Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740971656



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Ahnung. Ich kann sie ja auch net zwingen, wieder heimzufahren.«

      »Sicher.« Das Madl beendete das Thema. »Und jetzt laß uns mit dem Unterricht beginnen«, sagte sie übergangslos. »Schließlich haben wir noch viel zu tun.«

      Florian nickte. Und so begannen sie dann auch gleich darauf mit dem Nachhilfeunterricht.

      Doch mit ihren Gedanken war die Alexandra an diesem Tag ganz woanders.

      Sie konnte sich einfach nicht richtig konzentrieren…

      *

      Als Sebastian Trenker dem Gruber-Johannes an diesem Mittag wieder ein wenig bei der Hofarbeit zur Hand ging, spürte der Geistliche gleich, daß sein Freund nicht gerade bei bester Laune war. Zwar war das in letzter Zeit nicht unbedingt etwas besonderes, aber Sebastian merkte, daß es heute noch schlimmer zu sein schien als sonst.

      »Hast du dir meine Worte eigentlich mal durch den Kopf gehen lassen?« wollte der Pfarrer wissen und lenkte das Thema damit gleich in die richtige Richtung.

      »Wegen dem Madel?« Der Gruber schaute auf. Dann zuckte er mit den Achseln. »Schon. Ein wenig zumindest.«

      »Und?«

      »Nix und.« Er machte eine alles umfassende Handbewegung. Eine Weile schwieg er. Es war ihm förmlich anzusehen, daß es hinter seiner faltigen Stirn gewaltig brodelte. Dann: »Ach, ich hab’s ja versucht, Sebastian. Ich wollt’ mich ja bemühen, keinen Streit mehr mit dem Madel anfangen.«

      »Aber?«

      »Ach, ich weiß auch net. Immer, wenn ich mit ihr in Ruhe reden will, kommt’s doch wieder zum Streit. Weißt du, ich komm damit einfach net zurecht. Ich kann mich net mit dem Gedanken abfinden, daß das Madel den Hof verlassen will. Hinzu kommt, daß sie sich auch mit diesem Burschen so gut versteht. Aber ich sag dir, Sebastian, der ist nix für sie. Er wird sie nur enttäuschen, und dann wird sie sich wünschen, auf mich gehört zu haben!«

      Der Pfarrer aus St. Johann legte seinem Freund lächelnd eine Hand auf die Schulter. »Das ist schon möglich«, sagte er. »Aber es kann auch anders kommen. Und selbst wenn net – die Alex ist alt genug und muß ihre eigenen Erfahrungen machen. Sie ist zwar deine Tochter, aber auch du kannst sie vor Enttäuschungen net bewahren. Niemand kann das. Das mußt du einfach begreifen.«

      »Das ist weit einfacher gesagt als getan«, gab der Gruber grübelnd zurück.

      »Ich weiß. Aber du mußt es versuchen. Sonst wirst die Alex verlieren. Und das willst du doch auch net, oder?«

      Nein, das wollte der Gruber-Johannes weiß Gott nicht. Ihm war klar, daß sich etwas Grundlegendes ändern mußte, daß er sich ändern mußte.

      Aber würde er es auch schaffen, diese neu gewonnene Erkenntnis in die Tat umzusetzen?

      *

      Hatte Alexandra Gruber insgeheim gehofft, daß die Ex-Verlobte vom Florian gleich wieder aus Steinbach verschwand, so wurde sie bitter enttäuscht.

      Am frühen Abend fuhr sie in ihrem schnittigen Sportwagen vor und wollte den Florian zu einem Spaziergang abholen.

      Der war erst gar nicht angetan von dieser Idee, zumindest sah es für Alex so aus. Aus einiger Entfernung beobachtete das Madl, wie sich die zwei unterhielten. Schließlich sah sie, wie der Florian nickte, und gleich darauf ging er gemeinsam mit Monika Thiemann fort.

      Betroffen senkte die Alex den Blick. Geht er also wirklich mit ihr spazieren, dachte sie traurig. Und ich dacht’, er schickt sie fort und verbringt den Abend mit mir…

      Sie blickte ihnen hinterher, bis sie vollends außer Sichtweite gerieten.

      Wohin sie wohl gehen? fragte die Alex sich, während sie sich in der Küche einen Kräutertee aufbrühte. Sie lachte bitter auf. Wahrscheinlich geht der Florian mit ihr genau dorthin, wo er auch mit ihr immer war.

      Zum See…

      Grübelnd trank sie einen Schluck Tee. Sie wußte nicht, woran es lag, aber irgendwie schmeckte ihr das Getränk heute überhaupt nicht.

