Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek. Peter Schrenk

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Название Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek
Автор произведения Peter Schrenk
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745212532



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Hast du in letzter Zeit viel Schokolade oder Süßigkeiten gegessen? Bisschen viel getrunken? Harte Sachen?« Innerlich verflucht Benedict seine trinkfreudigen ISAT-Kollegen, fragt aber ziemlich scheinheilig: »Nö, warum?«

      »Du hast etwas viel schlechte Fette im Blut. Nichts Gravierendes, aber du solltest das wieder unter Kontrolle bringen, bevor uns das aus dem Ruder läuft! Wie viel wiegst du eigentlich zur Zeit?«

      »Na, so ...«

      »Geh doch gerade mal nebenan auf die Waage!«, unterbricht der Arzt kurz und bestimmt Benedicts Gestammel.

      Danach sieht ihn Dr. Lenzfried lächelnd an. »Sowohl als Freund als auch als Internist empfehle ich dir, runde acht Kilo abzuspecken! Wirklich! Schadet deinem Allgemeinbefinden überhaupt nicht, und bei den Frauen ... macht das ungeheuren Eindruck. Wenn dir daran noch was liegt!«

      Benedict weiß, dass sein Freund recht hat. Schon seit ein, zwei Monaten fühlt er sich nicht richtig wohl. Und was seine Kleidung betrifft, ist der Hauptkommissar ein rechter Geizhals. Hat keine Lust, die sündhaft teuren Kö-Klamotten wegzuwerfen.

      »Hast ja so recht, Lenz! Wenn ich diese Sache im Präsidium hinter mir habe, fange ich sofort an, mich zu kasteien. 800 Kalorien und spritziges Mineralwasser. Großes Pfadfinderehrenwort!«

      »Ausgezeichnet!« Dr. Lenzfried legt die Karte wieder auf den Tisch zurück. »Und sonst? Alles in Ordnung? Was macht der Hannes?«

      »Ja, ja. So weit alles okay. Von Hannes habe ich seit damals nichts mehr gehört. Die Football-Saison ist ja auch vorbei, leider.«

      Der Blick des Düsseldorfer Polizeibeamten wird wieder von dem großen Fenster angezogen und wandert hinaus auf das Benrather Schloss.

      »Weißt du eigentlich, wie viele Leute dich um diese Praxislage beneiden, mit Blick auf das Schloss!?«

      Dr. Lenzfried, schon mit dem Studium der nächsten Patientenkarte beschäftigt, antwortet geistesabwesend. »Meinst du, die würden meine Arbeit auch eintauschen wollen? Tut mir wirklich leid, Benny, aber es ist Freitagnachmittag, und der Warteraum ist noch gerammelt voll! Hast du noch irgendein Problem?«

      »Nein, nein. Ist ja in Ordnung. Das heißt ... du hast mir doch damals bei unserer Feuerwerksfete von diesen Frauen erzählt, die angeblich so eine Art Selbsthilfetruppe gegen diesen Sexualstraftäter organisieren wollten ...«

      »Jaa, ich erinnere mich«, sagt Lenzfried zurückhaltend.

      Benedict erzählt seinem Freund kurz von den aufgetauchten Flugblättern.

      »Könntest du dir vorstellen, dass unter deinen Patientinnen jemand dazugehört? Oder fiele das unter die ärztliche Schweigepflicht?«

      Nachdenklich nimmt Dr. Lenzfried seine Brille ab und steckt sie zusammengeklappt in die Brusttasche seines weißen Kittels. Dann steht er entschlossen auf und geht zur Tür des Sprechzimmers. »Nein, Kommissar. Das wohl nicht gerade. Ich weiß so was aber nicht. Will es auch gar nicht wissen. Und wenn ich es wüsste ...«, der Arzt verharrt einen kurzen Moment mit der Hand auf der Türklinke, »bin ich mir nicht sicher, ob ich es dir sagen würde!«

      »Frau Wehren, bitte! Sprechzimmer 1!«, tönt es blechern aus dem Lautsprecher im Wartezimmer.

      Benedict macht noch einen Umweg über die Schlossallee, um ein paar Sachen für Lore einzukaufen. An dem neuen Einkaufszentrum sieht er zu seiner Überraschung Gansers roten Flitzer stehen, kann sich dann aber denken, warum. Der Kriminalhauptmeister hat immer noch eine Reihe nützlicher Kontakte zu kleineren und größeren Ganoven der Düsseldorfer Halbwelt. Wird sicher im Château rumhorchen.

