Ich hab’ mich auf ein Gespräch mit dir eingelassen, weil ich dir geglaubt hab’. Wie kommst jetzt dazu, so etwas zu tun?«

      »Aber Florian.« Monika Thiemann warf ihm ein Lächeln zu. »Ich liebe dich nun mal, so begreif…«

      Doch den Rest des Satzes nahm der Florian schon gar nicht mehr wahr. Da lief er auch schon davon. Er mußte der Alexandra hinterher, mußte sie einholen, um mit ihr zu sprechen. Er mußte diese ganze Sache klarstellen, so schnell wie möglich!

      Er lief, so schnell er konnte. In seinen Seiten begann es zu stechen, und der Atem wurde ihm auch rasch knapp.

      Da konnte er die Alex, die er zunächst aus den Augen verloren hatte, wieder sehen. Jetzt lief er noch schneller.

      »Alex!« rief er keuchend. »Bitte, Alex. So bleib doch stehen. Wir müssen reden!«

      Doch die Alexandra blieb nicht stehen. Statt dessen lief sie auch immer schneller, doch nach einer Weile gelang es dem Florian schließlich, das Madel einzuholen. Er packte sie an der Schulter, und jetzt blieb auch die Alex stehen.

      »Was willst?« fragte sie barsch.

      Er keuchte. »Mit dir sprechen, Alex.«

      »Ich wüßt’ net, was wir noch zu sprechen haben sollten.«

      »Aber Alex, so laß mich doch erklären. Es wäre mir sehr wichtig, daß du mich anhörst.«

      Alexandra verkrampfte innerlich. Sie hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Aber sie zwang sich dazu, denn sie wollte jetzt nicht weinen. Nicht vor dem Florian, der soeben eine andere Frau geküßt hatte. Diese Blöße wollte sie sich nicht geben!

      Also riß sie sich tapfer zusammen. Eine Weile lag bedrückendes Schweigen in der Luft.

      Dann nickte das Madl. »Also gut.« Alexandras Stimme war kühl und trocken, völlig emotionslos, wenngleich es in der jungen Frau ganz anders aussah. »Sag, was du zu sagen hast!«

      »Ja, also…« Der Florian suchte nach den richtigen Worten. »Das, was du vorhin gesehen hast, ist net so, wie du jetzt denken magst.«

      »Laß mich raten, was du sagen willst: Der Kuß mit der Monika war dir net wichtig, er hat dir nix bedeutet.« Sie seufzte. »Ja, das wirst’ wohl so sehen. Vielleicht unterscheidet uns genau das voneinander: Dir bedeutet so etwas nix, mir schon. Vielleicht habt ihr in der Stadt da einfach andere Ansichten. Ich kann mir schon denken, daß du während deines Studiums viel mehr Partys und Flirten im Sinn hattest als den Unterrichtsstoff. Das wird dann wohl auch der Grund dafür sein, daß du die Prüfung net gleich auf Anhieb bestanden hast.«

      Er blickte sie stumm an. Plötzlich nahm sein Gesicht einen traurigen Ausdruck an. »Nein«, sagte er. »So darfst du das auch net sehen.«

      »Ach nein?« erwiderte sie. Ihre Stimme wurde lauter und kämpferisch. »Aber du darfst alles, wie? Mir erzählen, wieviel du doch für mich empfindest und dann einfach eine andere Frau küssen. Nein, mein Lieber, das laß ich net mit mir machen. Sicher, wir sind net miteinander liiert. Ich hab’ dich um ein wenig Zeit gebeten, und da hast mir g’sagt, daß du mir diese Zeit geben willst. Wenn sich das von heut’ auf morgen geändert hat und ich dir gleichgültig geworden bin, so brauchst du mir das nur zu sagen. Aber hinter meinem Rücken deine Ex abbusseln, das ist weiß Gott kein feiner Zug. Und jetzt laß mich bitt’ schön allein. Ich will nix mehr von alldem hören!«

      Hastig wandte sie sich um und lief eiligen Schrittes weiter.

      Florian spürte, daß es besser war, das Madl jetzt erst einmal in Ruhe zu lassen…

      *

      Zuhause angekommen, zog sich die Alexandra sofort in ihre Kammer zurück.

      Jetzt konnte sie ihre Tränen auch nicht länger zurückhalten. Das, was sie vorhin hatte mit ansehen müssen, konnte und wollte sie nicht wahrhaben.

      Sie hatte doch so viel für den Florian empfunden, und jetzt das! Wie hatte er das tun können? Nach so kurzer Zeit eine andere Frau küssen?

      War sie selbst schuld daran? War es ein Fehler gewesen, ihn um etwas Zeit zu bitten? Aber sie konnte doch keine Partnerschaft mit ihm eingehen, wenn sie noch nicht soweit war, wenn sie sich nicht völlig sicher war!

      Wäre bloß diese Monika Thiemann niemals hier in Steinbach aufgetaucht! dachte das Madl verbittert. Dann wäre heute alles noch so schön wie vor wenigen Tagen gewesen.

      Während Alexandra diese vielen Gedanken durch den Kopf gingen und sie nicht zur Ruhe kommen ließen, machte sich Florian in seinem Gästezimmer bittere Vorwürfe.

      Immer wieder stellte er sich ein und dieselbe Frage, auf die er einfach keine Antwort fand: Wie hatte er es nur zulassen können, sich von der Monika küssen zu lassen? Sicher, sie hatte ihn praktisch überfallen damit und er war einfach nicht in der Lage gewesen, so schnell zu handeln.

      Denn da hatte er ja schon die Alex entdeckt!

      Trotzdem – er hatte die Monika sofort von sich stoßen müssen, hätte es