      Ohnehin fühlte sie sich hundeelend. Immer wieder mußte sie an den Florian denken. Sie hatte es ihm nie wirklich gesagt, aber sie liebte den Burschen. Er war genau der Mann, auf den sie immer gewartet hatte.

      Und er hatte ihr doch auch gesagt, daß er viel für sie empfand. Sogar küssen wollte er sie!

      Sehnsüchtig dachte sie an diesen Augenblick zurück. Damals hatte sie sich darüber geärgert, daß sie es nicht zum Kuß hatte kommen lassen.

      Heute war sie froh darüber. Schließlich wußte sie jetzt, daß dem Florian nicht wirklich etwas an ihr lag. Sonst würde er doch jetzt nicht soviel Zeit mit dieser Monika Thiemann verbringen! dachte das Madl verbittert.

      Am liebsten hätte sie sich jetzt in ihre Kammer verkrochen. Aber wozu? Um dort weiter ihren trüben Gedanken nachzuhängen? Um Zeit zu vertrödeln, nur wegen dem Florian?

      O nein! Plötzlich wurde ihr klar, daß das völlig sinnlos war. Warum sollte sie sich alles verleiden lassen?

      Nein, ich werde jetzt auch etwas unternehmen! nahm sie sich entschlossen vor. Ich werd’ meine ganze Zeit net nur mit Nachdenken verbringen.

      Und so verließ sie schon wenige Minuten später den Hof. Draußen begegnete sie dem Vater.

      »Wo willst denn hin so eilig?« erkundigte sich der Gruber-Johannes. »Hast’ net noch einen Moment Zeit? Ich würd’ gern noch einmal mit dir reden.«

      Hastig schüttelte die Alexandra den Kopf. O nein, dachte sie. Nach einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Vater steht mir jetzt gar net der Sinn.

      »Jetzt geht’s net, Vater. Laß es uns auf später verschieben, ja?«

      Und damit war sie auch schon auf und davon. Daß der Vater dieses Mal gar nicht auf Streit aus war bekam sie ebenso wenig mit wie die Tatsache, daß er jetzt ziemlich enttäuscht darüber zu sein schien, weil seine Tochter keine Zeit aufbringen konnte…

      Die Alexandra zog es in den Ort. Sie wollte in der Eisdiele einen Kakao trinken und vielleicht auch ein Stück Schokoladenkuchen essen. Etwas Süßes konnte sie jetzt gut gebrauchen. Nervennahrung, sozusagen…

      Die frische Luft tat der jungen Frau mehr als gut, und die Bewegung tat ihr übriges dazu. Hinzu kam dann auch das Gezwitscher der Vögel und das leise Wispern des Windes. All das war Balsam für ihre angeschlagene Seele und ließ sie ihre Sorgen schon bald vergessen. Sie wunderte sich selbst darüber, daß sie nach kurzer Zeit an der frischen Luft gar nicht mehr über den Florian und diese Monika nachgrübelte.

      Als sie das kleine Eiscafé dann aber erreichte, sollte sie schlagartig wieder an das erinnert werden, an das sie eigentlich heute abend nicht mehr nachdenken wollte.

      Denn als sie sich nun einen Platz auf der Terrasse der Eisdiele suchen wollte, erblickte sie zwei Personen, die ihr nur zu gut bekannt waren.

      Den Florian und die Monika!

      Alexandra zuckte unwillkürlich zusammen. Einen Augenblick lang stand sie wie zur Salzsäule erstarrt da, unfähig, sich zu rühren.

      Dann riß sie sich rasch aus ihrer Erstarrung und wich zur Seite.

      Hastig blickte sie sich um.

      Rechts von sich, abseits der Terrasse, entdeckte sie einige Büsche. Flink eilte sie dorthin und suchte hinter einem der Büsche Deckung. Von hier aus konnte sie den Florian und seine Begleitung beobachten, ohne Gefahr zu laufen, selbst entdeckt zu werden.

      Aber war das nicht schon längst geschehen?

      Fieberhaft dachte Alexandra nach. Der Florian hatte mit dem Rücken zu ihr gesessen. Er konnte sie unmöglich gesehen haben, als sie auf der Terrasse gewesen war. Aber die Monika saß ihm genau gegenüber. Sie hätte die Möglichkeit gehabt, und Alex fragte sich, ob sie sie nicht sogar gesehen hatte. Einen Augenblick hatte sie nämlich das Gefühl gehabt, eine überraschte Regung im Gesicht der jungen Frau gesehen zu haben.

      Allerdings