      Das Café Ballon hat sich während seiner Abwesenheit bis auf den letzten Platz mit Benrather Gymnasiasten gefüllt. Die drei Kollegen sind so vertieft in ihre Diskussion, dass sie Benedict erst bemerken, als er schon sitzend fragt: »Sollten wir das nicht lieber an einem etwas weniger öffentlichen Ort machen?«

      Sorgfältig sammeln sie die auf dem Tisch verstreuten Skizzen und Lagezeichnungen zusammen und zahlen.

      *

      General Munroe, Jack Donahue und Sean South sitzen an dem großen Esstisch über einem ausgebreiteten Lageplan des Benrather Schlosses. Eine weitere Karte an der Wand gibt einen Überblick über den Stadtteil Benrath, und über den ganzen Tisch verstreut liegen Polaroid-Fotos von Punkten, die für die Durchführung der Aktion von Bedeutung sein werden. Die Operation Berlin befindet sich im akuten Planungsstadium. Minutiös erarbeiten die drei SASU-Kämpfer mögliche Szenarien für den Ablauf der Operation. Wieder und wieder gehen sie die einzelnen Alternativen auf mögliche Risiken und Erfolgsaussichten durch. Zeiten werden genommen, auf ihre Sicherheit geprüft und wieder korrigiert. Fluchtwege festgelegt. Verschleierungsmanöver vorbereitet.

      Nach zwei Stunden angestrengter Arbeit klappt Munroe das Drehbuch mit den bis jetzt fixierten Abläufen zusammen.

      »Pause! Zehn Minuten.«

      Jack Donahue geht zu seinem bevorzugten Platz am Fenster und beobachtet den Verkehr auf dem Autobahnkreuz. Er hat festgestellt, dass ihn das entspannt.

      In der Küche mixt sich Sean South seinen üblichen Müsli-Brei, von dem er annimmt, dass er seiner Gesundheit förderlich ist und die Verdauung anregt. Er notiert sich jeden Tag penibel, wie oft sein Darm die normale Pflicht versieht.

      Munroe sinniert immer noch über dem Lageplan des Schlossparks. Diese drei Experten, über deren Zusammenarbeit mit der Polizei das Special Active Service Unit inzwischen informiert wurde, könnten zusätzliche Probleme bereiten. Aber die Berliner Ablenkungsaktion der arabischen Freunde würde wohl in der Zwischenzeit für die gewünschte Verwirrung sorgen. Es ist zwar alles getan worden, um den wirklichen Angriffsort zu verschleiern, trotzdem sollte man die Leute nicht unterschätzen. Von jetzt ab würden sie auf Tauchstation gehen und sich so wenig wie möglich außerhalb der Wohnung sehen lassen.

      Und dann ... das zweite Manöver würde die Verwirrung des Gegners sicher noch steigern und ihnen noch mehr Luft verschaffen. Es muss einfach klappen. Die Zeit war reif.

      Munroe atmet tief durch.

      10

      »Ach du lieber, mein Vater!«

      Sollte bis zu diesem Freitagnachmittag Hauptkommissar Vitus H. Benedict der Ernst der Lage noch nicht klar geworden sein, dann führt mit dem Auftauchen der Bereitschaftsverstärkung für die ISAT-Gruppe kein Weg mehr an dieser Einschätzung vorbei. Liszt und Herrmann.

      »Wer um Himmels willen hat euch zu uns geschickt?«

      Hart, McGrath und O’Connell schauen der Szene verständnislos zu.

      Dem riesigen Herrmann gelingt es, sich trotz seiner Körpermasse hinter seinem kleinen Kameraden zu verstecken, der schlitzohrig meint: »Fast richtig, Herr Hauptkommissar! Aber nicht direkt der Himmel, eher eine Etage tiefer: Der Leitende Kriminaldirektor hat uns von der Wache Garath zu Ihnen kommandiert!«

      »Wir sollen uns zu Ihrer Verfügung halten!«, wagt sich jetzt auch Herrmann wieder ins Rampenlicht und mustert neugierig die ihm unbekannten Mitglieder des ISAT-Büros.

      Die eisigen Drillinge in Benedicts Rückenmark strahlen Gefahr nach allen Seiten