Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740971656



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harten Wintern im Gebirge beharrlich trotzen konnten. Hoch über ihm kreiste ein Adlerpaar am Himmel. In einiger Entfernung konnte er einige Gemsen in den Bergen erblicken. Vögel zwitscherten ihre schönen Lieder.

      Der Pfarrer atmete tief durch. Es war wirklich wundervoll hier. Einfach herrlich!

      Schnellen Schrittes wanderte Sebastian auf das Grubersche Wohnhaus zu. Er konnte kaum erwarten, seinen alten Freund und dessen Kinder endlich wiederzusehen.

      Viel zu lange hatten sie sich nicht mehr gesehen. Früher hatten sie guten Kontakt miteinander gehabt, doch in der letzten Zeit war der etwas abgeflaut, was nicht zuletzt daran lag, daß der Bergpfarrer in St. Johann Tag für Tag alle Hände voll zu tun hatte.

      Als Sebastian auf das Haus zuging, kam der alte Gruber gerade aus dem Stall, der sich rechts neben dem Wohnhaus befand. Er erblickte den Pfarrer und sah ihn ungläubig an.

      »Sebastian Trenker?« fragte er ungläubig. »Bist du’s wirklich, Hochwürden?«

      Sebastian lachte auf. »Ganz recht, Johannes. Ich bin’s tatsächlich. Da staunst’, wie?«

      Die zwei Freunde begrüßten sich herzlich, und fünf Minuten später saßen sie sich drinnen im Wohnhaus am Küchentisch gegenüber.

      »Trinkst doch sicher einen Enzian mit mir, net wahr?« erkundigte sich der Gruber-Johannes und erhob sich.

      Sebastian schüttelte den Kopf. »Für einen Schnaps ist es mir ehrlich gesagt, noch ein bisserl zu früh.«

      Der Johannes sah ihn verdutzt an. »Nun stell dich mal net so an, Hochwürden. Schließlich ist’s schon nach Mittag.«

      In dieser Hinsicht duldete der Bauer keinen Widerspruch. Er stellte eine Flasche Enzian und zwei Schnapsgläser auf den Tisch und bedeutete dem Pfarrer einzuschenken.

      Sebastian grinste in sich hinein. »Na, da muß ich mich wohl geschlagen geben«, sagte er und schenkte ein.

      »Das will ich auch meinen, Hochwürden!«

      Die Männer prosteten sich zu und stellten anschließend die geleerten Gläser ab.

      »Wie lange hast’ denn vor zu bleiben?« erkundigte sich der Gruber, während er das geleerte Glas auf den Tisch stellte.

      Der Pfarrer hob die Schultern. »So genau weiß ich das noch gar net. Ein paar Tage aber ganz sicher. Ich muß jetzt nur noch schauen, ob in der Pension drunten im Dorf noch ein…«

      »Ach was, das kommt gar net in Frage!« protestierte der Gruber. »Du wohnst natürlich bei uns, verstanden?«

      Der Pfarrer lächelte dankbar.

      In dem Augenblick betrat der Grubersche Nachwuchs die Kü­che.

      Sebastian erhob sich und sah die beiden Geschwister an. »Na, ihr habt euch aber verändert!« sagte er und begrüßte zuerst die hübsche Alex, dann ihren drei Jahre älteren Bruder Benno, einen netten, hochgewachsenen Burschen. Schlank und gut aussehend war der Benno, aber das wußte der Sebastian ja noch. Es war zwar schon einige Zeit her, daß er ihn und auch die Alex das letzte Mal gesehen hatte, aber gar so sehr verändert hatten sie sich auch wieder nicht.

      Sebastian führte einen kurzen Plausch mit Alex und Benno, dann verabschiedeten sich die zwei Jung-Grubers fürs erste und verließen die Küche. Dem Pfarrer war jedoch nicht entgangen, daß das Madl etwas bedrückt wirkte, wenngleich es sich sehr darüber gefreut hatte, den sympathischen jungen Pfarrer nach so langer Zeit wiederzusehen.

      Gerade überlegte Sebastian, wie er vorsichtig auf das Thema zu sprechen kommen sollte, als Alex noch einmal den Raum betrat.

      »Was ist denn noch?« raunzte der Bauer sie an. »Siehst’ denn net, daß der Pfarrer und ich zu reden haben?«

      Das Madl ging gar nicht darauf ein. »Ich hab’ dir doch von dem Burschen erzählt, dem ich Nachhilfe geb’, Vater.«

      »Und?«

      »Du hast doch sicher nichts dagegen, daß er für die Dauer seines Aufenthaltes bei uns wohnt, oder? Wir haben doch genug Gästezimmer.«

      Der alte Gruber schüttelte den Kopf. »Kommt net in Frage. Ich bring doch net so einen Stadtmenschen zwei Monate lang kostenlos in meinem Haus unter.«

      Alex rollte die hübschen dunklen Augen. »Ach herrje, Vater. Nun stell dich mal net so an. Ich werd’ gut für die Nachhilfestunden bezahlt, die ich ihm geb. Wenn du drauf bestehst, geb ich dir halt was davon ab für die ›Zimmermiete‹.«

      »Das will ich auch hoffen.«

      »Also, ist’s in Ordnung?«

      Der alte Gruber machte eine alles umfassende Handbewegung. »Mach doch, was du willst!«

      »Dann ist’s ja gut.« Das Madl nickte, lächelte dem Pfarrer kurz zu und verließ die Küche.

      Sebastian wandte sich wieder dem Johannes zu. »Was ist denn das für ein Bursche aus der Stadt, von dem die Alex gesprochen hat?« erkundigte er sich.

      Der Gruber winkte genervt ab. »Irgend so einer, der durchs Examen gefallen ist und dem das Madl jetzt Nachhilfe geben soll.« Er seufzte abgrundtief. »Und um ihre Pflichten auf dem Hof macht sie sich dann mal wieder keine Gedanken, aber das ist ja nix Neues!«

      Sebastian Trenker nickte. Es war offensichtlich, daß es im Moment keinen Sinn hatte, weiter nachzuhaken. So beließ er es dabei.

      Fürs erste zumindest…

      *

      Florian Martens lenkte seinen Wagen eine Anhöhe hinauf und bremste ab.

      Vor ihm lag der Hof der Grubers.

      Nun hatte er sein Ziel also erreicht. Doch der Anblick des Gruber’schen Anwesens ließ seine Stimmung nicht gerade besser werden. Das war wohl wirklich nicht die Umgebung, in der sich ein Stadtmensch, wie er einer war, wohl fühlen konnte. Davon war der junge Mann jedenfalls felsenfest überzeugt.

      Sicher, die Landschaft war schön, das mußte selbst er zugeben. Die wundervolle Natur mit den vielen Feldern und saftgrünen Wiesen, der Ausblick auf die Berge… All das lud sicher so manchen Städter zu einem Erholungsurlaub ein. Und ein paar Tage hätte Florian sicher auch gern einmal hier verbracht.

      Aber zwei ganze Monate?

      Nein, das war nichts für ihn! Das war ihm viel zu einsam. Er wußte jetzt schon, daß er sich hier zu Tode langweilen würde!

      Und an die Lernerei wollte er jetzt gar nicht denken.

      Hätte er sich doch nur nicht darauf eingelassen!

      Aber jetzt war es zu spät, da mußte er jetzt wohl oder übel durch.

      Er fuhr bis zum Wohnhaus vor und stellte den Motor ab. Noch einmal atmete er tief durch, dann gab er sich einen Ruck und stieg aus dem Wagen. Frische Bergluft wehte ihm entgegen, fuhr durch sein kurzes, modisch geschnittenes dunkles Haar und blähte sein offen stehendes Jackett auf.

      Gerade wollte Florian auf das Wohnhaus zugehen, da kam ein sportlicher großer Bursche auf ihn zu. Er trug zerschlissene Arbeitskleidung, die ebenso so schmutzig war wie seine Hände. In den Händen hielt er Werkzeug.

      »Grüß Gott«, sagte der Bursche. »Kann ich helfen?«

      Florian nickte. »Ich möcht’ zu Alex Gruber.«

      »Ach ja«, antwortete der Bursche. »Bist bestimmt der Nachhilfeschüler, was?«

      Florian nickte knapp. Nachhilfeschüler – wie das schon klang!

      »Ich bin der Bruder«, stellte sich der Bursche vor. »Heiße Benno. Wenn du Lust hast, können wir gern mal zusammen so richtig was unternehmen. Bist ja jetzt länger hier.«

      Florians Augen begannen für einen kurzen Augenblick hoffnungsvoll zu leuchten. »Ja, gern«, sagte er, und auf seine Lippen legte sich der Anflug eines Lächelns. »Gibt’s denn hier in der Umgebung gute Möglichkeiten, um was zu unternehmen?«

      »Aber